Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen

Titel: Modesty Blaise 12: Die Lady läßt es blitzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
Vom Netzwerk:
die Colliers, oder Sir Gerald Tarrant, der Geheimdienstchef, waren oft sehr frustriert gewesen, weil Modesty Blaise und Willie Garvin bei der Wiedergabe von Details ihrer Heldentaten sehr zurückhaltend waren. Aber ihre Abneigung gegen Reminiszenzen war nicht vorgetäuscht. Abgesehen davon, daß man aus den Erinnerungen von gestern etwas lernen konnte, war es für beide weitaus interessanter, was das Morgen an Unbekanntem für sie bereithielt.
    Aber nun befand sich Willie Garvins Gedächtnis in einem chaotischen Zustand, und sie hatte es sich zur Aufgabe gestellt, ihm sehr sanft dabei zu helfen, es wieder in Ordnung zu bringen. Sie hatte das schummrige Licht brennen lassen, so daß er die Augen öffnen und sie sehen und gleichzeitig die Nähe ihres Körpers spüren konnte. Und nun begann sie eine müßige Aufzählung der Ereignisse ihrer gemeinsamen Jahre. Sie verharrte nicht bei Details, sondern versuchte, ihm ein verbales Fotoalbum zu präsentieren, und blätterte mit ihm die Höhepunkte durch, um sein benommenes Erinnerungsvermögen zu reaktivieren.
    Er lag da, hatte einen Arm um sie gelegt und hielt sie fest. Manchmal dachte sie, er schlafe, dann wieder wußte sie, daß er wenigstens teilweise bei Bewußtsein war, aber sie sprach die ganze Zeit über sanft und ohne Eile weiter und legte nur zwischen den verschiedenen Erinnerungen manchmal eine kleine Pause ein. Um fünf Uhr bemerkte sie eine Veränderung in seinem Atmen und eine neue Schlaffheit in seinem Körper, was nur bedeuten konnte, das er fest eingeschlafen war.
    Sie drosselte ihre Stimme und war schließlich ganz still.
    Dann bettete sie seinen Kopf bequemer auf ihre Schulter. Sie hoffte inständig, daß das ein Wendepunkt war, daß sie den Weg bereitet und eine feste Grundlage geschaffen hatte, auf der er mit Hilfe seiner unerhörten Widerstandskraft und seiner mentalen Techniken im Schlaf sein Unterbewußtsein restaurieren konnte.
    Nicht einmal jetzt versuchte sie, sich über ihre Situation als Gefangene Gedanken zu machen oder in irgendeiner Weise Spekulationen über die künftige Gefahr anzustellen. Solche Gedanken hätten sich vielleicht auf ihn übertragen, und sie wollte seinen Frieden nicht stören. Mit einer Hand streichelte sie seine Wange und flüsterte: »Ich hab dich gefunden, Willielieb. Jetzt ist alles in Ordnung.« Dann begann sie mit der Selbsthypnose, die ihr für die nächsten drei Stunden erholsamen Schlaf gewährleisten würde.

10
    »Sie stellte keine Fragen, als wir ihr heute morgen frisches Essen und Wasser brachten, Doktor«, sagte Mrs. Ram. »Mr. Garvin schlief, dem Anschein nach zu schließen, tief und fest. Miss Blaise hat ihre Morgentoilette gemacht, aber weder vom Essen gekostet, noch den Wein oder die Wasserflaschen angerührt. Vermutlich hat sie Wasser aus der Wasserleitung getrunken.«
    »Und sie hat keine Fragen gestellt?« murmelte Thaddeus Pilgrim. Es war Vormittag, und sie schlenderten auf der Terrasse vor dem Arbeitszimmer auf und ab. »Höchst interessant.«
    »Interessant, aber auch beunruhigend«, erwiderte Mrs. Ram stirnrunzelnd. »Sie hat getan, als ob wir Luft für sie wären. Als ich feststellte, daß sie keine Nahrung zu sich genommen und auch den Wein und das Wasser nicht angerührt hatte, habe ich vermutet, sie setzt Vorsichtsmaßnahmen gegen die Möglichkeit, daß diese mit Medikamenten versetzt worden seien, dabei in Betracht ziehend, daß Mr. Garvin ganz offensichtlich einer solchen Behandlung unterzogen worden ist.«
    »Ach«, meinte Thaddeus Pilgrim abwesend.
    »Ich habe daher vor ihren Augen von betreffenden Nahrungsmitteln und Getränken gekostet«, fuhr Mrs. Ram fort, »und habe ihr versichert, daß wir sowohl sie selbst als auch Mr. Garvin in ausgezeichneter Verfassung und völlig bei Kräften sehen wollen.«
    »Eine äußerst intelligente Schlußfolgerung Ihrerseits, liebe Dame. Und bitte, was hat Miss Blaise geantwortet?«
    Mrs. Ram spitzte mißbilligend die Lippen. »Es ist kaum anzunehmen, daß sie mich gehört hat, Doktor.
    Sie betrachtete die zwei Wachen, die mich begleiteten, und deren Waffen. Sie hat etwas an sich, das ich schwer beschreiben kann. Ich glaube, sie könnte sich als eine sehr … bemerkenswerte Person entpuppen.«
    Thaddeus Pilgrim zertrat bedächtig einen Käfer und nickte mit dem weißen Kopf. »Großartig«, sagte er mit verschwommenem Lächeln. »Und welche Auswirkung, liebe Dame, hat sie Ihrer Meinung nach auf Willie Garvin gehabt?«
    »Es ist noch zu früh, ein

Weitere Kostenlose Bücher