Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
ein Ziehen in der Brust und konnte alles nur verschwommen sehen, als ich beim Haus der Pershing ankam.
Am Ende brachten mich jedoch meine gesundheitlichen Probleme und die mutige Expedition keinen Schritt weiter. Denn anders als in der Küche und im Wohnzimmer waren die Rolläden in ihrem Katzenzimmer bis auf einen schmalen Spalt hoch über meinem Kopf heruntergelassen.
Als ich heimfuhr, wirbelten mir tausend Gedanken durch den Kopf, aber derjenige, der alle übertönte, war, dass ich entweder ordentlich einen an der Klatsche hatte – oder eine supergute beste Freundin war.
5
Eine echte Freundin radelt auch dann
mit dir zur Eisdiele,
wenn du gerade echt beschissen aussiehst.
Elaine Butterfield, kurz nachdem
sie ihre kieferorthopädische Außenklammer
bekommen hatte
S onntagnacht hatte ich das Gefühl, dass jemand mein Hirn in einer Waschtrommel geschleudert hatte. Mein Telefon war kaputt. Ich hatte zweieinhalb Pfund zugenommen, und das Badezimmer stank, als probte es gerade den Aufstand. Also rief ich die Telefongesellschaft an, knabberte an einer Möhre herum und betete zu Gott, da ich mir ein neues Abflusssystem einfach nicht leisten konnte.
Frustriert und nervös ging ich schließlich dazu über, mir zwischen den Bissen eine Hand voll Tortillachips in den Mund zu stopfen, und ließ noch einmal alles Revue passieren, was ich über Solberg wusste: Er war klein, nervig und kreischte beim Lachen wie ein Esel.
Ich bremste mich bei den Tortillachips und grub noch ein wenig tiefer. Oh ja, klar, er war intelligent, reich, und von Computern besessen. Letzteres zog sich wie ein roter Faden durch alles, was er tat. Wo bekam er wohl jetzt seine tägliche Computerdosis, wenn nicht zu Hause? Vielleicht versteckte er sich bei einem Freund und harrte dort aus, bis die Probleme, welche auch immer er haben mochte, vorüber waren? Aber jeder, der ihn kannte, hätte mir darin zugestimmt, dass dieser Freund einen Computer besitzen musste, der stark genug war, um Solberg ins nächste Jahrtausend zu katapultieren, sonst würde der PC-Gott unglücklich werden. Außerdem, wie groß war schon die Chance, dass Solberg überhaupt einen Freund hatte?
Da ich mich einsam fühlte und langsam das Gefühl bekam, überzuschnappen, rief ich Elaine an und lud sie ins Kino ein. Sie sagte zu. Scheinbar musste sie nur wenige andere Angebote ausschlagen, da Solberg ihr einziger Romeo geworden war. Der Gedanke daran ließ mich erschaudern. Ich betrachtete Elaine über den Tisch hinweg.
Wir saßen im Fosselman’s, mein Lieblingsziel nach Kinobesuchen und das beste Eiscafé im ganzen Universum. Das kleine Backsteingebäude war 1919 erbaut worden, als Alhambra noch ein Kuhdorf gewesen war und mit dem irrwitzigen Trubel der Westküste noch nichts zu tun gehabt hatte. Die bunten Glaslampen und das historische Ambiente gefielen mir besonders. Vielleicht aber auch nur der enorm hohe Butter- und Fettgehalt der Nachspeisen.
»Und? Wie fandest du den Film?«, fragte ich Elaine. Hugh Jackman war der absolute Kassenknüller gewesen. Im Film hatte er sich des Öfteren das Hemd ausgezogen. Für mich kam das einer spirituellen Erfahrung gleich.
»Keine Ahnung.« Elaine zuckte die Achseln und stocherte in ihrem Zitronensorbet herum. Der Kaloriengehalt lief wahrscheinlich ins Negative. »Ich fand die Nebendarsteller ein wenig langweilig.«
»Ganz genau«, stimmte ich ihr zu und wunderte mich, was zum Teufel die Nebendarsteller mit Hugh Jackmans bloßem Oberkörper zu tun hatten.
»Und Hugh kam auch oft ziemlich lustlos rüber. Man sollte meinen, dass er für hundertzehn Millionen Dollar ein wenig begeisterter spielen würde.«
»Hundertzehn Millionen?«, staunte ich und kaute gedankenverloren vor mich hin. »Für die Summe hätte er ruhig auch die Hose ausziehen können!«
Sie lächelte mich an. Bei diesem Mitleid erregenden Versuch ihrerseits standen mir fast die Haare zu Berge – Elaine stand Hugh Jackmans Lustlosigkeit in nichts nach.
Ich wollte das Thema zwar eigentlich nicht anschneiden, aber ich konnte es nicht länger hinauszögern. »Zu Solberg, Elaine, ich …«
Mit einem Ruck sah sie auf. »He, hab ich dir schon gesagt, dass ich mit dem Eisverkäufer ausgehe?«
Nur langsam konnte ich ihr folgen. »Mit dem Eisverkäufer? «, wiederholte ich.
Mit dem Kopf nickte sie zur Seite. Ein junger Mann stand hinter der Glastheke. Er war bestimmt noch keine dreiundzwanzig, aber er hatte den typischen Gesichtsausdruck, den alle Kerle hatten, die
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