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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Mädchen sich hier wohlfühlte, sollte es mir recht sein.
    Bereits ab Mittag freute ich mich auf einen ruhigen Abend, denn die Nacht zuvor war sehr kurz gewesen. Und dann hatte ich, vermutlich wegen der Erdnüsse, auch noch schlecht geschlafen, war immer wieder aus wirren Träumen hochgeschreckt, in denen Daniel und Thomas eine ähnliche Aktion gegen Siebendt durchführten, PS auf der getürkten Pressekonferenz erschien, Daniel ihn mit seinem Spielzeuggewehr erschoss und Thomas seinen Kopf auf das Mikrofon einer Fernsehjournalistin spießte. Als um sieben Uhr der Wecker klingelte, war ich halb dankbar, dem Gemetzel meiner Träume zu entkommen, halb gequält, dass ich schon wieder aufstehen musste. Ich tröstete mich damit, dass ich den Abend mit einem guten Buch in meinem Zimmer verbringen und schnell beenden würde.
    Natürlich wurde nichts aus dem gemütlichen Feierabend, aber das lag ausnahmsweise nicht an Daniel.
    Mama erwartete mich bereits ungeduldig, als ich um sechs zu Hause ankam. »Wo bleibst du denn so lang? Wie sollen wir jetzt noch gemütlich essen gehen?«
    Ich starrte sie verständnislos an.
    »Ich habe dir doch einen Zettel hingelegt.«
    Ich zuckte mit den Schultern und wollte an ihr vorbei ins Bad, aber da hatte ich mich getäuscht. Meine Mutter krallte ihre rechte Hand in meinen Oberarm und schenkte mir einen Blick aus der Reihe Ich-habe-meine-Lebensplanung-für-dich-geopfert-und-du-bist-so-undankbar. Davon hatte sie einige auf Lager und diese hier war mal wieder erste Sahne. Ich seufzte.
    »Mama, was immer wir heute Abend vorhaben, als erstes muss ich aufs Klo.«
    Da ich nicht wusste, was mich erwartete, sobald ich das Bad verließ, duschte ich sicherheitshalber noch und überschminkte die Schatten unter meinen Augen.
    »Jetzt aber los«, drängte Mama dann auch schon durch die geschlossene Badezimmertür und ich hatte gerade noch Zeit, mich in eine schwarze Jeans und einen hellblauen Pullover zu zwängen. Wohin es ging, hatte ich immer noch nicht kapiert.
    Es ging ins Theater.
    »Eine Frau in meinem Alter sollte nicht allein ins Theater gehen müssen«, erklärte Mama mir auf dem Weg.
    Ich nickte unverbindlich.
    »Das ist entwürdigend.«
    Ich hatte keine Erfahrung mit diesem Alter, konnte mir nicht vorstellen, was an einem Theaterbesuch ohne Begleitung entwürdigend sein sollte, und hielt daher lieber den Mund.
    »Es ist aber auch so rücksichtslos von deinem Vater, mich in diesem Alter zu verlassen.«
    Ich hätte es deutlich rücksichtsloser gefunden, sie zu einem früheren Zeitpunkt mit zwei kleinen Kindern sitzen zu lassen, aber ich wollte mich auf diese Diskussion auf gar keinen Fall einlassen.
    »Und dann auch noch wegen eines anderen Mannes. Wenn es wenigstens wegen einer Frau gewesen wäre.«
    Ich war mir sicher, dass Mama sich um keinen Deut besser gefühlt hätte, wenn sie für eine – womöglich noch jüngere – Geliebte verlassen worden wäre, aber auch diese Bemerkung behielt ich lieber für mich.
    »Sicher fragen sich jetzt alle Weiber im Dorf, ob wir überhaupt in den letzten Jahren noch … also, du weißt schon.«
    Mama wurde rot, wobei sich ihre Gesichtsfarbe und die neue dramatische Haarfarbe unangenehm stachen, während ich mich dabei erwischte, mir genau dieselbe Frage zu stellen. Aber ich würde mir lieber die Zunge abbeißen, als Mama danach zu fragen. Zu genau konnte ich mich an den Moment erinnern, in dem Mama versucht hatte, mich über den Zusammenhang von Knutschen, Sex und Schwangerschaft aufzuklären. Damals war ich zwölf und hatte die technischen Details längst kapiert. Mama aber ging es um die Gefühlswelt, die Herrschaft der Hormone, wie sie es nannte, und die Frage, wie weit ich gehen durfte, wenn Jens, den ich damals anhimmelte, plötzlich die Finger unter meinen Pullover schieben wollte. Ihre Bemerkung, Sex sei schön und mache Spaß, den sie mir auch nicht verderben wolle, wirkte wenig glaubhaft, da sie dabei ein Gesicht machte, als hätte sie Zahnweh. Zum Glück hatte Daniel mir die Sache da schon lange auf seine Art erklärt.
    »Sweetie, Sex ist echt geil. Aber mach es nur, wenn du es wirklich willst. Mach es mit niemandem, von dem du weißt oder vermutest, dass er innerhalb der letzten vier Wochenmit einer anderen Sex hatte. Und mach es erst, wenn du die Pille nimmst. Alles andere ist Scheiße.«
    Die Situation mit Mama in der Küche endete damit, dass ich ihr sagte, ich würde keinen Sex haben, ohne mir vorher die Pille zu besorgen, das hätte ich mit

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