Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
außer, dass sich eine Katze durch den Spalt schlängelte.
Ich seufzte erleichtert, aber Hilary war schon aufgesprungen und zog die Tür ins Schloss.
Als sie sich wieder zu mir umdrehte, lächelte sie zögerlich. »Das ist Cinnamon Obanya«, und deutete auf den Ausbrecher. »Sechster Platz bei den Kurzhaarigen 2004.«
»Bildschön.« Mein Hals schwoll langsam, aber sicher zu, und Hilary Pershing verhielt sich ziemlich komisch. Was verbarg sich in ihrem Schlafzimmer? Weitere Katzen, so viel war klar. Aber was noch?
»Vielleicht sollte ich mir ein ausgewachsenes Tier zulegen«, sagte ich, während mir die Gedanken durch den Kopf wirbelten. »Könnte ich mal Ihre großen Katzen ansehen? «
Sie starrte mich finster an. »Ich habe nur ein paar«, erklärte sie, »und die sind unverkäuflich.«
»Oh. Dann habe ich wohl etwas missverstanden. Ich dachte, J. D. hätte gesagt, Sie würden mehr Katzen besitzen. «
»J. D. Solberg?«, fragte sie.
»Ja.« Ich versuchte, ein so lässiges Gesicht wie möglich zu machen, während ich ihres verzweifelt nach irgendwelchen Anhaltspunkten absuchte. »Er meinte, Sie wären die Spezialistin für Abessinierkatzen.«
Sie hatte die Lippen fest zusammengekniffen. »Hatten Sie nicht gesagt, Sie hätten mich über das Internet gefunden? «
»J. D. hat Sie mal erwähnt, daraufhin bin ich ins Internet gegangen und habe da einiges über Sie gefunden. Ihre Homepage ist wirklich beeindruckend.«
»Woher genau kommen Sie noch einmal?«, fragte sie.
»Südlich von hier. Aus Baldwin«, log ich.
»Und Solberg hat Ihnen gesagt, Sie sollten sich an mich wenden?«
»Nein. Nicht direkt. Ich habe schon seit Wochen nicht mehr mit ihm gesprochen. Ich glaube, er … wollte er nicht zu dieser großen Tagung nach Reno oder so ähnlich?«
»Ich habe keine Ahnung. Hören Sie …« Plötzlich stürmte sie mit kurzen, aber entschlossenen Schritten auf die Eingangstür zu. »Mir fällt gerade ein, dass ich noch eine Verabredung habe. Es tut mir leid, aber ich muss Sie jetzt hinausbitten.«
»Jetzt?«, fragte ich.
»Sofort.«
Ich blinzelte sie an. »Aber was ist mit den Katzenbabys? « Und mit Solberg? Wo zum Teufel steckte der Kerl bloß? Und warum war sie plötzlich so erpicht darauf, mich aus ihrem Haus herauszubekommen? Vor einer Minute hatte sie immerhin noch die Abstammungslinie ihrer Katzen bis hin zu König Tutanchamun zitiert.
»Diese Katzen sind meine Familie, Ms. Harmony. Ich gebe keine von ihnen ab an jemanden, der keine Referenzen hat.«
»Referenzen?«, wiederholte ich.
»Und einen entsprechenden Scheck.« »Sie nehmen kein Bargeld?«
Ihre Miene gefror. »Ich glaube, Sie gehen jetzt besser«, sagte sie, schwang die Haustür auf und hätte mich beinahe auf den Gehweg geschubst.
Ich sammelte die Überreste meiner Würde ein und kehrte zum Saturn zurück. Dort angekommen, fuhr ich einmal um Hilarys Häuserblock herum, parkte am Ende der Straße und beobachtete ihr Haus eine halbe Stunde lang. Niemand kam oder ging.
Meine Gedanken kreisten in immer größeren Bahnen. Warum hatte sie es auf einmal so eilig gehabt, mich loszuwerden? War sie vielleicht mal mit Solberg zusammen gewesen? War sie etwa die eifersüchtige Ex?
Oder hatten die beiden gerade etwas laufen? Das könnte natürlich ein Grund gewesen sein, warum Solberg Elaine nicht mehr angerufen hatte. Vielleicht hatte er ja eine Vorliebe für freakige Katzenladys mit einem Gesicht wie ein Rosinenbrötchen. Ich musste zugeben, dass das gar nicht so abwegig war. Schließlich gab es ja auch Boybands und Seeanemonen, die eindeutig bewiesen, dass die Welt schon verdammt komische Vögel zum Vorschein gebracht hatte.
Womöglich befand ich mich auch vollkommen auf dem Holzweg. Aber vielleicht hatte sie Solberg gefesselt, geknebelt und in ihrem Katzenraum versteckt.
Ich starrte vor mich hin. Es war schon fast dunkel, deswegen kreiste ich noch ein letztes Mal langsam um den Block und kundschaftete die Gegend aus. Wie in L. A. klebten hier die Häuser wie die Sardinen in der Büchse auf einem staubigen Hügel aneinander. Ich stellte das Auto auf der Dayside Avenue ab und wartete eine weitere Viertelstunde. Die Sonne sank mit lethargischer Langsamkeit. Ich stieg aus dem Auto aus, atmete tief ein und ging wie ein Golfer, der das achtzehnte Loch inspiziert, quer über den ersten Rasen.
Kein Hund kam angelaufen, um mir ins Bein zu beißen. Niemand verpasste mir einen Schlag mit einem Elektroschocker.
Alles war gut. Trotzdem verspürte ich
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