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Mörder Quote

Mörder Quote

Titel: Mörder Quote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Hermanns
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wissen, was ihr durch den Kopf ging. »Ich habe niemanden gesehen«, sagte er schnell. »Ich weiß wirklich nicht, wer sich an dem Schalter zu schaffen gemacht hat.«
    Sie sagte kein Wort und schaute ihn nur weiter an. Der mysteriöse Nils. Der so offen war und dann doch so viel vor ihr verborgen hatte. Seine Bekanntschaft mit Chantal. Die Woche, die er einfach verschwunden gewesen war. Der Internet-Altar, den sie auf seiner Facebook-Seite gefunden hatte.
    »Aber du warst nicht die ganze Zeit bei der Kamera! Du warst während der Nummer kurz weg.« Sie konnte nur noch flüstern. »Bevor dein alter Schulfreund Charlie anfing zu singen, genau der Freund, den du mir ja wohlweislich verschwiegen hast!«
    »Tanya, ich …« Nils stand halb von seinem Stuhl auf.
    Tanya zuckte zurück. Plötzlich war sie froh, dass der Kommissar mit im Zimmer war. »Herr Köhler, es gibt vielleicht ein paar Sachen, die Sie über Nils Lehmann nicht wissen«, sagte sie hastig. »Sie selbst haben mir von seiner Verbindung zu Chantal erzählt, aber da ist noch mehr.«
    Der Kommissar zückte sein mobiles Aufnahmegerät. »Wenn Sie etwas aussagen möchten, Frau Beck, dann nehme ich es auf.«
    »Tanya! Was tust du denn da?«
    Tanya fixierte immer noch Nils, der sich zu winden schien wie eine Fliege unter dem Brennglas. »Ja«, sagte sie und holte tief Luft. »Bitte nehmen Sie auf, dass ich diesen jungen Mann erst seit Kurzem kenne, dass er eine Art Altar von mir im Internet hat mit jeder Menge Bildern und Ausschnitten über mich. Er verfolgt mich überallhin, hat sich in meine Arbeit eingeschlichen, und vielleicht denkt er auf eine absurde manische Weise, einen Grund zu haben, alle Menschen, die ich nicht mag, aus dem Weg zu räumen!«
    »Tanya, das meinst du nicht ernst! Das sind jetzt die Tabletten!« Nils griff nach ihrer Hand, doch Tanya zog sie blitzschnell zurück.
    »Ist es nicht merkwürdig, Herr Kommissar, dass die meisten der Opfer mir unsympathisch waren? Der nervige Maskenbildner, der aggressive Fotograf, der zynische Pressechef …?«
    »Aber Tanya, Lillys Mutter hat doch alles zugegeben! Sie hat gestanden! Und was hättest du gegen Xena gehabt oder das arme Würstchen Mephisto oder jetzt Chantal …?«
    Nils war hochrot geworden und das, was er sagte, war natürlich logisch, aber Tanya konnte nicht aufhören, es war, als ob alle Ängste und Sorgen der letzten Wochen in ihr hochkamen und sich endlich einen Weg bahnten. »Klar, Frau Helm war geisteskrank. Aber vielleicht habt ihr euch ja die Arbeit aufgeteilt. Du hast dich um meine Kandidaten gekümmert, sie um den Rest, inklusive um mich auf dem Boot und …«, Tanya schlug jetzt auf ihre Bettdecke ein, »… und ich weiß nichts von dir, und du kommst einfach in mein Leben und reißt deine hübschen braunen Augen auf, und ich soll dir einfach glauben … das willst du doch, oder?« Jetzt liefen Tränen Tanyas Wangen herunter. »Ich soll dir einfach immer alles glauben!«
    Nils nahm ihre Hände, drückte sie fest und kam so nah an ihr Gesicht, dass seine Locken über ihre Stirn streiften. Sein Blick war voller Schmerz. »Das stimmt, Tanya. Ich will, dass du mir endlich glaubst, dass ich dich liebe. Und dass du mich dich endlich lieben lässt.«
    In diesem Moment stieg eine große Klarheit in Tanya auf.
    Hatte sie es nicht eigentlich gewusst? Hatte sie nicht die ganze Zeit gespürt, dass sich mit Nils alles richtig anfühlte? Als sie mit ihm geschlafen hatte, entgegen ihrer sonstigen Vorsicht? Als sie sich im Park mit ihm in der Öffentlichkeit gezeigt hatte, ohne an die Konsequenzen zu denken? Bei ihm hatte sie sich eigentlich zum ersten Mal seit langer Zeit geborgen gefühlt – und ihre Unsicherheit war erst in den letzten Tagen, nachdem sie mit ihm Schluss gemacht hatte, wieder stärker geworden.
    Tanya begriff. Sie begriff in dem Moment, als ihre eigenen Zweifel an sich selbst und ihr Hass auf sich selbst verschwanden.
    »Es tut mir leid!«, schluchzte sie. »Nils, ich bin …«
    »Nichts sagen, mein Schatz. Es wird alles gut. Das verspreche ich dir.« Er strich ihr beruhigend übers Haar, und dann hörte sie nur noch ein leises Klicken, als der Kommissar sein Gerät ausschaltete, und ein noch leiseres Klicken, als er behutsam von außen die Zimmertür schloss. Sie drückte Nils noch enger und überließ sich endlich ihren Gefühlen für ihn. Endlich. Alle Gefahren da draußen mussten bis morgen warten.

KAPITEL 38
    Sascha fand, dass das ostentative Turteln von Tanya Beck und

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