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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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einer für den Durst und der zweite als Reserve.
    Barbara trat zu Helmich und Krüger, die in ihrem Opel saßen und die Seitenscheiben heruntergelassen hatten. Noch nieselte es, aber der Himmel sah bedrohlich aus, und der Donner folgte den Blitzen immer rascher. »Wo ist Uplegger?«
    »Der ist mit den Auffindungszeugen ins Alte Forsthaus gegangen. Werden wir noch gebraucht?«
    Barbara schüttelte den Kopf und machte sich auf, Uplegger zu holen. Sie passierte ein schilfgedecktes Fachwerkhaus, dessen Gefache unlängst weiß gestrichen worden waren und das einen anheimelnden Eindruck machte. Ein lauter Donnerschlag ließ sie zusammenzucken, und augenblicklich setzte starker Regen ein. Im Handumdrehen war ihr weites Sommerkleid durchnässt und klebte an ihrem Körper, wo es üppige Rundungen betonte, die es eigentlich verbergen sollte.
    Im Frühstücksraum sah sie Uplegger mit drei Männern zusammensitzen und signalisierte durch eine Handbewegung, dass sie ihn sprechen wollte. Uplegger nickte, wechselte noch einige Worte mit den Männern und kam zu ihr auf den Flur.
    »Wie weit sind Sie mit der Vernehmung?«
    »Fürs Erste im Großen und Ganzen fertig. Einen groben Ablauf kann ich rekonstruieren.«
    »Dann entlassen Sie die Zeugen. Bevor die Welt im Wasser versinkt, sollten wir einen abschließenden Rundgang machen.«
    »Ach herrje!« Uplegger runzelte die Stirn.
    »Wat mutt, dat mutt. Haben Sie einen Schirm?«
    »Daran habe ich leider nicht gedacht.«
    »Ich auch nicht. Dabei ist es doch ein Naturgesetz, dass es nur regnet, wenn man keinen Schirm dabei hat. Na ja, ich kann nicht nasser werden.« Barbara zupfte an ihrem Kleid.
    »Außerdem sind wir nicht aus Zucker.«
    »Nee, wir bestehen größtenteils aus Wasser. Und trotzdem mögen wir den Regen nicht.«
    Die Baumzähler waren sichtlich froh, hier fortzukommen, Wagenbach nach Doberan, Kranz und Brauer ins Warnemünder Hotel Stephan Jantzen . Während Kranz angegeben hatte, nun zu seiner Familie nach Eberswalde zu fahren, wollte Brauer das Wochenende in Rostock verbringen. Ob ihn die Hanse Sail lockte oder ob er als einsames Herz gern in Hotels lebte, hatte Uplegger nicht gefragt. Er wusste ohnehin noch wenig von den Auffindungszeugen, aber das würde sich in den nächsten Tagen ändern.
    Die beiden Kommissare kehrten eilig zu dem Parkplatz zurück, der bereits anfing, sich in eine Schlammwüste zu verwandeln. Im Wald hatten die Kollegen der Bereitschaftspolizei eine Kette gebildet und durchkämmten das Gelände: Figuren mit regenfester Schutzkleidung, auf der sich dunkle Wasserflecken gebildet hatten, mit Käppis, von denen es tropfte. Uplegger stellte sich das schmatzende Geräusch vor, das die Stiefel auf dem aufgeweichten Waldboden verursachten. Der Donner folgte nun fast unmittelbar auf die Blitze, das Gewitter war direkt über ihnen.
    »Warten wir lieber in meinem Wagen.« Barbara zog den Kopf zwischen die Schultern. »Verdammtes Mistwetter! Der Regen vernichtet alle Spuren.«
    »Fast alle«, präzisierte Uplegger. »Dafür schafft die Bereitschaftspolizei neue. Das alles auseinanderzuklamüsern, wird eine Sisyphosaufgabe.«
    »Es wäre nicht der erste Fall …« Sie schloss Kuddels vordere Türen auf, denn natürlich gab es bei diesem Auto keine Zentralverriegelung.
    Uplegger spähte noch einmal durch den Regenvorhang und die Bäume auf den Suchtrupp. »Wir sind doch Kummer gewohnt.« Rasch kletterte er auf den Beifahrersitz und schloss die Tür. Barbara klemmte sich hinters Lenkrad und schob nasse Strähnen aus dem Gesicht.
    Uplegger räusperte sich. »Ich fange dann mal an. Die vier Männer, die mit der Bundeswaldinventur beschäftigt sind …«
    »Wo ist eigentlich der vierte geblieben?«
    »Sie meinen den Waldarbeiter. Es gibt erhebliche Spannungen zwischen ihm und seinem Vorgesetzten Wagenbach, die vor meinen Augen eskalierten. Pagels, so heißt der vierte Mann, ist wutentbrannt gegangen, entgegen meiner Aufforderung. Ich nehme an, er sitzt jetzt irgendwo und spült seinen Ärger mit Alkohol hinunter. Er hat es bestimmt höchstens bis Nienhagen geschafft.« Ein greller Blitz und ein mächtiger Donnerschlag bestätigten, dass man momentan keinen weiteren Weg unternehmen sollte. »Ich spreche noch einmal mit jedem Auffindungszeugen allein, aber ich kann schon Folgendes zusammenfassen: Natürlich haben sich die Männer auf ihre Arbeit konzentriert, trotzdem blieb ihnen nicht verborgen, was in der Umgebung geschah. Sie haben eine größere Anzahl von Menschen

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