Mörderbrunnen (German Edition)
besser werfen konnte.“
„ Meinst du, das konnte jemand alleine machen? Ich meine, immerhin musste jemand das Boot steuern.“
„ Nicht unbedingt. Wenn er ein kleineres Boot hatte, kann er es hier an den Ringen festgemacht haben, wo er auch das Seil verknotet hat. Die Brückenpfeiler werden vom Wasser aus inspiziert. Dafür sind die Ringe angebracht.“
„ Okay, und von der Kraft her? Immerhin musste er die Leiche hochziehen. Allerdings war an dem Jungen nicht viel dran.“
„ Das dürfte kein Problem gewesen sein, hätte sogar eine Frau schaffen können. Der Knoten, mit dem das Seil hier unten befestigt worden ist, ist übrigens ein Seemannsknoten. Ein Pahlstek. Der ist gängig.“
„ Das hilft mir schon viel weiter, danke. Warum macht sich bloß jemand so ne Mühe und noch dazu für einen Kleinganoven.“
„ Vielleicht hat er jemandem ins Handwerk gepfuscht?“
„ Dann hätten sie ihn einfach umgebracht. Aber extra nachts hier rauszufahren und den Aufwand zu betreiben, ihn hier aufzuknüpfen, das kann ich mir nicht vorstellen.“
„ Hast Recht. So, ich bring dich zurück zu deinem Wagen, okay? Wir müssen dann auch weiter nach Höchst, da sind sie wieder illegal am Angeln.“
Eine halbe Stunde später saß Jenny wieder wohlbehalten in ihrem Auto und überlegte, was sie als Nächstes tun sollte.
Irgendwie musste der Mörder an ein Boot gekommen sein. Ob er selbst eins besaß? Mist, sie hätte die Kollegen von der Wasserschutz fragen sollen, ob sie von einem gestohlenen Boot gehört hatten. Jenny wusste nur, dass es etliche Bootsvereine entlang des Mains gab. Ob man da irgendwie nachvollziehen konnte, wer wann mit seinem Boot rausgefahren war? Zumindest wenn einer nachts oder am frühen Morgen unterwegs war, könnte das jemand mitbekommen haben.
Sie griff zu ihrem Handy und wählte Saschas Nummer. „Hi Sascha, ich bins, wo bist du gerade?“
„ Ich bin noch hier im Cocoon Club, Frau Kommissarin. Ich warte auf einige Mitarbeiter, die bald eintreffen sollen. Bis jetzt hab ich noch nicht viel erfahren.“
„ Wenn du fertig bist, kümmere dich doch mal um die Bootsvereine hier in der Gegend. Mach eine Liste und fahr alle ab. Wir müssen wissen, ob jemand in der Nacht mit dem Boot rausgefahren ist oder ob eins gestohlen wurde.“
„ Ja, mach ich, Frau Kommissarin.“
So, jetzt würde sie sich erst mal ein spätes Frühstück im Palmcafe genehmigen.
Bei Milchcafe und Schinkenbrötchen klingelte ihr Handy und die Anrufkennung zeigte die Nummer ihres Kollegen Logo.
„ Hi, Logo“, meldete sie sich kauend. „Was gibt’s?“
„ Hi, ich bin gerade nochmal in der Werkstatt. Viel haben die mir nicht erzählt. Wie zu erwarten war, war unser Junge nicht der zuverlässigste Mitarbeiter und der Chef hat schon drüber nachgedacht, sich von ihm zu trennen. Am Freitag hat er ganz normal bis fünfzehn Uhr gearbeitet, am Montag ist er nicht mehr erschienen. Die Kollegen beschreiben ihn als Angeber, der dauernd erzählt hat, er käme bald ans große Geld. Außerdem hat er versucht, ihnen irgendwelche Sachen anzudrehen. Aber warum ich anrufe, er wurde manchmal von einem Kumpel besucht, der Ricky heißt und diese Woche auf der Dippemess jobbt. Bist doch gerade in der Nähe, oder?“
„ Ich bin mittlerweile in Sachsenhausen und gönne mir ein spätes Frühstück aber egal, über den Kaiserleikreisel bin ich ruck zuck an der Dippemess. Wie find ich den? Da ist doch noch alles zu, oder?“
„ Heut ist Familientag, die machen schon um zwölf Uhr auf. Und lach nicht, er arbeitet in der Geisterbahn, die sollte ja zu finden sein.“
„ Nee, oder? Wenn einer das in ‘nem Krimi schreibt, denkt jeder, wie unrealistisch. Okay, bis später auf der Dienststelle.“
„ Tschau, ich bin dann weiter Hummer suchen.“
Sie trank in Ruhe ihren Kaffee aus und machte sich auf den Weg zu einem der größten Frankfurter Volksfeste, der Dippemess. Vom ursprünglichen Dippe- also Geschirrmarkt war schon lange nicht mehr viel übrig. Der Großteil des Festes bestand aus Fahrgeschäften und Fressbuden. Jenny war längere Zeit nicht mehr dort gewesen und es zog sie auch nicht hin. Sie war mehr der Wädchestagtyp, ein eher traditionelles Fest, das im Wald stattfand und bei dem im Schatten der Bäume viele Livebands spielten.
Um diese Zeit waren in der Nähe des Festes noch etliche Parkplätze zu finden, abends ein Ding der Unmöglichkeit. Sie parkte am Ostpark und lief gemächlich über die Straße zum Festplatz. Die
Weitere Kostenlose Bücher