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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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in Christie auf, als er sah, wie die gekrümmten Finger dieser bandagierten Hand sich auf einmal langsam öffneten. Jetzt waren sie ausgestreckt, fest aneinander gepreßt und bogen sich noch ein Stückchen durch. Der Schuß war im Lärm der Schiffsmaschinen kaum zu hören, aber wie unter einem Vergrößerungsglas sah Christie das kleine, schwarze Loch, das plötzlich in dem Verband um ihre Hand entstand, ein winziges Loch in der Nähe der Mittelfingerwurzel, aus dem nun auch eine dünne Rauchfahne entwich. Inzwischen war Hans’ Kopf leicht nach hinten gezuckt, seine Pistole fiel zu Boden, und sein Kopf hatte oben eine kleine Öffnung, als das kleinkalibrige Geschoß in steilem Winkel wieder austrat, nachdem es seinen Weg durch sein Gehirn vollendet hatte.
    Ein einschüssiger Zweiundzwanziger unter dem Verband. Mit Mühe machte sich Christie klar, was geschehen war. Eine kleine Hülsenwaffe, die durch den Druck des Handballens ausgelöst wurde, und, Donnerwetter, sie hatte also doch noch ein As im Ärmel gehabt, und jetzt war sie plötzlich wieder mit im Spiel.
    Sie schien sich immer noch in Zeitlupe zu bewegen, aber trotzdem viel rascher als alle anderen, als er nun zusah, wie sie einen Satz nach vorne machte, die gefesselten Hände auf den Tisch legte und in der hohen Flanke eine Drehung ausführte, um beide Füße in das Gesicht des Bärtigen auf der anderen Seite zu rammen, so daß er gegen die Reling zurückgeschleudert wurde.
    Szabo hatte die Kabel fallen gelassen und griff jetzt nach dem Revolver, der auf seinem Rücken im Gürtel steckte, und warf sich vorwärts. Bevor er ihn noch herausgezogen hatte, flankte sie wieder zurück in seine Richtung, landete diesmal jedoch nur einen leichten Treffer mit einem Fuß, der Szabo lediglich aus dem Gleichgewicht brachte. Christie hörte den unartikulierten, gepreßten Schrei, den er selbst ausstieß, als er sich aus seiner Starre löste. Jetzt packten ihre gefesselten Hände wie eine Zange den Sender auf dem Tisch, und mit einem känguruhartigen Satz hüpfte sie zur Steuerbordreling hinüber. Szabo hatte sich wieder gefangen und stand geduckt auf dem Deck. Langsam erhob er sich, in seiner Schockreaktion wichen die Lippen über den zusammengepreßten Zähnen zurück, und seine Augen waren weit aufgerissen, aber der Revolver kam langsam hoch. Sie aber unternahm keinen Versuch, ihn am Schießen zu hindern, sondern wirbelte herum und schleuderte das Sendegerät weit über die Reling ins Wasser. Dann vollendete sie ihre Drehung, wobei sie eines der gefesselten Beine anhob, um ihre Geschwindigkeit beizubehalten, und stand schließlich wieder Szabo gegenüber. Es war jedoch zu spät für einen Angriff oder ein Ausweichmanöver, denn seine Waffe hatte ihr Ziel schon gefunden, und in seinen Augen stand Mord zu lesen, als sich sein Zeigefinger um den Abzug krümmte.
    Ben Christie warf sich mit allerletzter Kraft vorwärts, wobei ihn eine Schlingerbewegung des Bootsdecks in seinem Stolpergang unterstützte. Er stürzte auf Modesty zu, vorbei an Szabo, und warf sich zwischen die beiden, machte seinen Körper ganz breit, um sie so gut wie möglich abzuschirmen. Wie einen Hammerschlag spürte er die Kugel, die irgendwo unter dem linken Schulterblatt in seinen Rücken eindrang, und er schrie mit tonloser Stimme: »Lauf … lauf weg!«, als ihn die Wucht der Revolverkugel in ihre Arme schleuderte.
    Ihre Augen waren zwei riesige, schwarze Seen, nur wenige Zentimeter von seinen Augen entfernt. Sie nutzte seinen Aufprall mit einem Schritt nach hinten aus und schlang dabei ihre gefesselten Hände über seinen Kopf und seine Schultern, um ihn festzuhalten und am Fallen zu hindern, dann lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Reling, hob seinen Körper mit unglaublicher Kraftanstrengung in die Luft, drehte sich um und ließ sich zusammen mit ihm über Bord fallen.
    Eine zweite Kugel pfiff dicht über seinen Kopf, als sie sich gerade von der Reling lösten und abwärts rasten.
    Er fühlte den harten Aufschlag auf dem Meer, den Schock und einen stechenden Schmerz und schluckte zuviel Wasser. Sie drehte sich um und brachte ihren Körper unter seinen. Er spürte, wie sich ihre weichen Brüste gegen seinen Rücken preßten, als sie ihn nach oben drückte, dann tauchte sein Gesicht aus dem Wasser, und er atmete keuchend ein.
    Der Kutter war schon dreißig Meter weit weg von ihnen, und im Licht der Laterne auf dem Achterdeck sah er die perspektivisch verkürzte Silhouette von Szabo, der sich

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