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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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dem
Netz
Geschäfte gemacht; damals hatte sie bei der Vorbereitung eines Austausches von Agenten eine Vermittlerrolle zwischen ihm und Tarrant.«
    Oberon schüttelte den Kopf. »Ich kenne sie besser als Golitsyn. Ich habe für sie gearbeitet, und ich weiß, nach welchem Denkschema sie das
Netz
geleitet hat. Es wäre absolut hoffnungslos, sie anwerben zu wollen. Sie würde gegen all das sein, wofür die
Watchmen
stehen. Und selbst wenn sie einverstanden wäre, halte ich die Idee für schlecht. Es verhält sich nämlich so, Major, daß sie in ihrem Innersten verweichlicht ist. Ich weiß, das ist schwer zu glauben, aber es ist die Wahrheit. Ihre Fähigkeiten und ihre Intelligenz setzt sie nicht immer voll ein. In einigen Dingen ist sie zu ganz erstaunlichen Leistungen imstande, in anderen verhält sie sich wiederum völlig idiotisch.«
    »Sie hat einige sehr harte Männer unter ihre Kontrolle gebracht, Hugh. Und andere hat sie vernichtet.«
    »Sicherlich, das stimmt schon. Ich stelle ja auch nicht ihre Aktionen in Frage, aber wenn man ihre Beweggründe betrachtet, könnte einem schlecht werden. Es wäre dumm, auch nur zu versuchen, sie anzuwerben, denn es könnte gut sein, daß sie dann auf die Idee kommt, sie müßte unsere Organisation zerstören, so wie sie es bei Bora und ein paar anderen getan hat. Wir würden sie natürlich töten, aber bevor wir dazu kämen, hätte sie wahrscheinlich schon eine Menge Unheil angerichtet.«
    Die beiden Männer gingen schweigend nebeneinander her. Als sie den Strohballen mit dem Pfeil darin erreichten, ergriff St. Maur das Wort: »Einverstanden. Ich werde Golitsyn sagen, daß nichts daraus wird.«
    »Er könnte darauf bestehen«, gab Oberon vorsichtig zu bedenken. Die blaßblauen Augen zeigten keinerlei Gefühlsregung, und doch spürte er wieder den beunruhigenden Schauer über seinen Rücken laufen, den der starre Blick des Major Earl St. Maur jedesmal bei ihm auslöste. »Golitsyn kann auf gar nichts bestehen«, sagte St. Maur »Er ist für die Finanzen, die Verwaltung und allgemeine Taktik zuständig. Von Krankin und ich besitzen die alleinige Verantwortung für Rekrutierung, Ausbildung und Ausführung von Aktionen.«
    Oberon überlegte sich, wie er möglichst taktvoll seine Überzeugung darlegen könnte, daß Golitsyn in dem Triumvirat, das die
Watchmen
kontrollierte, unter Umständen sogar der Anführer war, trotz der Gleichberechtigung aller drei Mitglieder. Er entschied sich jedoch, diesen Gedanken für sich zu behalten, und sagte: »Ich habe also die Probe von Gezelle überwacht und seinen Fehler berichtigt. Gibt es sonst noch etwas zu tun, bevor ich wieder zum Stützpunkt zurückkehre?«
    St. Maur schwieg eine Zeitlang, dann antwortete er:
    »Unter den gegenwärtigen Bedingungen und auch angesichts dessen, was Sie mir gerade über Modesty Blaise gesagt haben, wäre es vielleicht strategisch gut, sie für die Zukunft von weiterem Herumgeschnüffel abzuhalten.«
    »Ich verstehe nicht recht. Wie meinen Sie das?«
    »Jemand hat versucht, sie zu ermorden. Untersuchungen durch die Polizei sind ja schön und gut, aber es wäre mir nicht recht, wenn die Blaise sich ernsthaft damit befassen würde, die Angelegenheit persönlich zu untersuchen, nicht in diesem Stadium der Dinge. Aber sie kann keine Gewißheit darüber haben, daß überhaupt sie das Opfer des Anschlags sein sollte, und wenn nun in den nächsten Tagen jemand Tarrant umlegen würde, dann müßte sie dadurch den Eindruck bekommen, daß auch der erste Mordversuch gegen ihn gerichtet war und nicht gegen sie. Verstehen Sie jetzt, worauf ich hinauswill?«
    »Ja. Aber ich würde sagen, daß es eher …« Oberon brach mitten im Satz ab, als St. Maur seine Schützenposition einnahm und den Fünfunddreißig-Pfund-Bogen spannte. Dann kam das schwirrende Abschußgeräusch, und die beiden sahen zu, wie die roten Federn einen flach geschwungenen Bogen beschrieben und immer kleiner wurden, bis sie schließlich nur noch ein roter Punkt an einem weiß gestrichenen Baumstumpf auf der anderen Seite des Baches waren. »Ein Mord an Tarrant würde sie eher noch in dem Gedanken bestärken, die Sache zu untersuchen, anstatt sie davon abzuhalten«, schloß Oberon.
    »Da bin ich nicht Ihrer Meinung«, erwiderte St. Maur und schulterte seinen Bogen. »Aber ich werde jedenfalls keinen Befehl ausgeben, bevor ich nicht das Ganze mit Golitsyn besprochen habe.«
    »Er ist hier?«
    »Kommt heute an.«
    Golitsyn reiste gewöhnlich mit einem

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