Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Elaine Butterfields Weg kreuzten – eine seltsame Mischung aus sehnsüchtiger Hoffnung und abgöttischer Verehrung.
»Du kennst den Kerl?«, fragte ich.
»Ich glaube, er heißt Andy.« Sie machte sich nicht die Mühe, zu ihm hinüberzusehen. Er trat von einem Fuß auf den anderen und ignorierte konsequent seine Kunden. Ich hatte dieses Syndrom schon hundertmal verfolgt, aber es faszinierte mich jedes Mal wieder aufs Neue.
»Und Andy hast du wann kennengelernt …?«
»Vor ein paar Minuten«, erklärte sie, »als du bestellt hast.«
»Aha.« Ich schaufelte den letzten Rest Schlagsahne in mich hinein und mahnte mich, sie nicht dafür zu hassen, obwohl ich mir ziemlich sicher war, dass der junge Andy genügend Ausdauer hatte, um ein Rennpferd blass aussehen zu lassen. »Wie alt, glaubst du, ist Andy ungefähr? «
Sie zuckte mit den Schultern. »Das Alter spielt doch nur eine Rolle, wenn du ein Nahrungsmittel bist, dessen Haltbarkeit bald abgelaufen ist.«
»Bist du sicher?«
»Der Satz stammt aus einem Theaterstück, für das ich mal vorgesprochen habe.«
»Soso. Weil ich mich manchmal wie ’ne Banane fühle.« Wieder lächelte sie mich kurz an. Fast brach es mir das Herz. Ich war mit ihr ins Kino gegangen, um mir selbst zu beweisen, dass sie Solberg gar nicht so gern hatte, ihn vielleicht gar nicht mal mochte. Vielleicht fand sie ja einfach nur sein Auto toll, und das war wahrhaftig eine Mordskiste.
Sie löffelte ein winziges bisschen Sorbet und legte dann den Löffel beiseite. »Bist du fertig? Können wir gehen?«
»Aber du hast doch noch gar nicht dein …« Ich starrte auf ihren Teller. »Eis aufgegessen!«
»Ich kann nicht mehr.«
»Okay. Wahrscheinlich hast du vorher schon jede Menge Luft zu dir genommen«, sagte ich und stand auf, bevor ich sie fragen konnte, ob ich mich über ihren Nachtisch hermachen durfte. Dabei mochte ich Sorbet nicht einmal besonders. Aber ich hatte auch schon mal eine ganze Tüte Cheetos auf einmal verspeist, obwohl ich Käseflips wie die Pest hasse.
Einige Sekunden später schlängelte ich mich auf den Beifahrersitz von Elaines altem Mustang. Der war 1a, aber was Reparaturen anbetraf, verdammt teuer, sagten meine Brüder, was für Elaine jedoch kein wirkliches Problem darstellte. Sie hatte eine Horde von Kfz-Lehrlingen an der Hand, die sich darum schlugen, die Arbeit für sie umsonst erledigen zu dürfen.
Wir fuhren auf den San Bernardino Freeway in westlicher Richtung auf und wechselten dann auf die 5. Es war Sonntagabend gegen halb zehn, daher waren nur eine Million Autos auf dem Highway unterwegs, die in einem einzigen Stop-and-go einander geradezu an der Stoßstange klebten.
Elaine lebte in einem klotzförmigen Apartmenthaus in Sun Valley. Es befand sich zwar nicht gerade im schönsten Viertel von L.A., aber ihr Vermieter verzichtete ab und an auf die Miete. Er war ungefähr neunzig Jahre alt, und wahrscheinlich hielt ihn Elaines Anblick am Leben.
»Wie lief denn das Vorsprechen für die Soap?«, fragte ich und ließ mich vorsichtig auf einem Stuhl mit geflochtener Rückenlehne nieder. Sie hatte ihre Wohnung mit relativ naturbelassenen Möbelstücken ausgestattet, was im Klartext bedeutete, dass die Möbel jeden Moment unter einem zusammenbrechen konnten, insbesondere dann, wenn man gerade sein Gewicht aufgewogen in kalorienreichen Leckereien verdrückt hatte.
Elaine wackelte abschätzend mit dem Kopf, während sie zwei Gläser mit etwas füllte, das wie pulverisierte Algen aussah. Elaine trank keinen Alkohol … und aß auch kaum etwas. Eine schreckliche Angewohnheit, die noch aus unserer Jugendzeit stammte, sich aber seit unserem Umzug ins Filmstar-Land noch verschlimmert hatte.
»Ich bin nicht angerufen worden. Kohl und Aloe Vera«, erklärte sie und reichte mir ein Glas. Ich kannte ihre Gebräue. Sie alle standen in dem Ruf, wunderbar heilsam zu sein – in Zivilisationen, die immer noch der Meinung waren, dass der Aderlass das Allheilmittel schlechthin war. »Aber ich spreche noch für eine andere Rolle vor. Als Partnerin von Brady Corbet.«
»Das ist toll!« Ich hatte keine Ahnung, wer Brady Corbet war. Aber ich wäre auch außer mir vor Freude, wenn sie an der Seite von Pippit, dem dreibeinigen Wunderhund, im Fernsehen zu sehen wäre, könnte sie darüber bloß Solberg vergessen. »Brauchst du Hilfe beim Einstudieren?«
»Klar.« Sie verschwand einen Augenblick in ihrem Schlafzimmer und kehrte dann mit einem dünnen Papierhaufen zurück. Ich betrachtete
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