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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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zurück zu Thomas und mach lustige Aktionen mit ihm, ihr beiden habt ja sowieso nichts Besseres zu tun, aber lasst mich in Frieden.«
    Daniel schwieg bedrückt.
    »Was ist los?«, fragte ich endlich.
    »Thomas ist verschwunden.«
    Daniel hielt mir sein Handy hin. Auf dem Display war eine SMS von Thomas: »muss ne pause einlegen, gruess leo – t.«
    »Seine Handynummer ist abgeschaltet, eine andere Kontaktmöglichkeit habe ich nie gehabt«, jammerte Daniel.
    »Dann war das mit der Liebe wohl nicht so doll. Gut, dass er es kapiert hat«, sagte ich ruppiger als beabsichtigt.
    Warum war ich trotzdem nicht erleichtert?
    Der Juni und der Juli vergingen mit der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle, die ein ziemlicher Horror war. Egal welchem Unternehmen in Düsseldorf und Umgebung ich meine Bewerbung schickte, ich erhielt Absagen. Oft innerhalb von wenigen Minuten nach Absenden meiner E-Mail. Natürlich kannte ich den Grund dafür. Jeder Unternehmer, jeder Personalchef und jeder Abteilungsleiter wusste – oder glaubte zu wissen –, dass ich die PR-Managerin war, die ihren Arbeitgeber für eine coole Aktion ihres radikalen Bruders verraten hatte.
    Das einzig Positive in diesen grässlichen Wochen war die Arbeit im Garten meiner Eltern, dem man die Vernachlässigung ansah. Ich ackerte drei oder vier Stunden pro Tag, um die Gemüsebeete vom Unkraut zu befreien, Kürbisranken am Zaun festzubinden und massenhaft von dem zu ernten, was meine Mutter noch vor dem Zusammenbruch ihrer Ehe gesät und gepflanzt hatte. Leider brachte mich diese Betätigung einer neuen Arbeitsstelle um keinen Deut näher.
    Der August begann in beruflicher Hinsicht so erfolglos, wie der Juli geendet hatte. Die ersten zwei Wochen war ich trotz des hervorragenden Wetters deprimiert.
    Dann wurde ich wütend.
    Ich rief Bettina Haltermann an.
    »Sie schulden mir was«, sagte ich kühl. »Ich will Sie sehen.«
    »Warum sollte ich Ihnen etwas schulden?«, fragte die Journalistin, als wir uns in einem Eiscafé gegenübersaßen.
    Ich bestellte einen Triple-Chocolate-Cup mit Schokoladeneis, Schokokuchen und Schokosauce. Ich konnte es mir erlauben. Der Stress der letzten Wochen hatte mir den Appetit versaut und ich hatte drei Kilo abgenommen. Leider war ich selbst darüber nicht glücklich, denn jetzt rutschtendie Röcke und Hosen meiner teuren Business-Outfits. Auch die Tatsache, dass ich kein Vorstellungsgespräch bekam und mir daher die Passgenauigkeit meiner Kleidung schnuppe sein konnte, besänftigte mich nicht. Ich hätte lieber ein Vorstellungsgespräch in einem schlecht sitzenden Hosenanzug gehabt als gar keins. Daher war ich wirklich ungehobelt zu Frau Haltermann.
    »Wegen Ihrer rücksichtslosen Enthüllung habe ich meinen Job verloren.«
    Sie nippte an ihrem Milchshake und schwieg.
    »Wenn ich wenigstens die Gelegenheit gehabt hätte, meinen Arbeitgeber selbst davon in Kenntnis zu setzen …«
    Sie schwieg weiter. Vermutlich war das die Taktik einer Journalistin. Genüsslich abwarten, während das Gegenüber sich um Kopf und Kragen redet. Ich schluckte.
    »Sie haben meinen Ruf ruiniert, jetzt müssen Sie ihn wiederherstellen.«
    Aha, wenigstens eine Reaktion. Eine hochgezogene Augenbraue und ein spöttisches Lächeln.
    »Ich bewerbe mich überall, aber niemand lädt mich ein. Die Absagen kommen postwendend, ich bekomme nicht mal eine Chance. Dabei war ich loyal, ich habe keinerlei Informationen weitergegeben, ich habe mir nichts vorzuwerfen und ich will, dass Sie das klarstellen.«
    »Wie sollte ich?«, fragte sie.
    »Ich schwöre Ihnen, dass ich meinem Bruder nichts von der Kampagne erzählt habe. Vor allen Dingen habe ich ihm nicht verraten, in welchen Medien und zu welchen Terminen die Anzeigen erscheinen.«
    »Ich weiß.«
    »Daniel wird Ihnen …« In dem Moment wurde mir erst klar, was sie gerade gesagt hatte. »Wie bitte?«, fragte ich nach. »Das wissen Sie?«
    Sie nickte.
    Ich brauchte einen weiteren Moment, um die Tragweite dieser Information zu erfassen. »Sagen Sie mir, was Sie wissen«, forderte ich sie auf. »Alles.«
    »Ich weiß, wer diese Information aus der Firma Siebendt herausgeschmuggelt hat.«
    »War es derselbe, der Ihnen auch verraten hat, dass Daniel mein Bruder ist?«, fragte ich. Mein Herz klopfte so laut, dass ich dachte, sie müsste es hören.
    »Ach«, sagte sie mit einem amüsierten Lächeln. »Das war ein Zufall. Ich habe einen Kollegen, der mir seit seiner Scheidung nachstellt. Er schreibt für den Gesellschaftsteil und

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