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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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wie die da?« Ihre Stimme schrillte wieder los, und ihr Finger deutete auf Xena, die die ganze Zeit gelangweilt ihre Haare toupiert hatte. »Du Biest, du wirst es nicht schaffen. Du gewinnst nicht. Und du auch nicht! Und du auch nicht!« Nun drehte sie sich im Kreis und zeigte wahllos auf die anderen Kandidaten. Mephisto, der immer noch filmte, ging sogar langsam auf sie zu.
    »Jetzt ist es gut, Frau Helm.« Tanya winkte energisch nach den Securityleuten. »Bitte gehen Sie jetzt!«
    Stumm strich Mutter Helm ihrer Lilly noch einmal übers Haar und stolzierte dann wie die Königin eines Trödelmarktes hoch erhobenen Hauptes aus der Tür, gefolgt von der Securitytruppe. Einen Moment herrschte völlige Ruhe im Raum, dann begann Xena zu klatschen. Chantal, Mike D und Fatima stiegen langsam mit ein.
    »Gute Show!«, rief Xena halb in Richtung Lilly. »Liegt wohl in der Familie!«
    Lilly brach wieder in Tränen aus und rannte aus dem Raum.
    »Ihr seid alles Idioten!«, rief Sascha, und Tanya konnte dem nur zustimmen. Die Aggression in der Luft war förmlich greifbar. Mephisto filmte immer noch. »Das reicht jetzt, geben Sie mir das Handy!« Tanya wollte diese Szene nicht im Internet sehen. »Die Produktion verbietet, dass Sie hier filmen!«
    Mephisto kam stattdessen samt Handy immer näher auf Tanya zu. Sie spürte sein Grinsen sogar unter der Maske.
    »Eine letzte Warnung!« Sie streckte ihre Hand aus. In diesem Moment ertönte ein hämisches Gelächter durch den Mund der Maske, und Mephisto sprintete mit dem Handy los, raus aus dem Probenraum. Ohne lange zu überlegen, rannte Tanya ihm nach.
    Bis zum Einkaufscenter konnte sie noch gut mithalten. Sie schaute sich nach den Securityleuten um, aber die waren anscheinend immer noch damit beschäftigt, Lillys Mutter nach draußen zu eskortieren. Das Center grenzte direkt an das Studio, sodass die Besucher vor und nach den Aufzeichnungen einkaufen konnten, am besten natürlich die Artikel der Menschen, die sie gerade im TV -Studio gesehen hatten.
    Tanya spurtete an den überall in Deutschland gleichen Läden vorbei, von H & M zu Rossmann, von Starbucks zu Zara. Sie waren gut besucht. Trotzdem schien keinem der fröhlichen Shopper aufzufallen, dass da gerade ein Mann mit Teufelsmaske die Rolltreppe herunterrannte und dabei Leute grob beiseitestieß. Leider hatte Tanya nicht das gleiche Glück. Auf Stufe vier der Rolltreppe geriet sie in einen kichernden Mädchenblock, der sich gerade erst von dem durchstürmenden Maskenberserker erholt hatte. Jedenfalls genug erholt, um die beliebte Jurorin von Music Star 3000 zu erkennen.
    »Mensch, Tanya Beck, Wahnsinn, ein Foto bitte! Könnten wir ganz schnell ein Foto machen?« Diese Frage war keine echte Frage, sondern eine Feststellung, wie immer. Schon hatten sich zwei Teenies am Fuße der Rolltreppe bei Tanya untergehakt, und ein drittes Mädchen zückte das Handy. »Super! Wie toll! Und ein Autogramm! Für Deborah bitte!«
    Es hatte keinen Zweck mehr. Tanya zuckte noch kurz, dann ergab sie sich seufzend und wandte sich dem Netz von Armen und Zetteln zu, während der Casting-Satan endgültig davonsprintete. Er bog um eine Subway-Filiale und war verschwunden.
    Tanya fuhr die Rolltreppe wieder rauf, gab noch mehr Autogramme und zog sich dann erschöpft auf die Studioseite des Komplexes zurück. In ihr kochte es. Dieser Mistkerl! Dafür sollte er büßen!
    Als Sascha am nächsten Tag pünktlich zur Generalprobe kam, um noch ein letztes Mal seinen Song zu üben und vor allem sein Outfit zu checken, merkte er gleich, dass irgendetwas anders war als an einem normalen Liveshow-Tag. Er war direkt ins Studio gegangen, das ihm ungewöhnlich leer erschien. Nur die Lichtdoubles hingen herum und warteten offenbar auf eine Ansage. Alles war merkwürdig ruhig – sonst brummte am Showtag immer das ganze Haus. Überall Musik, Menschen und jede Menge bloß liegende Nerven.
    Er setzte sich mit seinem Kleidersack in die leere erste Reihe des Zuschauerbereichs und wartete ab. Eines der Lichtdoubles, der große Hübsche mit den Locken, wirkte aggressiv. Er schrie immer wieder »Scheiße« und stampfte dabei mit seinen Füßen auf eine der Glitzertreppenstufen, bis jemand von der Produktion ihn zur Ordnung rief. Die große James-Bond-Deko drehte sich langsam und ruhig im Licht der Scanner. Sie sah wirklich fantastisch aus, alle cool in Schwarz-Weiß. Das Auge aus dem berühmten Vorspann war genau nachgebaut worden, und durch die glitzernde Pupille würden sie

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