Mörder und Marder
bis ich ganz fertig bin mit dem hier und anderen Vorbereitungen«, sagte sie, »dauert es sicher eine Stunde.«
Matzbach legte die Finger salutierend an die Schläfe und zog sich zurück. Pfeifend und feixend stieg er die Treppe hinab und begab sich wieder an den Herd.
Das Wasser im kleinen Topf kochte; im großen begann es langsam zu sieden. Baltasar nickte den Eiern zu und ergriff das Brot. »Drei Pfund Graubrot«, murmelte er. »Lecker, hm. Welch schändliche Vergeudung. Aber wir müssen tapfer sein, Kleiner.« Dies galt der Ratte in seiner Jackentasche; sie wurde immer unfriedlicher.
Mit den Händen, dann mit einem Messer löste Matzbach sämtlichen Teig aus der Brotkruste. Er setzte eine Pfanne auf den Herd und warf Butter hinein, zerschnitt die Kruste und legte sie in die Butter, die zu zerfließen begann. Dann schob er den kleinen Topf mit den Eiern an den Herdrand.
Im großen Topf kochte das Wasser endlich. Mit fröhlichem Nicken riß Baltasar die Packungen mit Nudeln und Reis auf und schüttete beides ins Wasser. Brühwürfel und Gewürze folgten. Er rührte einige Male mit einem Holzlöffel um.
Auf dem Tisch baute er antike Küchengeräte auf, darunter einen Brot- bzw. Käseschneider und einen an die Tischkante zu schraubenden Fleischwolf. Er stellte eine Schüssel unter die Auswurfmündung des Wolfs und stopfte die Klops in den Trichter. Als er zu drehen begann, brach draußen Lärm aus: Schreie, Johlen und unverständliche Anfeuerungsrufe.
»Aha. Durchbruch im mittleren Frontabschnitt«, kommentierte er halblaut. Er drehte die Klops durch; danach stopfte er sämtlichen Aufschnitt in den Wolf. Die Substanz in der Schüssel sah nicht vertrauenerweckend aus.
Jemand hämmerte gegen die Fensterscheibe. Matzbach schob den Tisch beiseite und öffnete. Draußen lag Hoff auf dem Bauch im Schnee und grinste.
»Du siehst aus, als hätte man dir den Puderzucker aus Versehen nicht in den Hintern geblasen«, sagte Baltasar. »Nein, doch nicht. Eher so, als ob scharfsichtige Menschen den Zucker über dich geblasen hätten, in der richtigen Annahme, daß du zur Gänze Hintern bist. Hintern an und für sich, um es mal mit Arthur Immanuel Fichtenhegel auszudrücken.«
Hoff streckte ihm die Zunge heraus. Die anderen waren weiter weg. »Ist es gut so?« sagte er leise.
Matzbach nickte. »Sehr gut, mein Lieber. Ganz ausgezeichnet. Fabelhaft hast du das gemacht. Ich bin stolz auf dich. Großes Lob. Prachtvolle Leistung. Herausragende Schnellschaltung. Überaus bemerkenswerte ...«
»Um Himmels willen, hör auf. Das kann ja keiner aushalten. Was machst du da eigentlich?«
Matzbach deutete auf den Tisch und die diversen Utensilien. Hoff richtete sich auf, um über das Fensterbrett blicken zu können.
»Eh, etwas besonders Leckeres«, sagte Baltasar.
Hoff betrachtete ihn zweifelnd. »Ich weiß nicht. Du siehst eher so aus, als ob du schon wieder eine neue Teufelei ausbrütest. Als ob du den Verhörterror im eisigen Raum mit eingebauter Leiche kulinarisch fortsetzen willst.«
»Erstens«, sagte Baltasar; er hob dozierend einen mit Klopsresten und Leberwurstschmiere verklebten Finger, »kommt nach ›als ob‹ der Konjunktiv. Zweitens sollten wir in diesem Zusammenhang den lieben alten Vaihinger beiseite lassen. Es geht hier nicht um die einzig mögliche Basis für spekulatives Denken, sondern um eine Mordermittlung.«
»Aye-aye, Sir«, sagte Henry. Er wälzte sich auf die Seite und blickte zu den anderen, die sich eine wilde Schneeballschlacht lieferten. »Ich misch da jetzt mal wieder mit. Dann bauen wir ein paar schöne Schneetrolle, die dir beim Kochen zuschauen. Ich bin ja mal gespannt, was du da zusammenbrutzelst.« Er wischte Schnee von seiner Nase, zwinkerte und robbte von hinnen.
Baltasar widmete sich der Brotschneidemaschine und zerkleinerte den Käse. »Frischer Gouda, bah«, sagte er dabei. »Wenn’s älterer mittelalter wäre, dann föchte es mich ja an. Aber so – ab mit ihm nach Tintagel.« Danach schälte er die Bananen und zerschnitt sie zu kleinen Scheiben. Nudeln und Reis waren, wie ein Versuch mit dem Holzlöffel zeigte, auf dem Weg zur Garung. Und dabei, sich aneinanderpappend zu etwas Neuartigem zu vermählen. Matzbach nahm den kleinen Topf vom Herd, goß das Wasser in den Spülstein, schreckte die Eier ab und schälte sie mit spitzen Fingern. »Steinhart«, murmelte er. »Erstklassige Dauerware.« Die Schalen zertrümmerte er mit einem Nudelholz noch weiter; dann steckte er die harten Eier
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