Mörderbrunnen (German Edition)
im Büro und fuhren Richtung Innenstadt. ‚Best worscht in town‘ war einer von mehreren, auf Currywurst unterschiedlicher Schärfegrade spezialisierten Imbissen, die es seit einigen Jahren in Frankfurt gab. Nur nach ausführlicher Beratung und Risikoaufklärung wurden Schärfegrade über B serviert, obwohl die Palette bis F ging. Aus Erfahrung klug, nahm auch Jenny diesmal A+ mit Pommes und als sie eine halbe Stunde später am Hauptfriedhof eintrafen, waren beide pappensatt.
Die Trauergemeinde war überraschend groß, obwohl kaum jemand betroffen aussah. Einzig die Hausdame, Frau Mörike, zerdrückte die eine oder andere Träne. Die restliche Gesellschaft bemühte sich, pietätvoll dreinzuschauen, ließ aber echte Trauer vermissen.
„ Schien wirklich nicht sonderlich beliebt gewesen zu sein. Das sind wohl hauptsächlich Geschäftspartner, Mitarbeiter und Kunden. Wissen wir, ob er verheiratet war?“
„ Ne, das hab ich überprüft. Nie verheiratet, keine Ki nder.“
“ Könnte tatsächlich homosexuell gewesen sein. Das häuft sich jetzt aber. Possmann steht auf kleine Jungs, Müller und Grosse haben vielleicht was miteinander und unser letztes Opfer homosexuell.“
„ Kann Zufall sein, Jenny, und dass Müller und Grosse die Nacht zusammen verbracht haben, kann auch andere Ursachen haben. Und außerdem haben wir keine Beweise dafür.“
„ Ja“, seufzte sie. „Ich angel nach Strohhalmen. Also hier fällt mir niemand auf, der sich verdächtig verhält, dir?“
„ Ne in, auch kein Freund oder so, der am Grab trauert und den ich gerne befragen würde. Lass uns abhauen. Der Fotograf nimmt alle auf. Wir setzen einen dran, der vergleicht, ob jemand auf allen Beerdigungen war.“
„ Abmarsch. Bin eh schon tropfnass.“ Als sie endlich im Präsidium eintrafen, war es nach sechzehn Uhr. Sascha telefonierte, legte jedoch auf, als sie ins Zimmer kamen.
„ Hi, regnets etwa?“
„ Ich werf dir gleich was an den Kopf. Meinst du, wir waren gemeinsam duschen?“
Logo versteckte sein Lachen hinter einem Husten.
„ Is doch wahr, Logo.“
„ Tschuldigung“, murmelte Sascha zerknirscht. „Ich hab g erade mit dem Psychologen gesprochen, Dr. Moment, wie heißt der ... Mendelssohn. Er hat Bescheid gesagt, dass er nicht viel rausfinden konnte. Der letzte Tatort wäre zwar erschreckend gewesen, man würde aber an vielem sehen, dass der Mörder methodisch und kontrolliert vorgehen würde. Wir sollten uns nicht viel Hoffnung machen, dass ihm ein gravierender Fehler unterläuft.“
„ Na, das muntert doch auf.“
„ Er hat die Tatorte auch räumlich analysiert, aber da sie sich auf Sagen beziehen, gibt das nicht viel her. Nur, dass der Mörder in Frankfurt oder in der näheren Umgebung wohnt, da ist er sicher.“
„ Super“, seufzte Jenny, „nur fünfhunderttausend Verdächtige, wenn wir von einem Mann ausgehen. Hat er auch was Hilfreiches?“
„ Ne in, aber eine Warnung. Der Mörder würde mit uns spielen und es könnte jederzeit sein, dass er sich direkt gegen einen von uns, also den ermittelnden Beamten wendet.“
„ Da fühl ich mich doch gleich besser.“
„ Ich habs dir von Anfang an gesagt“, schaltete sich Logo ein. „Der Typ ist gefährlich und verrückt. Wir sollten nicht mehr alleine losziehen.“
„ Machen wir doch nicht. Wann wollen wir heute Abend zu Possmann? Sprechstunde hat er bis achtzehn Uhr. Um neunzehn Uhr müsste er zu Hause sein, wenn er nicht woanders hinwill. Das ist halt unser Risiko. Ich würd trotzdem gerne unangemeldet bei ihm auftauchen. Sollen wir uns da treffen? Dann würd ich vorher kurz heimfahren und mir was Trockenes anziehen.“
„ Ja , gut, aber nicht alleine reingehen.“
„ Ne e, versprochen. Also bis nachher. Bis morgen Sascha.“
Durch den Berufsverkehr quälte sie sich nach Hause und parkte direkt vor der Tür auf dem letzten freien Parkplatz. Hinter ihr kroch im Schritttempo ein dunkler Kombi vorbei. Pech gehabt, dachte sie zufrieden und ging hinein. Eine heiße Dusche machte sie wieder fit und da sie noch etwas Zeit hatte, setzte sie sich auf die Couch und hörte ihre Anrufe ab. Der erste kam von einer ehemaligen Schulfreundin, die sie zu einem Klassentreffen einladen wollte, das allerdings erst in zwei Monaten stattfand. Die zweite Stimme löste ein Lächeln aus.
„ Hallo mein Liebling. Wie schön war das, mit dir einzuschlafen. Kommst du heut Abend vorbei?“
Sie griff sofort nach dem Telefon. Ob er schon zu Hause war? Er war.
„ Hi, ich bins
Weitere Kostenlose Bücher