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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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gegen das Böse. Die Beasts, die Trolle und vor allem die Aliens! Das Singen kommt von meinem anderen Hobby: Ich fahre im Urlaub sehr gerne in Robinson Clubs, und da gibt es so nette Karaokeabende. Im Club auf Fuerteventura hat mich ja auch der Redakteur des Senders angesprochen. Und als ich ihm von › Masters & Beasts ‹ erzählt habe, war er Feuer und Flamme.«
    Tanya musste jetzt fast loslachen. Das böse TV -Teufelchen war ein Karaoke liebender Spießbürger mit einem Internetdoppelleben! Ein genialer Coup für die Show und ein jämmerliches Häufchen Elend im echten Leben. Teufelchen Schmidtke ließ den Kopf noch etwas mehr hängen. »Aber im Grunde genommen ist es auch ziemlich anstrengend. Also mit der Maske und dem schnellen Abhauen und dem ständigen Versteckspiel.« Er sah Tanya anklagend an. »Sie sind mir ja einmal im Einkaufscenter ziemlich dicht auf den Fersen gewesen! Und keinem durfte ich was erzählen. Ich meine, morgens musste ich ja auch immer wieder im Büro sein. Und niemand durfte etwas wissen – nicht einmal mein Chef! Das war schon hart!« Jetzt hatte sich Herr Schmidtke richtig warmgeredet. Anscheinend hatte ihm das schon lange auf der Seele gelegen.
    Tanya musterte ihn und zweifelte immer mehr daran, dass sie mit ihrem Verdacht, was den Abend der Party anging, richtiggelegen hatte. Aber trotzdem fragte sie weiter. »Bei all dem Spaß, den Ihnen die Rolle gemacht hat, noch dazu im Fernsehen – warum haben Sie mich am Mittwoch auf der Jacht bedroht, Herr Schmidtke?«
    Ein verblüffter Ausdruck trat auf das Gesicht des braven Beamten. »Aber ich war am Mittwoch auf keiner Jacht. Wir hatten doch Ausstandsparty für Frau Schröder im Büro, und da darf keiner fehlen, sonst ist der Chef sauer! Sie können meine Kollegen fragen, jeder wird Ihnen das bestätigen. Aber dann fliegt alles auf. Möchten Sie das wirklich?«
    Tanya sah rüber zu Nils. Nein, dieses arme Würstchen hier war bestimmt nicht der brutale Angreifer vom Mittwoch, da musste sie die »Öffentliche Gewässer«-Stelle der Stadt Köln nicht bemühen und nach der Ausstandsparty von Frau Schröder fragen. Es fühlte sich einfach nicht so an.
    »Ich weiß noch nicht, was ich wegen Ihrer Rolle tun möchte«, sagte sie. »Ich möchte im Moment nur eins von Ihnen, nämlich eine Information: Gibt es Ihre Maske sonst noch wo?«
    Herr Schmidtke sah sie ungläubig an. »Na klar, im Netz auf der Seite von › Masters & Beasts ‹ . 17,99!«, erklärte er es ihr, als ob er ein kleines Kind vor sich hätte. »Viele setzen sich zum Spielen die zur Rolle passenden Masken auf, gerade, wenn man die Webcam dazuschaltet. Ich bin doch nicht der einzige Mephisto auf der Welt!«
    Tanya wechselte noch einmal einen Blick mit Nils. Die Sache war klar. Jemand anderes hatte sich die Maske besorgt, um sich zu tarnen. Oder sogar, um den Verdacht auf Mephisto Schmidtke zu lenken. Wer immer es war, er war ganz schön raffiniert. Tanya durchschauerte es mitten in der warmen Atmosphäre der Weinstube. Sie war immer noch in Gefahr.
    »Werden Sie mich verraten?« Das enttarnte Exteufelchen sah Tanya jetzt bittend an. »Ich habe es doch schon so weit geschafft! Ich will unbedingt gewinnen – ein echter Master gibt sich nie zufrieden, bis er sein Ziel erreicht hat!«
    »Tja, nur schade, dass wir so wenig Trolle und Aliens in der Show haben.« Tanya konnte den armen Kerl nicht länger auf die Folter spannen. »Biester allerdings genug. Nein, ich werde Sie nicht verraten, Herr Schmidtke. Jedem seinen Traum. Aber schauen Sie bei Ihren Performances nicht zu oft in meine Richtung. Ihre Illusion hat für mich doch jetzt irgendwie – gelitten.« Sie stand auf. »Komm, Nils, wir gehen.« Sie gab dem erleichterten Schmidtke die Hand. »Wir sehen uns nächste Woche. Einen schönen Sonntag noch!«
    Herr Schmidtke ließ ihre Hand nicht los. Er zog Tanya noch einmal näher zu sich heran. »Ich bin so traurig wegen Xena …«, flüsterte er ihr ins Ohr. Tanya musste an die vielen Momente denken, in denen Mephisto und Xena die Köpfe zusammengesteckt hatten. Sie hatte immer gedacht, da würde ein dunkler Pakt des Bösen geschlossen. »Die Xena war ein ganz liebes Mädchen …«, flüsterte ein offensichtlich verliebter Mann mittleren Alters weiter, »und so schön … wie die nachtschwarze Prinzessin, der wir Master alle den goldenen Eid geschworen haben.«
    Tanya zog ihre Hand zurück und beschloss, den großen Master in der irdischen Zwischenwelt der Weinstube zurückzulassen.

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