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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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der Hut vor der Beinabwehr. Sein Ziel war der Fußtritt an die Schläfe, mit dem sich die Angelegenheit erledigen würde. Aber urplötzlich, vollkommen unerwartet und mit so unglaublicher Schnelligkeit, daß Zygmunts Selbstvertrauen zusammenbrach, wurde er mitten in der Bewegung zurückgerissen und fühlte, wie sich eine grausame Beinschere um seinen Hals schloß.
    Einen Augenblick lang erstarrten die Kämpfer.
    Zygmunt hockte halb zusammengekauert am Boden und starrte auf die übereinander gekreuzten Beine seines Gegners hinab, die seinen Hals mit den Fußgelenken in der Zange hatten. Willie Garvins Schultern berührten den Boden, die Arme hatte er ausgebreitet, an seinem Gesicht lief Blut herunter, und er sah zu Zygmunt auf. Der versuchte jetzt einen Handkantenschlag seitlich gegen sein Knie zu landen, aber ein Ruck der beiden Beine, die ihn festhielten, nahmen dem Hieb jede Kraft. Dann machte er einen tiefen Atemzug und packte die Fußgelenke um seinen Hals; er spannte seinen ganzen Körper an, um alle Kraft in seine Fingerspitzen zu legen, die nun Schmerz und Lähmung verursachen sollten.
    Im selben Moment drehte sich sein Gegner, indem er als Angelpunkt seinen Rücken ganz rund machte, so daß sein Körper sich beinahe völlig zusammenkrümmte und sein Kopf sich bis auf wenige Zentimeter Zygmunts ausgestrecktem Fuß näherte. Es war ein Angriff aus dem Nirgendwo, ohne Namen, nie beschrieben, in keinem System des Kampfsports zu finden, und bei all seiner großen Erfahrung war Zygmunt nicht imstande zu erkennen, was er davon zu erwarten hatte, er sah nur, daß er jetzt seinen Absatz in Garvins Gesicht rammen konnte.
    Sofort nachdem er den Fuß erhoben hatte, wurde sein Gelenk gepackt, dann das andere, und er hing nun frei in der Luft, an drei Punkten festgehalten, an den beiden Füßen und um den Hals. So hob ihn Garvin hoch und schwang ihn in einer weiten Parabel über seinen Kopf. Zygmunts Finger bohrten sich nun wütend in die Fußgelenke, die sich immer noch um seinen Hals schlangen, aber es war zu spät; denn aus irgendeinem Grund hatte sich seine Richtung unmerklich geändert, so daß er auf einmal immer schneller wurde und mit dem Kopf zuerst und der gesamten Masse seines hundert Kilo schweren Körpers dahinter auf einen der vierzig Zentimeter starken Betonpfeiler zuflog, nicht auf eine der flachen Seiten, sondern gegen die V-förmige Kante, und sein Verstand schrie ihm zu, die Hände nach vorne zu bringen und sich abzuschirmen, aber es war zu spät, und er war tot, bevor er den krachenden Aufprall überhaupt registrieren konnte.
    Tarrant stand im obersten Stockwerk an einer rechteckigen Öffnung, aus der der Fensterstock herausgebrochen worden war, und blickte hinunter. Vor einer Minute war der eine Zwilling über die eiserne Feuerleiter in den ersten Stock geklettert und durch eine Tür oder ein Fenster nach innen verschwunden, wahrscheinlich um sich zu vergewissern, ob sein Opfer, Tarrant, sich dort nicht versteckt hatte. Er und sein Bruder arbeiteten nach einer einfachen Zangentaktik, um seine Flucht zu verhindern, was Willie ohne Zweifel auch vorhergesehen hatte. Tarrant fragte sich, was Willie inzwischen wohl mit dem anderen Zwilling bereden mochte, und überlegte von neuem, warum er die beiden voneinander hatte trennen wollen, um sich »ein wenig mit ihnen zu unterhalten«.
    Der Mann erschien nun wieder auf der Feuerleiter und stieg weiter hinauf. Tarrant wartete ab. Es war äußerst wichtig, daß er so lange wartete, bis der Mann vom dritten in den vierten Stock kletterte, bevor er innen auf der Steintreppe wieder hinunterstieg, sonst könnte er unter Umständen mit ihm zusammentreffen.
    Willie hätte ihn darauf aufmerksam machen sollen, als er seine Anweisungen gegeben hatte, dachte Tarrant jetzt. Aber vielleicht war er der Meinung gewesen, daß das ohnehin selbstverständlich sei.
    Der Augenblick kam, und Tarrant trat vom Fenster zurück, um die Treppe wieder hinunterzugehen, wobei er versuchte, keinerlei Geräusch zu verursachen. Als er im zweiten Stock angelangt war und kurz anhielt, um angestrengt zu lauschen, glaubte er das leise Knirschen von Schritten zu hören, die sich die Treppe herunterbewegten. Zwanzig Sekunden später kam er im Erdgeschoß an und blieb erstarrt stehen. Willie Garvin lehnte an einem Pfeiler, die Hand gegen seine Rippen gepreßt, er atmete keuchend, und eine Hälfte seines Gesichtes war blutverschmiert. Zu seinen Füßen lag ein Mann reglos und zusammengesunken neben dem

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