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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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vergessen können: Lilly, kauernd neben ihrer toten Mutter, die mit lang ausgestrecktem Arm immer noch eine Lilie in die Richtung ihrer Tochter hält. Daneben der Securitymann, die Waffe neben sich auf dem Boden, heulend. Und Lillys Gesicht.

WOCHE 7:
    MY WAY
    (Personal Choices)
    E-Mails an die Produktion nach der Sendung, Auszüge:

KAPITEL 29
    Lilly wirkte in dem viel zu groß wirkenden Krankenhausbett kleiner und zerbrechlicher als je zuvor. Ihre Gesichtsfarbe war immer noch kalkweiß, und obwohl die Ärzte und Krankenschwestern in den letzten zwei Tagen alles getan hatten, um sie mit gutem Essen und Vitaminspritzen wieder fit zu machen, sah sie für Tanya aus wie ein mageres kleines Spätzchen in einem großen Schneebett. Um das herum eine Art Kirmes aufgebaut worden war, denn ihr Zimmer war von Blumensträußen und Kuscheltieren so vollgestellt, dass sich die Schwestern schmale Wege durch die bunte Halde bahnen mussten, um zu Lillys Bett zu gelangen. Immer noch kam eine Wagenladung nach der anderen am Krankenhaus an und kippte wieder einen weiteren bunten Haufen bester Wünsche direkt vor Lillys Bett. Doch sie schienen nicht zu helfen.
    Plötzlich öffnete Lilly langsam die Augen. Tanya griff sofort nach ihrer Hand. »Ich bin es, Tanya«, flüsterte sie schnell.
    Lillys durch Beruhigungsmittel verschleierter Blick heftete sich Hilfe suchend auf Tanyas Gesicht.
    »Die Ärzte haben gesagt, du darfst jetzt wieder Besuch empfangen. Sie glauben, dass du bald wieder okay bist.«
    Lillys Blick rutschte ab und glitt ziellos über das Meer an Geschenken und Blumen rund um ihr Bett. Neben ihren Kopf hatten die Schwestern den prächtigsten Strauß gestellt, eine pinke Rosenkonstruktion des Senders und der Produktionsfirma, die fast bis zur Decke ragte.
    »Die sind von der Show«, erklärte Tanya und dachte kurz bei sich, dass sie selber noch nie in all ihrer Zeit bei der Show ein so aufwendiges Bouquet bekommen hatte. Aber sie war ja auch nie drei Tage lang auf dem Cover der BILD die größte Schlagzeile gewesen. Gott sei Dank.
    »Wann ist die Beerdigung?« Lillys Stimme klang erstaunlich gefasst. Tiefer als sonst – und was Tanya umso mehr erstaunte – ohne eine Spur von Angst oder Trauer. Wahrscheinlich lag das an den Beruhigungsmitteln. Oder am Schock. »Morgen, Mittwoch …«, antwortete Tanya. »Aber ich würde an deiner Stelle nicht hingehen. Die Paparazzi würden dich umbringen … ich meine, sie würden deine Gesundheit zu sehr gefährden.«
    Lilly sah Tanya jetzt direkt an, ihre Augen klar und ruhig wie ein See. »Natürlich werde ich hingehen«, sagte sie fast tonlos. »Sie war schließlich meine Mutter.« Plötzlich krampfte ihre Hand sich in Tanyas Hand. »Ich werde doch wohl zum Begräbnis meiner eigenen Mutter gehen. Auch wenn sie …«, Lilly unterbrach sich und schien nach dem richtigen Wort zu suchen. »Auch wenn sie … schon lange nicht mehr das war, was ich als meine Mutter mal kannte.«
    Immer noch waren Lillys Augen direkt auf Tanya gerichtet. Tanya hielt fast den Atem an. Es war ganz still im Zimmer, nur das Ticken einer Uhr und das Summen von ein paar Kontrollleuchten waren zu hören.
    Sie war hier, um nach Lilly zu sehen und sich zu vergewissern, ob es ihr auch wirklich gut ging. Sie war nicht gekommen, um sich von der Tochter der toten Frau die Absolution dafür zu holen, dass sie, Tanya, die Sendung nicht gestoppt hatte und vielleicht deswegen dieser schreckliche Unfall mit Lillys Mutter passiert war.
    Tanya dachte an das zurück, was in ihrer Garderobe passiert war. Es war ihre Schuld. Statt mit der Polizei zu sprechen, hatte sie die Sache selbst in die Hand genommen. Aber sie war einfach nicht sicher gewesen. Sie hatte einen Verdacht gehabt, aber nicht mehr. Und sie hatte einen Sicherheitsmann vor ihrer Tür stehen gehabt für alle Notfälle. Was nicht gereicht hatte.
    »Du weißt, dass ich versucht habe, die Sendung zu stoppen, nachdem mir deine Mutter in meiner Garderobe alles gestanden hatte«, sagte Tanya. Lilly hatte man inzwischen die furchtbare Wahrheit über ihre Mutter beigebracht, so schonend wie möglich, wie eine Ärztin Tanya vorher erklärt hatte. »Die Produktion und Marco wollten das nicht. Sie behaupteten, sie hätten alles im Griff.«
    »Niemand hatte meine Mutter im Griff.« Jetzt erst wendete Lilly den Blick von Tanya ab und schaute hoch zur Decke. »Nicht mal sie selber.« Lilly richtete sich langsam auf und goss sich auf dem Nachttisch ein Glas Wasser ein. »Weißt du,

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