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Moerder Im Gespensterwald

Moerder Im Gespensterwald

Titel: Moerder Im Gespensterwald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Goyke
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Papier in der Hand.
    »Schlechte Laune?«, erkundigte sie sich.
    »Man kann die Gazetten aufschlagen, wo und wann man will, irgendetwas mit Missbrauch steht immer drin. Mir geht dieses schmierige Interesse der Nation an Kinderschändung zunehmend auf die Nerven.«
    »Die Leute sind eben inzwischen sensibilisiert.«
    »Nein, sie sind hysterisiert!« Ein zweiter Schlag auf die Zeitung folgte. »Ganz Deutschland befindet sich in dieser Sache in höchster Erregung. Manchmal frage ich mich, was für eine Art von Erregung das wohl sein mag. Eine lustvolle?«
    »Hm.« Ann-Kathrin zuckte mit den Schultern und betrachtete die Dokumentenkörbe. »Wohin …?«
    »Was ist das?«
    »Eine Gesprächsnotiz. Ich habe mit dem Landesschaf-und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern telefoniert …«
    »Mit dem ganzen Verband?«
    »Bella, leg doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage! Mit dem Vorsitzenden in Karow.«
    »Karow?«
    »Bei Plau am See.«
    »Da war ich mal als Kind im Ferienlager. Ganz hübsch. Wie heißt der Verband?«
    »Landesschaf-und Ziegenzuchtverband Mecklenburg-Vorpommern.«
    »Naja, das passt wenigstens zusammen: Bundesbäume und Landesschafe!«
    »Jedenfalls gibt es im Altkreis Bad Doberan nur drei Schafzuchtbetriebe, und keinen davon in oder um Nienhagen. Das heißt, unser Lamm …«
    »Blauköpfiges Fleischlamm!«
    »… wird wohl aus privater Kleinhaltung stammen. Von jemandem, der zwei, drei von diesen Viechern hält, damit sie ihm den englischen Rasen pflegen oder um sich an ihrem Anblick zu erfreuen oder damit sie ihn in den Schlaf blöken. Ich hatte als Kind nur einen Hamster, und als der gestorben war, habe ich drei Tage geheult und wollte keinen neuen.«
    »Leg die Notiz zu den allgemeinen Infos, das Lamm hat für mich keine Priorität. Leider«, Barbara schlug die Zeitung zum dritten Mal, »werden wir uns vor allem mit den einschlägig bekannten Kinderschändern befassen müssen, die in der Nähe von Nienhagen und den Lichtenhäger Tannen wohnen. Koordiniert das jemand?«
    »Der Lorbass.«
    »Und was passiert sonst da draußen?« Barbara deutete zur Tür.
    »Großes Stühlerücken. Die Soko richtet sich ein. Der Präsident hat fast 60 Leute zusammentrommeln lassen. Leutinnen und Leute, ich möchte da korrekt sein.«
    »Gehört die Radtke auch dazu?«
    »Fast die gesamte Vermisstenstelle.«
    »Himmelherrgott! 60 plus Mordkommission, da werden Unmengen von Papier produziert. Ich werde ersticken.«
    »C’est la vie, bella!«
    »Tolles Leben! Ich möchte ein Blauköpfiges Fleischschaf sein und Gras kauen. Mäh, mäh!«
    »Also dann.« Ann-Kathrin wandte sich zur Tür und verließ den Raum. Barbara griff nach dem Handakten -Korb, lochte ein paar Blätter, versah sie mit Seitenzahlen und heftete sie ein. Sie legte ein Inhaltsverzeichnis an, rollte mit ihrem Drehsessel zum Kühlschrank, holte eine Büchse heraus und riss den Verschluss auf. Schaum lief ihr über die Hand. Dann hatte sie eine Idee.
     
    Uplegger fuhr über Land. Er verließ die Lichtenhäger Tannen, erreichte Admannshagen-Ausbau und lenkte seinen Wagen dann nach rechts in den Waldweg; er folgte diesmal also nicht Barbaras Strecke über Rethwisch. Neben der Straße befanden sich ein paar Gehöfte und ein kleiner See, auf einem Grundstück weidete ein Dutzend Rinder mit zottigem Fell und ungewöhnlich geformten Hörnern. Hochlandrinder?
    Ein paar Meter weiter grasten am linken Rain drei Schafe. Sie hoben die Köpfe, als er vorbeifuhr, doch diese waren nicht blau, sondern weiß. Schließlich ging nach rechts ein Holperpfad ab, als Radweg ausgeschildert, aber wohl nur für Mountainbikes geeignet. Kurz darauf war Elmenhorst erreicht. Die Anzeige auf dem Tacho verkündete eine Innenraumtemperatur von 34°C. Der Dienstwagen hatte ein Kühlgebläse, aber es funktionierte nicht. Durch das Fenster drang heiße, feuchte Luft, und da sich Uplegger stets streng an die vorgeschriebene Geschwindigkeit hielt, war der Fahrtwind nur ein Lüftchen.
    Schweißgebadet erblickte er Nienhagens China-Imbiss, bremste und blinkte rechts. Da sah er vor dem Imbiss Lorbass Lutze sitzen, neben sich einen uniformierten Beamten, mit dem er plauderte. Uplegger parkte auf Höhe der Bäckerei Roggensack und ging, da ihm jede Gelegenheit recht war, das Überbringen der Todesbotschaft an Karinas Eltern aufzuschieben, die paar Schritte zum Imbiss zurück.
    »Ah, der Kollege Upläggäh!« Lutze sprach ein sehr breites Norddeutsch. »Durstich?« Er plinkerte mit dem Nagel des rechten

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