Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
brach ich mir hier einen ab, um diesen kleinen Trottel zu finden?
Die schmerzliche Erkenntnis folgte auf die erste Welle meines Glukoserauschs. Ich wollte sicher sein, dass es Hoffnung gab … für mich … für Glück und Zufriedenheit bis ans Ende aller Tage … für Mars und Venus im gleichen Orbit. Und mir war klar: Wenn jemand wie Solberg einer Frau wie Elaine nicht treu sein konnte, dann hatten gewöhnliche Mädels wie ich gar keine Chance.
Immerhin war sie das Mädchen, das von allen gewählt worden war, als erste das zu tun, was und mit wem sie wollte.
Ihre Gründe dafür, mit einem Freak wie Solberg herumzuhängen, waren mir unbegreiflich. Ich hatte ihn vor über zehn Jahren im Warthog in Schaumburg, Illinois, kennengelernt, wo ich Drinks servierte. Sein Anmachspruch hatte etwas damit zu tun gehabt, seine Festplatte an mein Motherboard anzudocken. Ein Vorschlag, bei dem die Mädchen nicht gerade weiche Knie bekommen.
Ich meine, gute Männer sind nicht so einfach zu finden. Den Erfahrungen meiner bewegten Vergangenheit nach zu urteilen, ist diese Spezies wahrscheinlich direkt nach dem Tyrannosaurus Rex ausgestorben. Trotzdem sollte sich keine Frau, die noch alle Entchen im Teich hatte, für einen Solberg entscheiden. Tatsächlich sollte nicht mal eine Frau, deren Vogel wer weiß wie groß war, mit einem Kerl wie Solberg verkehren.
Andererseits schien merkwürdigerweise auch seine Nachbarin an ihm interessiert zu sein, und sie sah aus, als hätte sie eine Menge Federvieh zu bieten. Was hatte dieser Kerl bloß an sich? Ich lehnte mich mit der Hüfte an die gesprungene PVC-Küchentheke und verschlang das Kuchenstück. Dann kehrte ich zu meinem gefrorenen Mekka zurück und durchstöberte den Inhalt nach etwas, was sich am unteren Ende der Lebensmittelpyramide befand. Da sich aber die Nahrungsfee bisher noch nicht hatte blicken lassen, entschied ich mich für eine weitere Leckerei aus Käsecreme und wurde mit einem augenblicklichen Geistesblitz belohnt: Warum hatte Solbergs elegante Nachbarin im Dunkeln im Garten gearbeitet?
Keine Ahnung, warum mir diese Frage nicht früher durch den Kopf geschossen war. Vielleicht hatte mein eigenes unangebrachtes Schuldgefühl bezüglich der konfiszierten Post meinen Argwohn gehemmt, aber mittlerweile kam mir der ganze Vorfall doch äußerst unwirklich vor. Schließlich gehen die wenigsten Leute mitten in der Nacht in ihren Garten, um dort herumzuwühlen.
Okay, zugegeben, genau genommen kann zehn Uhr abends nicht wirklich als »mitten in der Nacht« bezeichnet werden. Aber es war schon lange dunkel gewesen. Was also hatte Tiffany Georges da draußen in ihrer Barbiepuppen-Caprihose und den Gartenhandschuhen getrieben?
Nachdem ich jetzt so neugierig geworden war, dass ich sogar auf den Nachtisch verzichtete, zwängte ich mich ins Zimmer nebenan, dessen Größe vermuten ließ, dass es wahrscheinlich einst als Kleiderschrank für einen jugendlichen Zwerg fungiert hatte. Ich nutzte es als Büro. Es stellte sich heraus, dass mich der Käsekuchen doch begleitet hatte.
Ich setzte mich an meinen Schreibtisch, holte das große Telefonbuch von L. A. aus der untersten Schublade und schlug es auf.
Georges ist kein seltener Name. Aber schließlich kannte ich Tiffanys Adresse – oder zumindest die ihres Nachbarn.
Ihre Nummer stand unter »Jacob Georges«. Was bedeutete, dass die kleine Tiffany entweder immer noch bei ihren Eltern wohnte oder verheiratet war. Dem beklagenswerten Mangel an Fettmolekülen nach zu urteilen, ging ich von Letzterem aus.
Wo war dann aber bitte schön ihr Ehemann, und was sagte er dazu, dass seine Frau den PC-Gott zum Abendessen einlud? Nicht, dass er sich deswegen Sorgen machen müsste, immerhin war Solberg ja nicht gerade Pierce Brosnan … Dennoch könnte er womöglich als Konkurrent angesehen werden, wenn … NEIN, dachte ich. Er war ein nerviger, kleiner Wurm, egal, von welcher Seite man ihn auch betrachtete. Mit Sicherheit gab es keinen einzigen lebenden Ehemann, der seine Anwesenheit billigen würde. Wo also war ihr Ehemann?
Ich fuhr den Computer hoch und startete eine Suche über Google, aber schon nach kürzester Zeit wurde klar, dass es die Sache noch nicht in die Schlagzeilen der Times geschafft hatte, sollte Tiffany ihren Gatten im Garten vergraben haben.
Was zum Teufel also tat ich hier? Ich ließ meinen Kopf auf den Schreibtisch sinken und stöhnte auf. Was tat ich hier bloß? Elaine helfen? Vielleicht. Aber die Frage blieb – was sollte
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