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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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großzügig genug für die Hotelzimmer, die sie gewohnt war. Es herrschte komplette Stille.
    Sie versuchte sich aufzurichten und irgendetwas Telefonähnliches zu finden, als eine weibliche Person leise in ihr Zimmer trat, groß, blond, attraktiv, normal gekleidet, nur ein locker über die schicke Privatkleidung gehängter Kittel und das Namenschild »Sabrina, Night Nurse« gaben endlich Aufschluss. Jetzt wusste Tanya, wo sie war – in der teuersten Klinik von NRW , einer privaten Einrichtung, die als Konzept bewusst versuchte, die Grenzen zwischen Krankenhaus und 5-Sterne-Hotel zu verwischen.
    »Wie spät ist es?«, fragte Tanya die Mischung aus Krankenschwester und Butler. »Und welchen Tag haben wir heute?«
    »Es ist Sonntagabend, 23 Uhr, Frau Beck«, antwortete die Dame und zog eine Kaschmirdecke hoch über Tanyas Schultern. »Wie fühlen Sie sich?«
    »Erschöpft«, antwortete Tanya.
    »Das kommt von den Tabletten. Wir haben Sie erst einmal beruhigt, damit Sie schlafen konnten. Den Rest erzählen Ihnen am besten Ihre beiden Wächter.« »Bin ich im Gefängnis? Dann wäre das aber das schickste Gefängnis der Welt!« Tanya merkte, wie ihre Lebensgeister sich leise zurückmeldeten.
    »Nein.« Das Medizin-Model lachte und schob ihr noch ein Kissen in den Rücken. »Ich meine die zwei Männer da draußen, die seit gestern hier auf Sie aufpassen …«
    In dem Moment öffnete sich auch schon die dick gepolsterte Tür, und im Türrahmen standen leicht verlegen Nils und Kommissar Köhler.
    Wie ein Comedy-Duo ohne Text staksten sie herein und setzten sich links und rechts von Tanya auf zwei schicke Designerstühle, die ihnen Sabrina hinschob, bevor sie diskret verschwand. Keiner von beiden wusste anscheinend, wer zuerst reden durfte, deshalb erlöste Tanya sie schließlich mit der Frage: »Was ist denn eigentlich passiert?«, worauf beide gleichzeitig lossprudelten.
    »Du bist ohnmächtig geworden, nachdem das mit Chantal passiert ist, und ich – wir – haben dich ins Krankenhaus gebracht, damit du dich erholen kannst«, preschte Nils vor.
    »Und dann haben Herr Lehmann und ich abwechselnd Wache geschoben, ich meine, aufgepasst, bis Sie wieder wach werden, damit Ihnen …«
    »Damit es DIR gut geht!«
    Tanya musste lächeln. Es war fast niedlich, wie formell der nette Herr Köhler nach einer ganzen Nachtwache blieb und wie eifrig Nils seinen Du-Status betonte. Aber dann fielen ihr wieder die letzten Bilder ein, bevor sie ohnmächtig geworden war.
    »Chantal ist …?«
    Jetzt nickte Nils nur, offenbar erleichtert, dem Kommissar das Feld überlassen zu können.
    »Ja, auch Charlie Kraus ist … verstorben«, sagte Herr Köhler und räusperte sich. »Die Discokugel traf ihn aus einer Höhe von drei Metern. Sie wog massive 30 Kilo. Er hatte keine Chance.«
    »Wie konnte das passieren?«, fragte Tanya und hoffte, hoffte so sehr, dass sie jetzt eine Erklärung über einen technischen Unfall bekommen würde.
    Herr Köhler tat ihr nicht den Gefallen. »Jemand hat den Drehzahlschalter der Kugel so hochgedreht, dass eine Unwucht entstehen musste«, sagte er leise. »Diese Kugeln müssen in Deutschland erst seit einigen Jahren mit einem Sicherheitsseil gesichert werden. Für einzelne Nummern in TV -Studios wird oft keine Genehmigung vom TÜV eingeholt. Und bei der Kugel fehlte das Sicherheitsseil komplett: Sie musste ganz schnell zwischen der letzten Nummer von Lilly und dem Sing-Off aufgehängt werden, deswegen hat man aus Zeitgründen auf das Seil verzichtet.«
    »Das bedeutet …?«
    »Jeder konnte backstage den Schalter hochschieben und das Ding zum Überdrehen bringen«, sagte Nils. »Eine Sache von Sekunden.«
    Tanya schluckte. »Das heißt, es geht wieder los?« Sie sah Nils hilflos an, aber er wich ihrem Blick aus.
    Der Kommissar war es, der die Antwort gab. »Ja, wir haben allen Grund zur Annahme, dass es kein Unfall, sondern ein weiterer Mord war«, sagte er. »Und wenn Sie es so formulieren wollen … oder müssen … es geht wieder los.«
    Tanya starrte ins Leere. Wie im Zeitraffer liefen die Bilder kurz vor Chantals Nummer noch einmal vor ihrem inneren Auge ab. Ihr Blick in die Runde, der Tumult beim Anfang der Nummer, die Ecke im Studio mit den Schaltern für Special effects, in der Nähe der Ecke die Kameras und – Nils. Beziehungsweise eben kein Nils. Sie hatte zu ihm hinüberblicken wollen, aber er war nicht auf seinem Platz gewesen.
    Ganz automatisch zog sie ihre Decke hoch und starrte ihn an.
    Nils schien zu

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