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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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portugiesischen Paß, in dem als Beruf Direktor einer angesehenen Weinexport-Firma angegeben war. Oberon fragte den Major: »Falls er dafür ist, möchten Sie, daß ich den Job übernehme?«
    »Nein. Ich will nicht, daß es ein
Watchman
macht. Sie werden eine geeignete Person für den Auftrag anwerben, falls wir uns dazu entschließen.«
    »Sie haben vorhin gesagt: ›unter den gegenwärtigen Bedingungen‹, und ›in diesem Stadium der Dinge‹. Haben Sie dabei an etwas Bestimmtes gedacht?«
    St. Maur sah weiterhin geradeaus auf seinen Weg, und trotzdem bemerkte Oberon das plötzliche Leuchten in seinen harten, blauen Augen, und die durchdringende Stimme war auf einmal ausnahmsweise beinahe weich, als er sagte: »Allerdings, Hugh. Unternehmen
Morgenstern
steht jetzt zeitlich fest. Im September.«
    Oberon blieb wie angewurzelt stehen, und der Earl hielt ebenfalls im Schritt inne, drehte sich um und entblößte seine Zähne zu dem bei ihm seltenen, krokodilartigen Lächeln.
    »Ist es angekündigt worden?« wollte Oberon wissen.
    »Ein westliches Gipfeltreffen im September?«
    »Es wird offiziell erst am Freitag angekündigt werden, aber es ist vereinbart worden. Golitsyn hat es von seinen Kontaktmännern in Washington, Paris und Bonn bestätigt bekommen, und von hier auch.«
    »Und es wird in Funchal stattfinden, wie es vor einem Jahr geplant war?«
    »Nicht ganz. Es wird auf Porto Santo abgehalten, was sogar noch besser für uns ist. Golitsyn hat sich nicht nur darauf verlassen, was seine Computer aus den Daten gemacht haben, die er ihnen eingefüttert hat. Außerdem hat er dafür gesorgt, daß seine Kollegen ihre friedlichen Mittel zur Meinungsbildung im Westen in Gang setzen, um die Trommel für Madeira als Tagungsort zu rühren.«
    Das dürfte stimmen. Oberon erinnerte sich an einen Vormittag, als er mit Golitsyn auf einer felsigen Anhöhe gestanden war und von dort das Tal beobachtet hatte, wo zwei Sechs-Mann-Patrouillen sich in einem Messerkampf ums Überleben bemühten, den Gegner zu überrumpeln. Die kleinen Äuglein in dem fetten Gesicht hatten vergnügt gezwinkert, als Golitsyn mit tiefer, volltönender Stimme gesagt hatte:
    »Sicherlich, es hat fünf bis sechs Millionen gekostet, diesen Stützpunkt hier zu bauen und zu tarnen, mein kleiner Soldat, aber so riskant war der Einsatz in diesem Spiel gar nicht. Das nächste Gipfeltreffen muß einfach in Europa stattfinden, damit der amerikanische Präsident ein bißchen Respekt vor seinen armseligen Verbündeten beweisen und sie davon überzeugen kann, daß sie jetzt nicht zu Bett gehen und sich die Decke über den Kopf ziehen dürfen. Aber es kann nicht in einem der bedeutenden Mitgliedsstaaten sein, denn das würde die anderen bedeutenden Staaten verstimmen. Ein anderer Grund ist der, daß ein bißchen Schmeichelei sehr wohl den Ausschlag in dem Vorhaben geben könnte, Portugal dazu zu überreden, sich mehr für die NATO zu engagieren. Lissabon ist allerdings aus sicherheitstechnischen Erwägungen ein schwieriger Ort. Eine Insel ist da viel besser. Und Madeira hat ein ausgezeichnetes Klima. Deshalb haben alle Prognosen des Geheimdienstes auf Funchal gewiesen, was auch die Computerergebnisse bestätigten, und so haben unsere Meinungsmacher in den ausländischen Medien und den verschiedenen Regierungen damit begonnen, kleine, suggestive Andeutungen zu machen …«
    Wieder schwirrte ein Pfeil von der Bogensehne.
    Oberon atmete vor lauter Freude tief durch. Die Voraussage war also fast hundertprozentig eingetroffen.
    Porto Santo war die kleine Insel etwa fünfundzwanzig Meilen nördlich von Funchal. In nur vier Monaten würden die
Watchmen
also ihren ersten echten Schlag ausführen, genau wie geplant. Und er, Hugh Oberon, den Modesty Blaise verächtlich beiseite gestoßen hatte, war nun an etwas viel Größerem beteiligt, als sie sich jemals hätte träumen lassen, denn er war die rechte Hand des Triumvirats an der Spitze der
Watchmen
, eine stärkere und tödlichere rechte Hand, als Garvin es je gewesen war.
    Sie gingen über eine rostige Brücke. Oberon fragte:
    »Werden Sie die Aktion in San Francisco jetzt abblasen, um von nun an alles Training nur noch speziell auf
Morgenstern
zu konzentrieren?«
    »Auf keinen Fall. Dafür reicht ein Monat völlig, ich will ja nicht, daß mir die Männer einrosten. Sie werden Unternehmen
Baystrike
genau nach Plan durchführen. Momentan arbeitet von Krankin am Entwurf des Aktionsablaufs, und wir werden ihn uns ansehen, wenn

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