Mörderbrunnen (German Edition)
, ich hab deinen Anruf abgehört.“
Er lachte tief. „Und? Wie wird meine Anfrage beantwortet? Ich hoffe doch positiv?“
„ Mmmmh, ich werde es in Erwägung ziehen.“ Sie lachte. „Nee, natürlich komme ich gerne. Ich muss nur dienstlich nochmal los. Sollte aber nicht allzu lange dauern.“
„ Dann komm doch hinterher zu mir, ok ay?“
„ Fein, soll ich vielleicht was zu essen mitbri ngen?“
„ Ich kann auch kochen, war extra auf dem Markt heute und hab Lammkoteletts gekauft und grüne Bohnen. Wie hört sich das an?“
„ Himmlisch, bis nachher.“ Sie legte auf und lehnte sich seufzend zurück. Bei dem Gedanken an den Abend und die Nacht wurde ihr warm, nicht nur ums Herz, auch in anderen Körperbereichen. Hoffentlich war dieser Fall bald abgeschlossen, so dass sie ihre Beziehung nicht mehr würde verbergen müssen. Sie hatte noch eine ganze Menge ihres Jahresurlaubs, eigentlich fast alles. Vielleicht könnte sich Paul freinehmen und sie könnten ein paar Tage wegfahren. Inzwischen sah es ja wirklich so aus, als würde es etwas Festes werden, obwohl sie das noch vor kurzem kaum zu hoffen gewagt hatte.
Pünktlich um halb sieben traf sie vor Possmanns Haus in der Nähe des Carl von Weinberg Parks ein, wo Logos Peugeot schon parkte. Unterwegs hatte sie mehrmals in den Rückspiegel geschaut, weil sie das merkwürdige Gefühl hatte, verfolgt zu werden. Das lag bestimmt an dem Gespräch vorhin und der Warnung des Psychologen. Schon albern. Das alles begann immer mehr einem Fernsehkrimi zu ähneln.
Sie stieg aus und setzte sich zu Logo ins Auto.
„ Hi Kollegin, scheint noch nicht da zu sein. Ich hab grad mal in seiner Praxis angerufen, da ist er schon weg. Also entweder taucht er bald auf oder er will noch woanders hin.“
„ Warten und hoffen, würde ich sagen.“
Zehn Minuten saßen sie schweigend nebeneinander , als Scheinwerfer um die Ecke bogen und Possmanns BMW vorfuhr.
„ Wir lassen ihn reingehen und klingeln dann.“
Logo nickte und als im Haus mehrere Lichter angegangen waren, stiegen sie aus und gingen zur Eingangstür. Das Haus stand ein bisschen nach hinten versetzt und war mit seiner Efeuumrankten Front recht eindrucksvoll, wenn auch deutlich kleiner als die Luxusvillen von Müller und Grosse. Sie klingelten und wenige Augenblicke später wurde die Tür aufgerissen. Possmann starrte sie überrascht an, fing sich jedoch sofort.
„ Frau Kommissarin? Es scheint Ihnen Spaß zu machen, mich an unerwarteten Orten und zu ungewöhnlichen Zeiten aufzusuchen.“
„ Guten Abend , Herr Dr. Possmann, dürfen wir reinkommen?“
Er zögerte den Bruchteil einer Sekunde, öffnete jedoch die Tür ganz und setzte dabei ein breites Lächeln auf.
„ Natürlich, wie unhöflich von mir. Sollen wir ins Wohnzimmer gehen? Und das ist Herr…? Ich glaube, wir kennen uns noch nicht?“
„ Oh, ich muss mich schon wieder entschuldigen. Das ist mein Kollege Herr Stein.“
Logo nickte freundlich und der D oktor ging durch einen holzgetäfelten Flur in ein großes Wohnzimmer, dessen Panoramafenster den Blick auf einen parkähnlichen, eingewachsenen Garten boten.
„ Setzen Sie sich doch, kann ich Ihnen etwas anbieten?“
Beide verneinten und als Possmann sich selbst ebenfalls gesetzt hatte, fing Jenny mit ernster Miene an.
„ Herr Dr. Possmann, ich habe heute mit Ihrer Frau telefoniert.“
Auf einen Schlag wurde der Psychologe totenblass. „Mit…meiner…Frau?“ stammelte er.
„ Richtig gehört. Und sie hat mir interessante Dinge mitgeteilt, die zu Ihrer Scheidung geführt haben. Sie wissen offensichtlich, was ich meine.“
Er fasste sich mit einem Finger in den Kragen seines Hemdes und lockerte es. Niedergeschlagen blickte er zu Boden.
„ Natürlich. Aber glauben Sie mir, sie übertreibt maßlos. Schon immer.“
„ Dann sagen Sie uns, was die Wahrheit ist. Wir machen uns gerne selbst ein Bild, inwieweit Ihre Frau, pardon Ihre Exfrau, übertreibt oder nicht.“
Der Psychologe schwitzte mittlerweile stark. „Was hat sie Ihnen denn genau erzählt?“
„ Sie hat Sie mit einem kleinen Jungen erwischt“, antwortete Jenny schonungslos.
Dr. Possmann fuhr auf. „ Nein, das stimmt nicht. Der Junge war volljährig.“
„ Sie als Psychologe dürfte n am besten wissen, dass ein achtzehnjähriger kaum als Erwachsener zu betrachten und zu behandeln ist.“
„ Ja, das weiß ich“, murmelte er leise.
„ Und Sie haben ihn trotzdem…sexuell missbraucht?“
„ Es kam zu keinem Verkehr im
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