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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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den offiziellen Safaris mit Jagdgenehmigungen auch illegale Safaris für Leute mit dem entsprechenden Geldbeutel durchgeführt wurden. Aber dass Philip sich auf so etwas einließ? Das hatte er zwar mit keinem Wort zugegeben, aber seine Bemerkung ließ sich durchaus so deuten. Ich hatte mir diese illegalen Jäger immer als tendenziell rechtslastige Altherren vorgestellt, die sich gern ein Gefühl totaler Macht verschafften. Wozu sonst sollte man Tiere töten,als um sich zu beweisen, dass man die Macht hatte, Leben auszulöschen?
    »Es war natürlich nicht nur eine Laune. Wildfleisch schmeckt eben wirklich lecker. Nicht so blutarm und geschmacksneutral wie Rind und Schwein aus Massenhaltung. Das hat mir gut gefallen. Ich kam nach Hause und habe meinem alten Herrn vorgeschlagen, afrikanisches Wildfleisch zu importieren. Er war von der Idee nicht übermäßig begeistert, freute sich aber, dass ich Engagement für die Firma zeigte. Also schlug er vor, dass ich in den Semesterferien für ihn arbeite und auch die vorgeschriebenen Praktika in der Firma machen sollte, und gab mir die Genehmigung, dieses Geschäftsfeld zu entwickeln. So hatte ich schon kurz nach dem Studienbeginn eine Aufgabe für das Unternehmen und bin dann immer weiter reingewachsen.«
    »Und dein Vater will sich noch nicht zur Ruhe setzen?«, fragte ich. Das war nun kein Small Talk, sondern echtes Interesse. Siebendt senior war weit über sechzig, er hätte sich seinen Ruhestand mehr als verdient.
    Philip lachte. »Er geht, wenn ich verheiratet bin.«
    Ich musste wohl ein ziemlich dämliches Gesicht gemacht haben, denn Philip lachte noch lauter, als er mir einen Seitenblick zuwarf.
    »Tja, er will nicht aufhören und ich will nicht heiraten. Wir beide wollen aber, dass jeweils der andere genau das tut …«
    »Also hast du ihm gesagt, dass du erst heiratest, wenn er im Ruhestand ist.«
    »Genau.«
    »In welchem Zeitraum?«
    »Innerhalb eines Jahres.«
    »Wo bekommst du so schnell eine Frau her, wenn es so weit ist?«, fragte ich mit klopfendem Herzen und hoffentlich ohne zu viel Tremolo in der Stimme.
    Philip blickte mich an. »Das wird sich schon machen lassen.«
    Ich schluckte. Aus diesem Blick konnte man alles herauslesen, von »das geht dich nichts an, Kleines«, bis zu »vielleicht wärst ja du die Richtige«.
    »Wenn du die dunkle Seite von Namibia sehen willst, solltest du jetzt auf der anderen Seite aus dem Fenster sehen«, sagte PS einige Stunden später, in denen er gearbeitet und ich aus dem Fenster geschaut hatte. Ich wechselte den Platz und verschluckte mich fast vor Schreck, als unten am Boden eine Explosion riesige Mengen Staub aufwirbelte.
    »Die Rössing-Mine«, sagte PS lakonisch. »Hübsch, oder?«
    Wer in Düsseldorf wohnt, kommt nicht umhin, einmal den Braunkohlentagebau zu besichtigen – ob nun gewollt oder ungewollt. Es wäre schon ein Wunder, wenn man bei einem Ausflug auf die linke Rheinseite Richtung Jüchen oder Grevenbroich nicht wenigstens zufällig an einem der riesigen Schaufelradbagger vorbeikäme, die sich inzwischen bis auf wenige Kilometer an die Landeshauptstadt herangefressen haben. Insofern war ich nicht vollkommen unvorbereitet, aber Löcher dieser Größenordnung sind immer schockierend, ob nun am Rhein oder in Namibia.
    »Diamanten?«, fragte ich.
    »Uran.«
    Jetzt wurde mir wirklich mulmig. Der Staubpilz der Explosion zog weit über das Land hin. Wenn ich mir vorstellte, dass radioaktive Teilchen auf diese Art über die einzigartige Landschaft zerstreut wurden …
    »Wir wollen Strom, also muss irgendwo das Uran herkommen, nicht wahr?«, sagte PS gelangweilt.
    Ich war froh, dass er den »Atomkraft-Nein-Danke«-Aufkleber an meinem Kühlschrank nicht kannte.
    Wir landeten in Swakopmund, wo wir auf die typische deutsche Küche verzichteten und stattdessen kiloweise Wildfleisch aßen. Wir schliefen in einem Hotel, das so exklusiv war, dass es als solches nicht mal zu erkennen war. Außer uns logierte dort ein amerikanisches Ehepaar, das verflixte Ähnlichkeit mit Bill und Melinda Gates hatte. Ich traute mich nicht, PS zu fragen, ob sie es wirklich waren, aber ich hätte das Leben meiner Mutter dafür verwettet.
    Am nächsten Tag beobachteten wir Delfine in der Walvis Bay und versuchten uns im Sandboarden auf einer der roten Dünen, wobei PS den sportlichen Part übernahm und ich ihm dabei zusah. Da ich in einem der zahlreichen Reiseführer gelesen hatte, dass ganz in der Nähe ein Wanderweg zu den seltsamen

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