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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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einem böhmischen Campingplatz«, fuhr Elina fort. »Da ist es schön. Alles da: Wald und See. Da werden Kinder zu Blüten.«
    »Sie meinen, sie blühen auf?«
    »Natürlich. Blühen auf.« Für einen Moment blitzte etwas wie Schalk in ihren Augen. Sie war eine schöne Frau, kein Zweifel. Nach Jahren der Trauer über den Tod seiner Gattin ging Uplegger nicht gerade auf Freiersfüßen – und eine Zeugin war ohnehin tabu –, aber er hatte begonnen, andere Frauen wieder wahrzunehmen und zu begehren. Auf der Straße drehte er wieder den Kopf, und zwar so auffällig, dass Barbara unlängst gespottet hatte, er werde eines Tages beim Zusammenstoß mit einem Laternenpfahl sterben, wenn auch mit einem erfreulichen letzten Bild auf der Netzhaut.
    »Warum haben Sie Ihren Bruder nicht nach Doberan begleitet?«
    »Wir wollten. Aber Maj war so müde, sie brauchte Schlaf. Wir haben noch gegessen, hier«, sie deutete zum Fenster und meinte das Arrangement zwischen den Wagen, »dann ist sie in ihr Bett. Freiwillig! Ackes Familie fuhr ohne uns.«
    »Was hat er für einen Wagen?«
    »Mercedes. Robert?«, rief sie, dann folgte ein Satz in ihrer Muttersprache.
    Die Antwort kam allerdings von Barbara: »Mecedes W203 Combi, silbergrau. Das ist C-Klasse.«
    »Danke. Oder wie sagt man bei Ihnen?«
    »Tack.«
    »Tack«, wiederholte Uplegger, und er tat es für Maj. Die Kleine hatte bisher eine enorme Geduld bewiesen, aber nun wurde sie unruhig und wand sich auf dem Mutterschoß hin und her. Auch begann sie zu plappern, mit dem Zeigefinger an der Lippe zu spielen und die Augen zu rollen. Elina gab sie frei.
    »Wie alt ist sie?«
    »Fünf.«
    Uplegger konnte sich gut erinnern, dass Marvin als Fünfjähriger äußerst lebhaft gewesen war und seine Kita-Erzieherinnen damit nicht zurechtkamen. Er war immer in Bewegung und nicht zum Mittagsschlaf bereit gewesen, sodass sie sogar den Verdacht geäußert hatten, er leide unter dem Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom. Von Kinderpsychiatrie, von der Gabe von Ritalin war die Rede gewesen, bis Uplegger auf den Tisch gehauen hatte. Ziemlich deutlich hatte er zum Ausdruck gebracht, dass er die Erzieherinnen bloß für zu bequem hielt, sich um Marvin angemessen zu kümmern. Nach einem Wechsel des Kindergartens war von ADHS und Ritalin nie mehr die Rede gewesen.
    »Wann hat Familie Wetterstrom den Campingplatz verlassen?«
    »Gegen elf Uhr. Eher später, vielleicht fünfzehn oder zwanzig Minuten nach.«
    »Hatten sie noch anderes vor als einen Besuch von Doberan?«
    Elina nickte. »Ich denke, sie waren schon vier oder fünf Mal im Münster, und die Jungs hatten überhaupt keine Lust. Acke lockte sie mit dem Versprechen, sich vorher den Gespensterwald anzusehen.« Sie trennte S und P beim Sprechen. »Vielleicht sogar im baltischen See baden. Das gefiel ihnen. Sie können nur wenig Deutsch. Olof sagte daher The Ghost’s Forest . Es gibt da wohl so eine Indie-Band aus Tórshavn von den Faröern, die The Ghost heißt und von der er ein Fan ist …«
    »Der Abstecher in den Gespensterwald war also geplant?«
    »Es war … wie heißt das? Ein Lockmittel?«
    »Just det!« Upleggers Lächeln wurde erwidert. »Vorerst habe ich keine weiteren … doch, eine noch. Wann haben Sie Ihren Bruder und seine Familie zurückerwartet?«
    »Axel meinte, sie kämen so vier, halb fünf wieder. Ich fand das ziemlich knapp, aber er ist so ein Schneller … Ein Mensch, der mit Timer lebt. Er hätte das geschafft.«
    »Wann begannen Sie, sich Sorgen zu machen?«
    »So um sechs vielleicht.«
    Uplegger schaute auf die Uhr: Es war 20:04.
    »Er hätte doch im Stau stehen können, während der Hanse Sail nichts Ungewöhnliches.«
    »Dann hätte er sich gemeldet. Oder Agneta. Robert hat es dann versucht. Bei ihnen anzurufen, meine ich. Aber es war nichts. Keiner hat«, sie suchte ein, zwei Lidschläge lang nach der richtigen Formulierung, »keiner hat angenommen.«
     
    Die Kollegen von der Spusi hatten während der Befragungen mehrmals versucht, den Caravan zu betreten, waren jedoch von Barbara auf recht bissige Weise daran gehindert worden. Als die Kommissare nun den Wagen verließen, waren die beiden fort. Auf dem Tisch lagen eine zweiteilige rote Box sowie ein dreiteiliges chromfarbenes Gestänge. Auf den ersten Blick war klar, dass die Box nicht zum Kühlen von Lebensmitteln diente und die Stangen nicht dem Zeltbau, aber wozu dann? Uplegger betrachtete die Fundstücke näher. Auf der Box stand der Schriftzug Fisher

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