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Möhrchenprinz - Roman

Möhrchenprinz - Roman

Titel: Möhrchenprinz - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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siehst du Tiere«, versprach PS und er hielt Wort. Von morgens bis abends durchstreiften wir den Park, sahen Kudus, Springböcke, Streifengnus, Kirkdik-Diks, die noch putziger aussahen als Bambi. Steppenzebras, Giraffen, Löwen und Schabrackenschakale und eine ganze Horde verspielterZebramangusten ließen sich gnädig sehen, nur der Leopard zeigte sich nicht.
    Am besten gefielen mir die Rotichneumons, putzige, hermelinähnliche Jäger, die uns gern vom Baum herunter beobachteten. Elefanten und Nashörner gaben sich die Ehre und bei jedem einzelnen Tier blieb mir die Luft weg vor Ehrfurcht. Sie alle waren beeindruckend schön. Selbst die Elefanten hatten etwas Majestätisches, trotz ihrer runzeligen Haut, der tapsigen Schritte und der massigen Leiber. Einmal hatten wir das Glück, ein übermütiges Elefantenkalb herumalbern zu sehen. Es hüpfte förmlich zwischen den erwachsenen Tieren herum, schubste hier einen Riesen weg oder drängelte dort an einem anderen vorbei, nur um zwischen den Beinen Slalomlaufen zu spielen und von der anderen Seite zurückzukehren. Nie im Leben hätte ich mir vorstellen können, dass die Dickhäuter mit den verständnisvollen Blicken albern sein könnten.
    »Zum Glück darf man sie hier jetzt schießen«, sagte PS, als wir die Szene beobachteten. »Sie haben ja keine natürlichen Feinde mehr und die Population wächst stärker, als das ökologische Gleichgewicht verträgt.«
    Ich musste mich abwenden, um meine Tränen zu verbergen. Der Gedanke, ein solches Tier zu töten, war absurd.
    Philip war, besonders in den Tagen, an denen wir durch den Nationalpark streiften, entspannt, lässig, zuvorkommend und fröhlich, aber nie wieder machte er eine Bemerkung oder eine Einladung, die ich hätte aufgreifen können, um ihm näherzukommen. So verging die Zeit wie im Flug, wir wurden in der luxuriösen Lodge verwöhnt wie die Könige, aber je entspannter er wurde, desto angespannter wurde ich. Nur noch zwei Nächte, dann mussten wir zurück nach Deutschland. Wenn es etwas gab, das ich tun konnte, um mein Ziel noch zu erreichen, dann musste es heute oderspätestens morgen geschehen. Allerdings war das Schicksal mir gnädig und Philip kam mir zuvor.
    »Du siehst toll aus«, sagte Philip, als ich an unserem Tisch erschien. Er erhob sich, schob mir den Stuhl zurecht und winkte, als er wieder saß, dem Kellner. Er bestellte zwei Champagner.
    »Was feiern wir denn?«, fragte ich.
    Er sah umwerfend aus in seinem weißen Leinenhemd, mit der Sonnenbräune, die in diesen wenigen Tagen tief und gleichmäßig geworden war, und mit dem strahlenden Lächeln im Gesicht. Einem Lächeln, das mir galt. Und heute fühlte ich mich, als hätte ich es verdient. Aus dem Badezimmerspiegel hatte mir eine attraktive Frau entgegengeschaut. Die blasse sommersprossige Haut ein winziges bisschen gebräunt, mit strahlenden Augen und hellrot leuchtendem Haar. Die Sonne hatte es nicht wirklich gebleicht, aber sie hatte ihm einen besonderen Glanz verliehen, anders konnte ich es nicht beschreiben. Die grüne Tunika betonte meine Augenfarbe und verdeckte die Pölsterchen an den Hüften, die sich leicht verringert hatten. Auch die Oberschenkel waren straffer geworden in den letzten Tagen, in denen ich viel zu Fuß gegangen war und keine Süßigkeiten gegessen hatte. Die weiße Hose spannte also nicht, fühlte sich bequem an und sah auch nicht verknittert aus, denn ich hatte sie extra heute Morgen schon aus dem Koffer genommen und aufgehängt.
    »Dich.«
    Ich war sprachlos und wollte dem Moment auch nicht durch blödsinniges Geplapper den Zauber nehmen, also lächelte ich schweigend, errötete schweigend und nahm schweigend das Glas entgegen. Wir stießen an.
    »Auf dich«, sagte Philip.
    »Auf dich«, entgegnete ich.
    »Das macht zwei, also: auf uns.«
    Ich nippte am Champagner, ohne Philip aus den Augen zu lassen.
    Wie oft hatte ich mir vorgestellt, dass wir die Gläser heben und den Toast »Auf uns« ausbrachten? Tausendmal? Zehntausendmal? Aber das hier war irgendwie anders. Das hier war mehr so eine Art mathematische Gesetzmäßigkeit statt eine romantische Absichtserklärung. Auf dich plus auf dich macht auf uns. Nicht: »Ich will nicht ohne dich leben, also auf uns«. Oder: »Wir gehören zusammen, das weiß ich schon lang – auf uns.«
    »Was ist los?«, fragte Philip.
    O je, hatte ich die Stirn gerunzelt, während ich mir überlegte, ob dieses »Auf uns« den in meinen Träumen geäußerten »Auf uns« das Wasser reichen

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