Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
ich jetzt tun? Die Logik sagte mir, dass ich Elaine um ein paar entsprechende Informationen über ihren kleinen freakigen Liebhaber bitten sollte, falls ich blödsinnig genug wäre, meine Untersuchungen bezüglich Solbergs Verschwinden fortzuführen. Aber um ehrlich zu sein: Ich war mir nicht hundertprozentig sicher, dass Solberg nicht doch den Horizontalbebop mit irgendeiner Tussi in Vegas tanzte. Und ich hatte wirklich keine Lust, Elaine noch mehr aufzuregen, bevor ich nicht alle Fakten kannte. Also musste ich andere Wege und Möglichkeiten finden, um an Informationen zu gelangen.
Ich dachte eine Weile darüber nach, wer sonst noch über seinen Aufenthaltsort Bescheid wissen könnte, wurde aber leider von keinen nennenswerten Geistesblitzen erleuchtet. Tatsächlich fiel mir niemand anders ein, der ein ernsthaftes Interesse an seinem Leben haben könnte, als seine Eltern.
Also rief ich die Auskunft an und fragte nach den Nummern der Solbergs in Schaumburg, Illinois, wo ich ihm zum ersten Mal begegnet war. Die Frau am anderen Ende der Leitung klang alles andere als begeistert, dass ich keinen Vornamen liefern konnte. Aber sie sah nach und teilte mir mit, dass es mehr als zwanzig Einträge in der entsprechenden Gegend gäbe und sie mir lediglich die ersten drei nennen könnte. Ich notierte die Namen und Telefonnummern. Amy, Brad und Joyce, Brianna. Ich rief sie alle an. Bei den ersten beiden Nummern stieß ich auf Anrufbeantworter. Ich hinterließ eine Nachricht und bat um einen Rückruf von Jeen, dann versuchte ich es bei Brianna. Sie legte jedoch auf, bevor ich meinen Text heruntergeleiert hatte.
Da ich keine Ahnung hatte, was ich sonst hätte tun können, rief ich erneut die Auskunft an und wiederholte das Spiel. Wer auch immer behauptet hatte, dass aller guten Dinge drei sind, musste mehr Glück gehabt haben als ich, denn erst bei meinem sechsten Trio landete ich einen Volltreffer.
»Solberg-Residenz, Teri am Apparat.«
Ich saß kerzengerade auf meinem Stuhl. Die Stimme der Frau klang genau wie die von J. D. Wenn sie jetzt noch wie ein Esel gekreischt hätte, wäre ich mir vollkommen sicher gewesen, dass sie mich angelogen hatte und ich in Wirklichkeit mit dem PC-Gott höchstpersönlich sprach. Wie die Dinge jedoch lagen, entschied ich mich für eine normale Begrüßung. »Hallo. Ich bin auf der Suche nach Jeen Solberg.«
Schweigen am anderen Ende der Leitung. Ich hielt den Atem an und zermarterte mir das Hirn, wie ich mit der Situation umgehen sollte. Vielleicht sollte ich einfach die Wahrheit sagen.
Aber die Wahrheit hatte in der Vergangenheit zu kaum mehr als rasenden Kopfschmerzen und der Angewohnheit geführt, ein Päckchen Zigaretten pro Tag zu qualmen. Außerdem hatte ich keine Ahnung, was ich von diesem Gespräch hier erwarten konnte. Vielleicht hatte der PC-Gott eine zweite Hypothek aufgenommen und eine Tänzerin aus Vegas damit bestochen, ihn eine Woche lang zu beglücken. Vielleicht dachten seine Eltern, es sei eine gute Idee, sich mit einem professionellen Flittchen einzulassen, und würden es daher kaum schätzen, wenn ich meine Nase in die Angelegenheiten ihres kleinen Lieblings steckte.
»Es tut mir leid, aber er wohnt hier schon lange nicht mehr«, antwortete Teri. »Kann ich ihm etwas ausrichten? «
Mit einem kurzen Klick des Wahnsinns fügten sich meine Pläne zusammen. »Oh, ja … ich hoffe. Hier spricht Frances Plant.« Post zu klauen hatte durchaus seine Vorteile, denn den Namen hatte ich unter einem Artikel der Nerd World gesehen. Bloß war mir bis dahin noch nicht aufgefallen, dass Frances ein Männername war, aber jetzt war es wohl zu spät, den Klang meiner Stimme zu verändern, daher preschte ich los wie ein dementes Nashorn. »Ich schreibe eine Kolumne für ein echt abgefahrenes Computermagazin.«
Ich krallte meine Faust um den Hörer. Mom hatte mir mal erklärt, Lügner kämen direkt in die Hölle. Ich hatte sofort danach gelogen, und nichts war passiert. Ich hatte keine züngelnden Flammen verspürt. Ich hatte nicht einmal einen Blick auf das Fegefeuer erhaschen können – wenn man mal von meinem Abschluss an der Senior Highschool absieht. Seitdem bezweifelte ich das Ganze.
»Was für ein Magazin ist das?«, fragte sie.
»Nerd World«, antwortete ich. »Schon mal gehört?«
»Oh!« Allein bei der Erwähnung des Magazins klang sie schon atemlos. Aber vielleicht ist dieses freakige Verhalten ja wie Hämophilie oder kreisrunder Haarausfall in den Genen begründet und
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