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Mörder und Marder

Mörder und Marder

Titel: Mörder und Marder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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alles sehr gruselig. Und dich finde ich auch gruselig, Jorinde, mit deinen Karten und dem Rattenopfer. Kann ich diese Nacht bei dir schlafen, Susanne?«
    Die Portraitrice nickte; nur ihre Blicke hingen immer noch an Matzbachs Gesicht, aber die Mondlandschaft verriet nichts.
    »Aber warum«, sagte Adelheid, »hat der Mörder vor allen Zimmern die Eiszapfen abgeschlagen?«
    »Damit nicht auffällt, daß vor seinem Fenster einer oder zwei fehlen. Eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme, weiter nichts. Ich nehme an, er hat es heute früh getan, nachdem die Leiche entdeckt worden war und alles sich auf dem Flur drängte. Und wir sind erst nach und nach zum Frühstück erschienen. Er hatte also Zeit genug, in alle Zimmer zu gehen, sobald sie leer waren.«
    Susanne blickte plötzlich auf. »Heinrich. Du warst doch heute früh in meinem Zimmer ...«
    Genenger nickte und schnitt eine Grimasse. »Ich hab meine Hose gesucht. Die muß ich gestern abend dagelassen haben.«
    Melcher warf ihm einen amüsierten Blick zu. »Das dürfte stimmen.« Er wandte sich an Matzbach. »Ich finde das sehr beeindruckend. Respekt. Aber wo ist das Motiv? Nur weil Schuster ein Schmierfink war? Oder denken Sie noch immer an die Bilder?«
    »Ach ja, die Bilder«, meinte Henry. »Wo sind sie denn nun geblieben?«
    Matzbach stand auf, den Marder unterm Arm. »Schuster hat schon mal jemanden erpreßt«, sagte er. Er bat Jorinde mit einem Blick um Erlaubnis. »Jemand, der an einer Schwarzen Messe unter Jorindes Leitung teilgenommen hat. Als er gestern abend vom Fotografieren zurückkam, hat er gekichert. Vielleicht ist einer von Ihnen mit Fotos von diesem Turnier erpreßbar? Ich weiß es noch nicht so genau. Und was die Bilder angeht – da sie offenbar nicht verbrannt worden sind ...«
    Susanne unterbrach ihn. »Sind Sie sicher? Haben Sie alle Öfen kontrolliert?«
    »Nein. Theoretisch könnte sogar Jorinde sie im Badezimmerofen verbrannt haben, als sie das Elektroöfchen ausgeschaltet hatte.«
    Die Hexe hob nicht einmal eine Braue.
    »Es spielt aber auch keine Rolle. Die Bilder sind weg; ich gehe also davon aus, daß sie wichtig waren. Und bei den Polaroids gibt es keinen Film. Mit den Fotos ist alles futsch. Wahrscheinlich hat der Mörder sie, zum Beispiel mit seiner Nagelschere, zerschnippelt und in ein Klo geworfen. Damit sind sie sicherer verschwunden, als wenn er sie verbrannt hätte – nämlich ganz ohne Spuren.«
    »Was ist mit deiner Pistole?« sagte Henry. »Und mit der Leiche und den verschwundenen Beweisstücken?«
    Matzbach näherte sich langsam der Tür. »Die Pistole hat der Bösewicht wohl heute früh aus meiner Reisetasche genommen, als er in meinem Zimmer die Eiszapfen entfernt hat. Und nachdem ich angefangen hatte, Andeutungen zu machen und Unruhe zu stiften, hat er die erste Gelegenheit ausgenutzt, das
corpus delicti
und ein paar vielleicht belastende Dinge verschwinden zu lassen. Vorläufig jedenfalls. Im Moment sitzen wir hier, das heißt, ich stehe hier, mit einem fein ausgetüftelten Mord ohne jeden handgreiflichen Beweis.«
    Genenger hustete, als Susanne ihm unabsichtlich Rauch ins Gesicht blies. »Ich hab noch eine Frage zur Wahrscheinlichkeit. Küchenmesser und Hammer und so, das findet man ja überall. Im Haus, meine ich. Aber wer schleppt Berge von Leukoplast mit sich rum? Und woher kommt der schwarze Ballon? Und der Gummihandschuh? Und der Draht? Hat der Mörder einen Bauchladen?«
    Matzbach antwortete nicht. Hoff kniff ein Auge zu und murmelte: »Könnte stimmen, Heinrich. Dann wäre das ein großer Zufall, oder?«
    Matzbach seufzte. »Ich überlasse euch jetzt der Spekulation über Motiv und Verwendbarkeit entwendeter Pistolen. Nur ein paar Dinge noch. Erstens weiß ich, wo die Leiche ist, und wahrscheinlich sind bei ihr auch die verschwundenen Indizien. Das wird sich morgen zeigen. Zweitens solltet ihr euch mal gründlich im Lagerraum neben der Küche umschauen. Da steht ein großer Pappkarton mit Kram. Unter anderem mit zwei alten Autoapotheken; ich schätze, in einer werden keine Pflaster mehr sein. Es ist aber auch Spielzeug dabei. Zum Beispiel eine alte Martinslaterne, aus der jemand einen Teil des Rahmendrahts entfernt hat. Kupferdraht. Ist mal jemand mit Kindern hiergewesen?«
    Adelheid nickte. »Mein Onkel, dem das Haus gehört, ist im Sommer ziemlich regelmäßig hier. Meistens mit Familie. Er hat ein paar Enkelkinder.«
    »Soviel zum Ballon«, sagte Matzbach. »Und Gummihandschuhe sind in einem Putzkarton in der

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