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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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saß ein wenig in sich zusammengesunken in der Ecke der Polsterbank. Seine Gesichtszüge waren völlig leer, seine blauen Augen ohne jeden Ausdruck.
    Tarrant begann: »Es mag zwar absurd scheinen, aber ich habe keine Möglichkeit …«
    »Ruhe.« Es lag gar kein Nachdruck in dieser Aufforderung, und doch verstummte Tarrant sofort. Er zog an seiner Zigarre und betrachtete Willie Garvin genauer.
    Plötzlich kam es ihm vor, als säße ein Fremder vor ihm, denn so hatte er Willie Garvin noch niemals zuvor gesehen, dieser Mann hier war jetzt so sehr in sich gekehrt, als hätte er die Hülle seines Körpers überhaupt ganz verlassen. Trotzdem kam Tarrant irgend etwas an der Erscheinung die Willie ihm nun bot, auf sonderbare Weise vertraut vor, um nach wenigen Augenblicken wußte er auch, was es war. Er hatte dieses Phänomen schon einmal beobachtet, an Modesty Blaise und zwar unter den Stalaktiten der riesigen unterirdischen Höhle von Lancieux. Unbewaffnet, nackt und am ganzen Körper eingefettet, so daß sie im Widerschein des Lampenlichts wie eine silberne Statue schimmerte, so hatte sie sich zwischen Tarrant und dem grinsenden Killer gestellt, der sie mit Riesenkräften und über natürlichem Können vorher bereits einmal bezwungen hatte.
    In dem Wohnwagen blieb es weiterhin still. Widerwillig zwang sich Tarrant, seine Situation zu überdenken. Für einen ausreichenden Schutz würde er ein Team von acht Männern brauchen, die vierundzwanzig Stunden lang im Schichtdienst arbeiteten. Und das kam einfach nicht in Frage. Auf lange Sicht mußte ein zu allem entschlossener Mörder immer Erfolg haben. Ein Schauer lief durch die Nerven seiner Kopfhaut, und ein eisiges Gefühl griff auf den Magen über. Er könnte die polnischen Zwillinge natürlich verhaften und als unerwünschte Ausländer deportieren lassen, aber es gab keinerlei Möglichkeit, ihre Rückkehr nach England zu verhindern. Letzten Endes würde es doch auf das gleiche hinauslaufen.
    Wieder blickte er auf Willie Garvin, und einen Moment lang hatte er den unwirklichen Eindruck, daß der kräftige Mann tatsächlich mit Modesty Blaise in Verbindung stand, nicht auf irgendeine parapsychologische Weise, sondern einfach durch sein tief verankertes Wissen darüber, wie sie sich in einer beliebigen Kombination von verschiedenen Umständen verhalten würde.
    Nach kurzer Zeit erwachte Willie seufzend aus seinem versunkenen Zustand. »Ich werde mich wohl ein wenig mit den Zwillingen unterhalten müssen«, sagte er düster und resigniert.
    Tarrant zog die Stirn in Falten. »Wird das denn einen Sinn haben?«
    »Wenn ich keinen Fehler dabei mache, dann könnte es funktionieren. Sind Sie einverstanden, es auf meine Art zu erledigen, Sir G.? Dann arrangieren wir ein Zusammentreffen nach meinem Plan.«
    Tarrant lächelte verzerrt. »Nach allem, was Sie mir über die beiden erzählt haben, kann ich mir zwar nicht vorstellen, daß Sie damit etwas ausrichten können, aber selbstverständlich: Versuchen Sie es.«
    »In Ordnung. Nehmen Sie sich den Feldstecher da und sehen Sie durchs Fenster. Sie haben so geparkt, daß sie in unsere Richtung sehen.«
    »Könnten sie uns ebenfalls mit dem Feldstecher beobachten?«
    »Nein. Sie dürften nur Ihren Wagen im Auge behalten wollen. Sie haben wahrscheinlich vor, Sie so lange zu verfolgen, bis sich ihnen eine hübsche Gelegenheit bietet, Sie rasch und problemlos und ohne Zeugen abzuservieren. Wenn es sein muß, dann bleiben sie Ihnen wochenlang auf den Fersen. Offensichtlich halten sie den Zirkus nicht für einen geeigneten Platz für einen Mord. Es laufen hier zu viele Leute herum.«
    Geduckt stellte Tarrant das Fernglas scharf, bis er den Cortina deutlich vor sich sah. Zwei Männer saßen auf den Vordersitzen, beide mit kurzen blonden Haaren und breiten, sehr ähnlichen Gesichtern. Der eine trug einen grauen Pullover, der andere einen dunkelblauen.
    Einer las in einer Zeitung.
    Während er sie beobachtete, hörte Tarrant das Geräusch einer Wählscheibe. Nach kurzer Pause hörte er Willie sprechen. »Hallo, Liz, hier Willie. Holst du bitte mal Dave an den Apparat?« Nach einer Weile: »Oh, danke, sehr gut. Und du? Was ist mit den Kleinen? Schön. Okay, meine Liebe, ich bleib dran.«
    Tarrant ließ den Feldstecher sinken, rutschte vom Fenster weg und setzte sich wieder auf. Nach einer halben Minute sprach Willie weiter: »Ja, danke. Hör mal, Dave, hast du heute auf dem Bauplatz gearbeitet? Aha, das hab ich mir schon gedacht. Und hast du

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