Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen
tat. »Ach ja. Dieser Gegenstand befand sich, glaube ich, in einem kleinen Museum an der Südküste Großbritanniens, das in der Folge durch ein Feuer schwer beschädigt wurde, was wir einem unserer GEA-Teams sehr hoch anrechnen müssen.« Er schaute Mrs. Ram mit blinzelnden Augen an.
»Sehen Sie, liebe Dame, ich halte es für wichtig, daß ein Beweis für irgendeine
Ursache
der Explosion auf unserem Tanker vorliegt, und vorzugsweise irgendeine
äußere
Ursache. Nun das …« Er wies mit einer kraftlosen Bewegung auf das Metall, »das ist eine Erinnerung aus dem Zweiten Weltkrieg. Es ist ein Teil einer jener Magnetminen, die die Deutschen beim Vormarsch im Westen gelegt haben, und mir wurde versichert, daß man es leicht als solche identifizieren kann.«
Thaddeus Pilgrim lehnte sich zurück und schloß beinahe die Augen. »Also stellen wir uns ein Szenarium vor, das über rund vierzig Jahre reicht«, sagte er träumerisch. »Es beginnt damit, daß die Mine durch ein vorbeifahrendes Schiff aus ihrer Verankerung gerissen und an die Oberfläche gezogen wird, wo sie dahintreibt. Durch eine glückliche Fügung berührt dieses Schiff sie nicht. Auch andere Schiffe nicht, und so treibt und treibt sie immer weiter …« Er begleitete seine Worte mit einer schlaffen Bewegung seiner Hände. »… hinaus in den großen Atlantischen Ozean, treibt dort ziellos in der unendlichen Weite herum und trägt Jahr für Jahr ihre tödliche Last über Zehntausende von Kilometern.«
Er öffnete die Augen und fixierte sie. »Der Sprengstoff, versicherte man mir, wird wirksam bleiben, und die Mine selbst ist so konzipiert, daß sie sich nicht zersetzen wird, nicht einmal nach einem so langen Aufenthalt im feuchten Element.« Er lächelte geistesabwesend und wiederholte: »Aufenthalt im feuchten Element«, als fände er Gefallen an dieser Wendung.
»Also«, sagte er in einem Ton, den man bei ihm fast energisch nennen konnte, »in den ersten Jahren ist die Wahrscheinlichkeit einer zufälligen Kollision mit einem Schiff sehr gering, aber im Laufe der Zeit muß sie natürlich immer größer werden, bis eines Tages, eines sehr nahen Tages …« Er hob die Hände wie in Zeitlupentempo und sagte: »
Puff
! Ein unglücklicher Tanker stößt in der Nacht vor der Küste Senegals damit zusammen, und bei der Explosion fällt ein Stück der Hülle in ein Rettungsboot, das am … ach,
Davit
wird das, glaube ich, genannt, befestigt ist.« Er strahlte über den Schreibtisch. »Ich beziehe mich natürlich auf eines der Rettungsboote, in denen, wie Sie so weise arrangiert haben, man auch ein paar Leichen jener armen Männer finden wird, die anscheinend nach Verlassen des Schiffes ihren tödlichen Verletzungen erlegen sind.«
Mrs. Ram schüttelte immer wieder fassungslos den Kopf. »Das ist … einfach perfekt, Doktor«, sagte sie mit vor Erregung zitternder Stimme. »Ich bin so aufgeregt, so aufgeregt …«
»Ich werde Ihnen in Kürze die speziellen Einrichtungen zur Verfügung stellen, die Sie zur Linderung einer solchen Aufregung benötigen, Mrs. Ram«, sagte er liebenswürdig, »aber zuerst möchte ich Sie inständig bitten, mir noch einige Augenblicke Ihrer Zeit zu schenken, um mir einen kurzen Bericht über den Fortgang unserer laufenden Missionen der Gebetserhörungsabteilung zu geben.«
»Ja, ja natürlich, Doktor.« Mrs. Ram ordnete die Papiere auf ihrem Manuskripthalter. »Im Augenblick sind drei Teams in Aktion, jedes aus zwei Personen bestehend. Zeitpläne sehen vor, daß alle Aktionen rechtzeitig abgeschlossen sind, damit sich alle Ausführungsorgane auf Hallelujah-Szenarium konzentrieren können. Erstes Team, bestehend aus Ritter und Bonsu, ist zur Zeit in westafrikanischem Staat, Kodename Sirius. Junges Mädchen, weiße Aussteigerin, wurde wegen Rauschgiftbesitzes und Beleidigung eines Regierungsmitgliedes zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt.«
Mrs. Ram sah kurz auf. »Bonsu kommt aus Nachbarstaat und nimmt, an, daß die Beleidigung als das schwerwiegendere Vergehen betrachtet würde. Gefängnis ist schmutzig, ohne ärztliche Versorgung, und es gibt Gründe zur Annahme, daß Regierungsmitglied Mädchen nach ihrer Weigerung, mit ihm zu schlafen, verleumdet hat. Herkömmlichen Organisationen wie dem Roten Kreuz et cetera ist es gelungen, ihre Freilassung zu erreichen. Vater des besagten Mädchens ist amerikanischer Millionär, der um unsere Gebete für ihre Unversehrtheit und Befreiung ersucht hat. Ritter und Bonsu berichtet, daß Tod
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