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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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nachher im Opening den perfekten Auftritt haben. Die runden Podeste für die Gogo-Tänzerinnen waren beleuchtet, und in der Ecke wartete ein riesiges Martiniglas darauf, dass Chantal sich für ihr Solo sexy darin niederlassen würde. Das Jurypult war leer und blinkte in wechselnden Farben, offensichtlich zu Testzwecken.
    Keiner der Kandidaten oder Mitglieder der Jury waren zu sehen. Sascha überlegte, was er jetzt tun sollte, als eine Ansage des Aufnahmeleiters über die Lautsprecher kam. Seine Stimme klang ungewohnt brüchig.
    Saschas Gehirn verarbeitete nicht ansatzweise das, was er nun hörte: »Liebe Mitarbeiter von Music Star 3000 – der Motorradunfall der Kandidatin Xena gestern Abend vor dem Einkaufscenter ist leider tödlich verlaufen. Wir haben gerade die Nachricht aus dem Krankenhaus bekommen. Deshalb wird die Show heute nicht wie geplant ablaufen. Die Redaktion berät sich gerade und wird in einer Stunde eine Lösung präsentieren, die der Situation angemessen ist. Wir bitten bis dahin um pietätvolles Verhalten.«
    Sascha wurde es auf einmal eiskalt. Panik stieg in ihm hoch. Dann wurde ihm schwarz vor Augen.

WOCHE 5:
    YOU’RE THE ONE THAT I WANT
    Duette
    E-Mails an die Produktion nach der Sendung, Auszüge:

KAPITEL 15
    Als Sascha wieder erwachte, sah er in die besorgten Augen von Lilly. Kurz dachte er, er läge noch auf dem Studioboden, doch dann spürte er die weiche Matratze unter sich und erkannte sein Diva-Triptychon auf dem Nachttisch. Madonna, Gaga und Britney. Er war in seinem Hotelzimmer.
    Lilly strich ihm über die Stirn. »Es ist alles okay. Du bist nur umgekippt.« Ihre Stimme klang sanft und beruhigend, und Sascha hätte sich fast von ihr einlullen lassen. Doch plötzlich war alles wieder da.
    »Ist das wahr mit Xena? Sie ist tot?«
    Lilly nickte. Ihr Blick war voll ehrlicher Trauer, die sie im Leben so verletzlich machte und beim Singen so gut. »Sie hatte gestern Abend einen Motorradunfall. Heute Morgen ist sie …« Lilly schien nicht sicher zu sein, ob Sascha schon wieder stark genug war, um die harten Fakten zu hören. Sie wählte eine sanftere Formulierung: »Sie ist von uns gegangen.«
    »Und was ist mit der Show?« Einen Moment lang hasste Sascha sich für den schnellen Wechsel in seinem Hirn. Aber er konnte nicht anders, sein nächster Gedanke war schon wieder bei »Nobody does it better«.
    »Sie lassen die Bond-Show ausfallen und machen stattdessen eine Tribut-Show für Xena. Keiner fliegt heute raus. Jeder singt eine Ballade, die er sich selber bis heute Abend aussucht.« Lillys Blick wirkte auf einmal prüfend. Checkte sie, ob Sascha so von Ehrgeiz zerfressen war, dass er ab jetzt nur mit seiner Liedauswahl beschäftigt wäre?
    »Die arme Xena«, sagte Sascha hastig. Er hatte Xena nicht gemocht, aber das, was mit ihr passiert war, tat ihm natürlich leid. Und trotzdem, die Show war nun einmal das Wichtigste für ihn. Sie ging vor, immer. »Ich werde ›Your Song‹ singen«, sagte er schnell entschlossen.
    Über Lillys blasses Gesicht huschte plötzlich ein Lächeln. »Gute Wahl. Ich nehme ›Somewhere‹ aus West Side Story.«
    Sie tauschten einen Blick. Und Sascha zollte Lilly insgeheim Respekt. Sie war ein echter Profi, das musste er ihr lassen. Genau wie er.
    Tanya war schon am späten Samstagabend zu ihrer Mutter geflüchtet, um dem ganzen Rummel nach der Tribut-Show und ihren eigenen Gedanken zu entgehen. Ihre Mutter wohnte noch in dem kleinen Dorf in der Eifel, in der Tanya noch als Tanja großgeworden war. Tanya hatte ihr von ihren ersten großen Modelgagen ein großes Grundstück mit Garten direkt am Ortseingang gekauft und ein kleines, aber niedliches Häuschen dazu. Dieses erste große Geschenk an ihre Mutter, die ihre ganze Karriere begründet und begleitet hatte, war immer noch eines der Dinge, auf die Tanya in ihrem Leben am meisten stolz war. Tanyas Vater war bei einem Motorradunfall ums Leben gekommen, als sie ein Kind gewesen war. Vielleicht war sie auch deshalb jetzt so durcheinander.
    Tanyas Mutter öffnete die Tür und drückte ihre Tochter wie immer mit großer Geste an ihre nach Chanel No. 5 duftende Brust, bevor sie genauso automatisch ihren ersten Kontrollblick auf Tanyas Gesicht warf.
    »Du siehst ja grauenhaft aus, Kind.« Das Urteil kam niederschmetternd. »Ist jemand gestorben?«
    Es war diese Mischung von deftiger Kritik und genauem Instinkt, die Tanya an ihrer Mutter so schätzte, die sie aber auch schon in mehreren Jahren Therapie ausführlich

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