Mörder Quote
entfernt wurde. Beleidigungen, die gegen sie und Xena gerichtet waren. Peter de Bruyn, der Tanya von den sexuellen Angeboten erzählt hatte, die Lillys Mutter ihm gemacht hatte. Lillys blasses Gesicht der letzten Wochen. Und vor allem fiel ihr ein, wer beim Fotocall in den Reihen aller Fans und Verwandten direkt hinter Olli Bräuer gestanden hatte – Lillys Mutter!
Zum ersten Mal in der letzten Zeit machten all ihre Ahnungen und Bauchgefühle Sinn. Sie hatte jetzt einen klaren, konkreten Verdacht. Ihre Hand zitterte leicht, während sie die SMS ins Handy tippte: »Bitte treffen Sie mich heute vor der Show um sechs in meiner Garderobe. Es geht um Ihre Tochter Lilly. Ich sage der Security Bescheid, dass Sie kommen. Tanya Beck.«
KAPITEL 27
Die Frau, die pünktlich um 18 Uhr in Tanyas Garderobe geführt wurde, hatte sich zumindest optisch sehr verändert. Verschwunden waren die Tiermuster und die klingelnden Armreifen, fast puristisch saß eine müde wirkende Frau in Jeans und schlichtem weißem Top vor Tanya, aufrecht, die Beine übereinandergeschlagen wie in einer Talkshow. Nur ihre Augen waren hellwach und musterten Tanya, die ihrerseits in ihrem Show-Outfit aussah wie eine Moderatorin in einer seriösen Talkshow, die sich aufgedonnert hatte – eine Art Versace-Barbie-Version von Anne Will. Auch die ganze Garderobe wirkte fast wie ein Talkshow-Set, Tanya hatte vorsorglich Wasser in zwei Gläser eingeschüttet und die Stühle so einander gegenübergestellt, dass sie ihren Gast gut sehen konnte, er ihr aber nicht zu nahe kam. Tanya gab dem Securitymann das Zeichen, direkt vor der Tür zu warten. Mit einem prüfenden Blick schloss er die Tür.
Tanya verschwendete keine Zeit. »Frau Helm – ich habe Sie heute wegen Ihrer Tochter zu mir gebeten. Sie kommt mir seit einigen Tagen so bedrückt vor und auffallend blass. Ich wollte mich erkundigen, ob Sie irgendeine Ahnung haben, was ihr Sorgen machen könnte.«
»Woher soll ich das wissen?«, kam es kühl zurück. »Sie haben mich ja von meinem Kind getrennt. Sie geht von hier aus ins Hotel, und auch dort darf ich sie nicht sprechen. Ich habe keine Ahnung, was in ihr vorgeht. Und wenn es Sie interessiert – das verletzt mich sehr.«
»Damit das klar ist, nicht ich habe Sie von Ihrem Kind getrennt«, erwiderte Tanya ruhig. »Die Produktion hat das so beschlossen, nachdem Sie ausfällig geworden sind.«
»Sie verstehen das nicht. Sie haben ja keine Kinder.« Tanya sah, wie sich rote Flecken auf dem Hals von Roberta Helm ausbreiteten und langsam höher wanderten. »Ich wollte immer nur das Beste für meine Lilly. Sie ist Klassen besser als der Rest hier, hat viel mehr Niveau. Die anderen sind doch totaler Müll, billige Castingluder ohne Stimme und Ausstrahlung. Davor wollte ich meine Tochter beschützen.«
»Indem Sie Peter de Bruyn sexuelle Gefälligkeiten angeboten haben?« Tanya musste jetzt deutlicher werden, die Zeit lief ihr davon. »Das nennen Sie den Schutz einer Mutter?«
»Solche Dinge sind doch in Ihrer Branche üblich«, schoss sie zurück. »Ich möchte nicht wissen, mit wem Sie gefickt haben, damit Sie hier, wichtig, wichtig, neben einem kleinen Tisch sitzen dürfen und über andere urteilen, die weit mehr Talent haben als Sie selber. Das ist Ihre Welt – und meine Lilly geht da nur kurz durch. Unbeschadet. Rein. Bis zum Sieg.«
Tanya griff zum Wasserglas und nahm einen strategisch langsamen Schluck. Jetzt kam die Dame aus der Reserve. Aber wenn es sich um die Psychopathin handelte, für die Tanya sie hielt, musste sie vorsichtig bleiben. »Der Sieg ist Ihnen sehr wichtig, nicht wahr?«, sagte sie leise. »Sie würden viel tun, damit Ihre Tochter gewinnt?«
»Nichts, was nicht jede Mutter tun würde!« Auch ihr Gegenüber griff nun nach dem Wasserglas und nahm einen langen Schluck, als wollte sie Tanya imitieren. »Aber wie gesagt, das können Sie nicht nachvollziehen. Sie haben Ihrer Karriere ja alles geopfert, nicht wahr?«
Jetzt reichte es Tanya. Diesen Spruch musste sie sich schon von genügend Leuten anhören, besonders Tanten mittleren Alters. Sie zückte das Foto aus dem Einkaufscenter. »Wen würden Sie denn für die Karriere opfern, Frau Helm?« Sie legte das Foto auf den kleinen runden Tisch zwischen ihnen. »Ach, Sie hatten ja nie eine, wenn ich richtig informiert bin … von ein paar gescheiterten Miss-Wahlen im ländlichen Bereich und einer Handvoll Sportpokalen mal abgesehen. Aber für die Karriere Ihrer Tochter würden Sie doch
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