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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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wenn sie sich nicht unterhalten wollen? Dann könnten wir ziemlich in der Klemme sitzen. Ich selbst habe keine Waffe dabei. Werden Sie eine mitnehmen?«
    »Ich habe immer einen Satz Messer im Wagen.« Willie legte den Bleistift auf den Tisch. »Geben Sie mir dreißig Minuten Vorsprung, Sir G. Ein bißchen mehr macht nichts aus, aber es darf auf keinen Fall weniger sein. Dann machen Sie alles genauso, wie ich es Ihnen gesagt habe.« Er ging forsch auf die Tür zu, durch die man auf eine Seite des Wohnwagens gelangte, die von den Männern im Cortina nicht gesehen werden konnte.
    Tarrant sagte noch: »Aber ich kann mir wirklich beim besten Willen nicht vorstellen, wie …« Aber er verstummte. Die Tür war bereits zu, und Willie Garvin weg.
    Es war kurz nach sechs an einem Sonntagnachmittag, und es kam Tarrant so vor, als wäre die Welt völlig entvölkert, während er durch die öden Überreste der früheren Docks fuhr. Neben dem Pub
The Stag
hatte er einen Lieferwagen und ein Auto stehen sehen, aber jetzt hatte er seit einer halben Meile kein anderes Auto mehr überholt und auch keinen Fußgänger gesehen.
    Der graue Cortina war irgendwo hinter ihm. Seine Verfolger waren vor der Einfahrt in den Blackwall Tunnel etwas langsamer geworden, um einige andere Wagen vorfahren zu lassen, dann hatten sie wieder aufgeschlossen, blieben jedoch sofort wieder zurück, sobald ihnen klar war, daß er am Themseufer entlangfuhr.
    Das letzte Mal hatte er sie vor weniger als einer Minute im Rückspiegel gesehen, als sie gerade aus einer Kurve kamen.
    Tarrant hatte nur wenig Zeit gehabt, um sich Gedanken darüber zu machen, was Willie wohl vorhatte.
    György war nur eine Minute nach Willies Abfahrt zurück in den Wohnwagen gekommen und hatte für die Dauer der Wartezeit eine höfliche Unterhaltung mit Tarrant über die königliche Familie begonnen. Beim Wegfahren aus Blackheath war er zu beschäftigt gewesen, auf die Straße und auf seinen Rückspiegel zu achten, als daß für andere Gedanken Zeit gewesen wäre.
    Links neben der Straße verlief nun der hohe Wellblechzaun, mit grüner Farbe gestrichen und mit Rostflecken bedeckt. Bei der Kurve weiter vorne standen die Flügel der Einfahrt offen, und Tarrant spürte, wie er immer angespannter wurde.
    Er bremste leicht, bog von der Straße ab und lenkte seinen Rover vorsichtig durch das Tor über die stellenweise aufgebrochene geteerte Zufahrt, die zu einem unheimlichen Gebäude aus rußgeschwärzten Ziegelsteinen in hundert Meter Entfernung führte. Dahinter sah er einen Schaufellader und ein Fahrzeug mit Raupenantrieb neben einem halb verdeckten Lagerschuppen stehen. Er fuhr um das Haus herum, wie Willie Garvin es ihm gesagt hatte, sah die breite Öffnung einer ehemaligen Tür vor sich und brachte den Wagen zum Stehen. Hinter der nächsten Ecke bemerkte er das scheinbare Chaos einer Baustelle, Sandhaufen und aufgetürmte Ziegel, zerpflügte Erde, große Wasserlachen und Holzbretter für die Betonverschalung.
    Als er aus seinem Wagen stieg und über einen morastigen Pfad auf das Gebäude zuging, schien es ihm, als hörte er das entfernte Geräusch eines zweiten Autos aus der Richtung der Einfahrt. Im Inneren des Gebäudes war nichts mehr zu sehen, aus dem man hätte erraten können, was diese Fabrik hier einmal hergestellt hatte.
    Der Fußboden war aus Beton, mit flachen rechtwinkligen Vertiefungen, wo früher die Maschinen gestanden hatten. Schwere, eckige Betonpfeiler trugen den Boden des oberen Stockwerks. Es war heller, als er gedacht hatte, denn die Fenster waren sehr groß. Tarrant ging über den feuchten Steinboden zu der Ecke, wo eine Treppe nach oben führte. Er bemerkte, daß er sich steif bewegte, die Hände zu Fäusten geballt, die Schultern verkrampft, und er versuchte, sich zu entspannen. Zwischen diesem und dem nächsten Stockwerk gab es drei Treppenaufgänge, und auf dem ersten Absatz wurde ihm die Sicht auf das Erdgeschoß versperrt. Hier auf den Stufen war es wesentlich dunkler als unten, das einzige Licht kam aus einem schmalen Fenster in der Wand des mittleren Treppenabsatzes, und Tarrant schämte sich für den Schweiß auf seiner Stirn, als er in das Licht des ersten Stockwerks hinaustrat.
    Zygmunt Zdrzalkywicz wartete neben dem Cortina auf der aufgebrochenen Asphaltstraße, bis sein Bruder hinter der Ecke des Gebäudes verschwunden war, dann setzte auch er sich in Bewegung und ging durch den Haupteingang hinein. Der große Mann bewegte sich sehr leichtfüßig; sein

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