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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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schlechte Nachricht gefaßt entgegen und hielt ihre seelische Verfassung im Gleichgewicht.
    »Bitte warte dort auf mich, Kim. Ich habe mir ein Auto gemietet, also kann ich in ein paar Minuten bei dir sein.«
    »Gut, ich stehe Ecke Powell Street.«
    Sie legte auf, schüttelte den plötzlichen, sinnlosen Wunsch ab, Willie Garvin in ihrer Nähe zu haben, griff nach dem Pullover und nach ihrer Handtasche und ging aus dem Zimmer. Die Wagenschlüssel lagen an der Rezeption für sie bereit. Es herrschte dichter Verkehr, trotzdem hatte sie zehn Minuten später einen Parkplatz für den Scirocco in der Beach Street gefunden und ging dann zu Fuß zu der Kreuzung, wo Kim auf sie wartete. Sie hatte die Form ihres Gesichtes bis jetzt noch nicht mit den Watteeinlagen verändert, denn das war vorerst nicht nötig, doch in ihren neuen Kleidern und mit der veränderten Frisur war sie schon fast bei Kim angelangt, als er sie unter den anderen Fußgängern erkannte. Sie ergriff seinen Arm, überquerte mit ihm die Straße, und dann gingen sie den Fisherman’s Wharf entlang.
    »Der Name des Boots war
Old Hickory
«, sagte er.
    »Glaubst du, daß sie noch einmal zurückkommen?«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, wieder Verbindung aufzunehmen, deshalb hoffe ich es. Und ich hoffe auch, daß es nicht schon zu spät ist.«
    Er warf ihr von oben einen Seitenblick zu. »Kannst du mir jetzt noch ein bißchen mehr erzählen, Schatz?«
    Sie standen ein wenig abseits hinter der langen Reihe von Fischerbooten, die am Kai vertäut waren, und starrten über die Bucht von San Francisco, während sie ihm nun in kurzen Worten berichtete, wie sie damals den Überfall des
Netzes
auf Boras Schiff angeführt hatte und dabei auf Ben Christie gestoßen war, sie vergaß auch nicht die Schädelverletzung und den Sack, in dem er schon fertig zum Ertränken verschnürt gewesen war. »Ich hab ihn dann eine Weile in meinem Haus pflegen lassen, bis sein Zustand sich besserte«, schloß sie, »und letztes Jahr habe ich ihn wiedergesehen, als er gerade in London war. Als er vorhin plötzlich unter den Gästen im
Grasshopper
vor mir auftauchte, da habe ich ihn beim Namen genannt. Das war eine kriminelle Dummheit, Kim. Wenn ich gesehen hätte, daß er mit jemandem zusammen dort war, dann hätte ich mich wahrscheinlich beherrscht und abgewartet, ob er auf mich zukommt, aber der andere Mann stand hinter mir …« Sie verstummte und ließ das Bild des bärtigen Gesichtes, das sie eine Sekunde lang gesehen hatte, im Geiste wieder entstehen, und wieder spürte sie, wie ein kleines, tiefliegendes Bruchstück ihrer Erinnerung sich krampfhaft Gehör zu verschaffen suchte.
    Kim fragte: »Und du hast dich nicht geirrt? Ich meine, du bist ganz sicher, daß es Ben Christie gewesen ist?«
    »Ganz sicher. Und ich bin auch ganz sicher, daß er gerade einen Auftrag für den CIA erledigte. Er hat mich erkannt, das habe ich gesehen, aber er mußte mir die kalte Schulter zeigen, weil ich seinen Namen gesagt hatte, und das war nicht der, unter dem ihn sein Begleiter mit dem Bart kannte.«
    »Na gut, aber du hast doch versucht, deinen Fehler wieder zu vertuschen, also vielleicht hast du ihn gar nicht enttarnt. Wenn doch, dann ist das schlimm, aber es bedeutet ja noch nicht unbedingt, daß er deshalb in Gefahr ist. Er könnte ja nur irgendeinen Routinejob gemacht haben.«
    »Ja, könnte sein. Andererseits könnte ich auch sein Todesurteil damit gesprochen haben. Ich kann jedenfalls nicht einfach meiner Wege gehen und die Sache ungeklärt lassen.«
    Nach kurzem Schweigen fragte Kim: »Was willst du denn tun?«
    »Ich hatte gehofft, daß ich Ben verfolgen und eventuell zu seinem Schutz eingreifen könnte, so lange bis ich merke, ob seine Tarnung aufgeflogen ist oder nicht. Wenn ja, dann könnte ich seine Flucht decken. Wenn nein, dann geht sein Auftrag genauso weiter wie vorher, und ich verdrücke mich. Aber jetzt haben sie ihn mit einem Fischerboot aufs Meer gebracht.« Sie richtete kurz einen abwesenden Blick auf Kim. »Und das ist ein guter Platz für ein richtiges Verhör.«
    Hinter ihnen bummelten Spaziergänger, unterhielten sich, starrten aufs Meer hinaus, aßen frische Krabben oder Garnelen an Tarantino’s Crab Stand, andere Leute kauften, verkauften und schwatzten miteinander, und Kim Crozier bekam auf einmal ein Gefühl der Unwirklichkeit, von dem sein Mund ganz trocken wurde. »Aber was kannst du denn jetzt machen?« fragte er sie. »Die Polizei anrufen? Oder das FBI?«
    Sie

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