Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
vererbbar. Ähnlich wie unglaubliche Dummheit im McMullen-Klan. »Sicher habe ich das«, antwortete sie. »Sie haben im letzten Sommer diesen wunderbaren Artikel über Jeen gebracht.«
»Ja, hallöchen!«, rief ich. »Der Artikel war der absolute Bringer!« Keine Ahnung, was ich da für einen Schwachsinn von mir gab, aber plötzlich hatte ich den Eindruck, dass es eine echte Strafe sein musste, mit einem Namen wie »Frances« geschlagen zu sein, und dass man dadurch wahrscheinlich dauerhafte emotionale und charakterliche Schäden davontrug. »Wie dem auch sei, wir sind gerade dabei, die Januarausgabe fix und foxi zu machen. Ich hatte was Knalliges geschrieben über einen Kerl, der Mausefallenroboter baut, aber dann stellte sich heraus, dass er ein Spinner war, deswegen brauche ich jetzt ganz flitzeflott einen neuen Aufhänger. Ich dachte, ich könnte vielleicht ’ne Fortsetzung über J. D. bringen.«
Ich ließ meinen Irrsinn einen Moment lang wirken.
»Einen weiteren Artikel?«, fragte Teri. »Das wäre ganz großartig. Aber, wie ich Ihnen schon gesagt habe, Jeen wohnt hier nicht mehr. Er besitzt jetzt ein schönes, großes Haus in L.A.«
»13240 Amsonia Lane«, gab ich zurück. Echt clever, denn jetzt würde sie bestimmt denken, dass der PC-Gott und ich Kumpels wären und sie mir alles anvertrauen könnte, von seiner Sozialversicherungsnummer bis hin zu seiner Ringgröße. »Ich hab’s in seiner Hütte heute Morgen schon versucht, aber da ging gar nix, null, tote Hose, und ich brauche ganz dringend schwuppdiwupp ein paar Infos. Sie wissen auch nicht, wo er gerade so abhängt?«
Sie schwieg einen Augenblick. Ich war mir nicht ganz sicher, ob sie jetzt versuchte, mein Gequassel zu übersetzen, oder ob sie gerade die Entscheidung fällte, mir den Aufenthaltsort ihres kleinen Engels anzuvertrauen. »Nein, das weiß ich leider nicht.«
Meine Schultern sanken.
»Aber … einen Moment mal!« Ich hörte, wie sie die Hand über den Hörer legte. »Steven, wann wollte Jeen zu dieser großen Tagung fliegen?«
»Keine Ahnung!«, kam die Antwort.
Ich nahm an, dass die Stimme Solbergs Vater gehörte, denn, so wie er klang, hätte es ihm nicht gleichgültiger sein können, wenn J. D. auf Ursa Minor einen Vortrag gehalten hätte. Der Ton erinnerte mich an die ersten gut zwanzig Jahre meines Lebens. Die Männer aus Schaumburg sind allesamt solide Bürger: Sie haben eine Fünfzig-Stunden-Arbeitswoche, hohe Cholesterinwerte und ordentliche Plauzen. Gibt man ihnen drei anständige Mahlzeiten am Tag sowie die Fernbedienung, dann gibt es keine Beschwerden. Aber sobald man sie bei ihrer abendlichen Ruhe vor der Glotze stört, kann man sich auf was gefasst machen.
»Sicher weißt du das!« Teris Stimme ließ vermuten, dass sie es durchaus in Erwägung zog, sich auf einen Kampf um die Fernbedienung einzulassen. »Er hat es uns doch erzählt.«
Eine nuschelige Antwort folgte.
»Weißt du nicht mehr? Er wollte doch diesen Vortrag halten. Er hat zusammen mit dieser Hilary daran gearbeitet. «
Meine Alarmglocken schrillten. Hilary? Eine Frau? Solberg hatte eine Frau gefunden, die freiwillig mit ihm zusammenarbeitete? Waren denn jetzt alle Frauen in L.A. durchgeknallt? Könnte es sein, dass Elaine Recht hatte? Dass sich Solberg für eine andere entschieden hatte?
Ich schüttelte den Kopf.
Teri kam wieder an den Hörer. »Ich glaube, er ist bei dieser großen Tagung. In Las Vegas.«
»Ach, ja!«, rief ich, als hätte ich gerade die Erleuchtung gehabt, machte mir jedoch nicht die Mühe, ihr mitzuteilen, dass die Tagung schon vor einigen Tagen zu Ende gegangen war und ihr Jeen seitdem wie vom Erdboden verschluckt war. Trotz allem war es schließlich möglich, dass ihre Mutterinstinkte stärker waren als das instinktive Bedürfnis, Mutanten zu töten, und sie sich daher wegen Solbergs Verschwinden Sorgen machen würde. »Die Tagung. Er und Hilary ziehen das gemeinsam durch?«
»Ja. Ich glaube schon.«
»Sie war ja ein verdammt heißer Ofen. Vielleicht kann ich ja auch mal was über sie bringen. Wie war noch mal ihr Nachname? Meine, oder? Oder …«
»Nein, nein«, sagte sie. »Der Name fing mit einem P an. Patnode. Nein … so heißt Sheila seit ihrer Hochzeit. Pierce. Pershing! Der Name ist Pershing!«
»Super«, lobte ich. »Pershing. 1a-Job!« Ich notierte den Namen auf dem Seitenrand der Nerd World. »He, Sie wissen nicht zufällig, wo genau im großen V sie an der Matratze gehorcht haben, oder?«
Eine Zeit lang herrschte
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