Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
oben ein Schalter und zwei Frequenzskalen und an einer Seite eine große und eine kleine Steckbuchse angebracht waren. Das mußte der Sender sein, von dem Oberon gesprochen hatte, der den Doppelimpuls zum Zünden der Sprengladungen auslösen würde.
    Die
Old Hickory
hatte jetzt wieder Fahrt aufgenommen und war mit etwa fünf Knoten auf nördlichem Kurs. Als Modesty nach Osten auf die Bucht blickte, konnte sie undeutlich die dunklen Umrisse der beiden riesigen Brückenpfeiler vor dem nur wenig helleren Nachthimmel ausmachen; weiter unten sah sie zwei blinkende Lichtstreifen, die in beiden Richtungen von Ufer zu Ufer fuhren, die Scheinwerfer der Autos hinter den stählernen Verstrebungen des Brückengeländers.
    Szabo sah nach oben. »Laß jetzt die Kabel zum Stromgenerator und zur Antenne runter, Sandy«, rief er jemandem zu.
    Wegen der Persenning über sich konnte sie nicht auf die Kommandobrücke des Kutters sehen; sie hörte jedoch eine gemurmelte Antwort, und kurz darauf wurden zwei dünne Kabel herabgelassen. Szabo zog an ihnen, bis er mit den Steckern das Sendegerät erreichen konnte. Sie bemerkte, daß das eine Kabel zur Stromversorgung des Senders diente, während das andere den Funkimpuls in die hohe Antenne leiten würde. Nun brauchte nur noch jemand den Schalter umzulegen, und das westliche Tragseil der Golden Gate Bridge würde an einem seiner Enden zerfetzt werden, und ungefähr fünfzig Wagen auf der Brücke würden mitsamt ihren Insassen zusammen mit der Straße ins Wasser stürzen. Danach würde Oberon seinen Triumph noch ein oder zwei Minuten lang auskosten, und dann sollten sie und Ben sterben.
    Sie verarbeitete diese Details, blickte sich langsam um und stellte schließlich eine letzte Berechnung an.
    Langsam drängte sich das Bewußtsein durch die Schleier aus Schmerz, Furcht und Verzweiflung, die Ben Christies Verstand vernebelten. Sein Blick fiel auf zwei Füße und die Planken eines Schiffes. Dann wurde ihm klar, daß es seine eigenen Füße waren, und er hob unter großen Anstrengungen den Kopf. Noch während er dies tat, wurde es in seinem Kopf so seltsam klar, als hätte sich ein Teil seines Wesens vom Körper losgelöst, und er betrachtete nun die Szene von außen, frei von allen Emotionen.
    In der Mitte des Achterdecks stand ein Tisch, auf dessen Platte ein grauer Kasten, ein elektronisches Steuergerät, lag. Der Bärtige namens John beugte sich gerade darüber und warf einen Blick auf die anderen, Szabo, der sich von der zusammengesunkenen, unsicher gegen ein Schott gelehnten Gestalt entfernte, die er selbst, Ben Christie, war. Auf der linken Seite des Tisches stand Hans, der ihm vorhin von seiner Besteigung des Brückenpfeilers erzählt hatte, und hielt eine Pistole in der Hand, mit der er auf eine Frau zielte, die neben ihm stand. Eine dunkelhaarige Frau, die Ben irgendwie bekannt vorkam … Modesty Blaise … ja, jetzt kam die Erinnerung zurück. Sie mußte ihm gefolgt sein, und die anderen waren auf ihr Kommen vorbereitet gewesen.
    Heftiger Kummer erfaßte Christie in seiner leidenschaftslosen Betrachtung der Lage. Nein, nicht auch noch sie. Nicht nach dem schwarzen Mädchen vorhin …
    Nun brach der Schrecken und der Schmerz durch die Barrieren hindurch. Er war wieder ganz bei sich, wußte, was geschehen war und was gleich kommen sollte, und wurde von dem Bewußtsein gepeinigt, daß er selbst hilflos war, seiner Kräfte beraubt und zu schwach, um auch nur ohne Halt auf eigenen Füßen zu stehen. Und sie war ebenso hilflos, an Händen und Füßen gefesselt, um den Hals einen Strick gelegt, eine Hand verletzt und verbunden.
    Christie nahm seine Umgebung immer noch mit derselben Klarheit und mit geschärften Sinnen wahr, und die Ereignisse vor ihm schienen in Zeitlupe abzulaufen. Szabo war der einzige, der sich bewegte, setzte langsam einen Fuß vor den anderen und ging dabei auf den Tisch zu.
    Christie überließ ihn auf diesem langen Weg sich selbst und richtete seine Aufmerksamkeit auf Modesty Blaise. Irgend etwas in ihrer Haltung hatte sich verändert, aber er erkannte nicht genau, was es war. Ihre gefesselten Hände lagen vor ihrer Brust, den Kopf hatte sie ein wenig gedreht, so daß sie nun auf Hans blickte, der einen Meter entfernt zu ihrer Rechten stand. Ihre linke Hand mit dem Verband zeigte nach oben, und wenn sie eine Waffe darin hätte, dann würde sie damit jetzt auf den Kopf von Hans zielen, genau wie seine Pistole auf ihren gerichtet war.
    Eine unsinnige Hoffnung flackerte

Weitere Kostenlose Bücher