Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
geworden, berichtete er, wie der CIA ihn mit der Legende von Dave Lang ausgestattet hatte, einem Ex-Soldaten, der zum Verbrecher geworden war, und zwar eigentlich für einen ganz anderen Auftrag. Daß er den
Watchmen
als eventueller Mitarbeiter empfohlen wurde, war ein völlig unerwarteter Glücksfall gewesen, und er hatte sofort die neue Aufgabe bekommen, diese Organisation zu infiltrieren. Sein Einsatzleiter am Ort war Tom Casey. Der Leiter der ganzen Aktion in Langley hieß Franklyn. Ben Christies Stimme nahm einen leichten Beiklang von Zorn an, als er Franklyns Namen erwähnte. Als Sicherheitsmaßnahme hatte Ben mit seinem Einsatzleiter während des gesamten Auftrags nur minimale Verbindung gehabt. Der Kontakt zwischen den
Watchmen
und ihrem potentiellen Rekruten war über mehrere Mittelsmänner gelaufen, bis Ben heute endlich mit »John« zusammengetroffen war.
    »Viel mehr … weiß ich nicht«, flüsterte die immer schwächer werdende Stimme in die Nacht hinaus. »Sie lassen einen Test machen. Wenn man versagt, ist man tot. So machen sie es wohl. Als sie mir erst einmal … von der Brücke erzählt hatten, da konnten sie mich nicht mehr laufen lassen, falls ich es nicht getan hätte … du weißt schon … das schwarze Mädchen. Oh Scheiße, diese abgemagerte schwarze Fixerin.«
    Sie sprach direkt in sein Ohr, so tröstlich, wie sie nur konnte: »Das ist gar nicht geschehen, Ben. Es war nur ein böser Traum. Ein böser Traum. Du bist verletzt und hast Fieber, und dauernd hast du diesen furchtbaren Alptraum. Hör mir zu, Ben. Weißt du, wie sie ihre Flucht geplant hatten? Weißt du, wo ihr Hauptquartier ist? Wer steht hinter den
Watchmen

    »Tut mir leid … keine Ahnung. Der eine sagte … lassen die Brücke im Auftrag der Armenier hochgehen.
Armenier
. Das ist doch Blödsinn. Die kleine Schwarze … sie war nur ein Alptraum? Ehrlich? Sag’s mir, Modesty. Sag’s mir noch mal.«
    »Ein böser Traum, ehrlich, Ben.«
    »Dem Himmel sei Dank. Es kommt mir immer noch wie Wirklichkeit vor.« Plötzlich zuckte sein Körper, und seine brüchige Stimme wurde schärfer. »Wozu bleibst du denn noch hier? Schwimm los, Modesty. Verdammt noch mal, alleine schaffst du es doch leicht. Rüber zum Strand, und dann rufst du Tom an. Der alte Ben hält schon durch, keine Angst. Ich laß mich einfach treiben, bis du wiederkommst und mich rausholst. Los, Liebling, schwimm weg.«
    »Ja, Ben, mach ich.« Sie strich über sein Gesicht und redete leise auf ihn ein. »Ich mach mich in ein paar Minuten auf den Weg. Will nur noch warten, bis die Flut voll eingesetzt hat.« Der letzte Satz ergab zwar keinen Sinn, aber sie war sicher, daß er zu verwirrt war, um das zu begreifen.
    »In ein paar Minuten? Versprichst du mir das?«
    »Versprochen«, log sie. »Jetzt versuch, dich auszuruhen, Ben. Es wird schon alles in Ordnung kommen.«
    »Ja. Natürlich, Modesty.« Er konnte gar nicht mehr richtig sprechen. »Ein Glück … das schwarze Mädchen … war nur ein beschissener Traum.«
    Dann schwieg er. Sein Atem ging sehr laut und keuchend, aber der Puls wurde schwächer und unregelmäßig. Sie drehte den Kopf, um das Meer nach den Lichtern irgendeines Schiffs abzusuchen, das auf die Bucht zufuhr, sah aber nichts. Wenn Ben überleben sollte, dann mußte sie ihn so bald wie möglich an Land bringen. Mit ihm in den Armen zu schwimmen, würde sehr anstrengend sein und furchtbar langsam gehen, aber die Mühe könnte sich jetzt eher lohnen, denn wenn sie an diesem Punkt ihre Richtung in der Strömung nur um hundert Meter verändern könnte, dann machte das später vielleicht einen Unterschied von mehreren Stunden aus. Sie packte seinen Kopf mit beiden Händen, und ihre Beine begannen einen stetigen Takt von Schwimmzügen.
    Gegen drei Uhr, als die Nacht am dunkelsten war, trieben sie unter der Brücke durch, nur einen Steinwurf entfernt vom südlichen Pfeiler, aber es war ihr nicht gelungen, ihn zu erreichen, schon gar nicht ihr eigentliches Ziel, Fort Point auf der südlichen Landzunge. Die Strömung war zu reißend gewesen, und ihre Kräfte hatten durch die lange Anstrengung schon nachgelassen. Jetzt trieb sie mit ihrer Last langsam in die wieder breiter werdende San Francisco Bay hinein, und allmählich kroch ihr die Kälte in die Knochen.
    Sie befürchtete, daß Ben schon tot war, denn es gelang ihr nicht mehr, den Puls an seinem Hals zu spüren; das konnte aber auch daran liegen, dachte sie, daß ihre Finger in der Kälte gefühllos geworden

Weitere Kostenlose Bücher