Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)

Titel: Mörderisch verliebt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lois Greiman
Vom Netzwerk:
deswegen zog ich schließlich den Schlüssel aus dem Zündschloss und stieg leise aus. Okay, »leise« mag vielleicht nicht ganz richtig gewesen sein, da mir der Schlüsselbund aus der Hand fiel und wie mit einer Salutsalve auf den Boden knallte. Dennoch machte ich mich auf den Weg in die Nacht hinein. Straßenlaternen säumten die kurvige Straße, trotzdem war es hier ziemlich dunkel.
    Nach meinem Besuch bei Elaine war ich nicht etwa nach Hause gefahren, sondern hatte mich nach ihrer grauenhaften »Das-macht-mir-gar-nichts-aus«-Vorstellung direkt auf den Weg nach La Canada gemacht.
    Glücklicherweise trage ich meistens schwarze Kleidung. Nicht etwa, weil es schlank macht. Ich trage Schwarz, weil es einfach schick ist, schick wie ich. Ich warf einen Blick auf meine Schuhe. Reeboks. Eleganter geht’s nicht. Wenn man ein Herumtreiber ist.
    Auf dem Kiesweg hielt ich inne, lauschte und pirschte mich dann vorsichtig voran. Ich wäre lieber quer über den Rasen gegangen, aber die Rasensprenger liefen wieder. Am unteren Ende von Solbergs Auffahrt blieb ich stehen und warf ganz beiläufig einen Blick die Amsonia Lane hinauf und hinunter. Das Herz klopfte mir bis zum Hals, aber rundum blieb alles still.
    Solbergs Auffahrt hinaufzuwandern, kam mir vor, als würde ich den Mount Everest erklimmen.
    Mein Herz raste wie ein Mixer auf höchster Stufe, als ich an seiner Haustür ankam. Ich machte jedoch ein vollkommen unbekümmertes Gesicht und drückte auf die Klingel. Wie beim letzten Mal brannte drinnen der Kronleuchter, und es ertönte die elektronische Melodie.
    Kein anderes Geräusch weit und breit. Ich versuchte es erneut, drückte auf den Klingelknopf und zählte bis zehn. Immer noch nichts. Die blecherne Melodie verklang. Vielleicht versuchte ich, das Unvermeidbare aufzuschieben, als ich ein drittes Mal klingelte. Aber das Ergebnis blieb dasselbe.
    Wieder sah ich mich um. Ich bin mir ziemlich sicher, ich hätte den Schock nicht überlebt, wäre plötzlich jemand aufgetaucht, aber ich war mutterseelenallein auf weiter Flur. Alles deutete darauf hin, dass ich vollkommen verrückt war.
    Ich hatte zuvor das Büro des Sheriffs angerufen, wo mir kühl mitgeteilt worden war, dass das Polizeirevier von La Crescenta alles Menschenmögliche tat – was, wie ich nach etwa einer halben Minute unseres Gesprächs entschied, so viel bedeutete wie nichts.
    Also nahm ich all meinen Mut zusammen und schlug mich ins Gebüsch. Aus dem Halbschatten heraus beobachtete ich erneut die Gegend um mich herum. Die Rasensprenger surrten. Irgendwo bellte ein Hund die dunklen San-Gabriel-Berge an. Sonst war alles mucksmäuschenstill.
    Ich schluckte meine Bedenken hinunter und machte mich an die Arbeit. Irgendwo hatte ich gelesen, dass mehr als drei Viertel aller Amerikaner einen Schlüssel in der Nähe der Haustür versteckt haben. Aber darauf hatte ich mich nicht verlassen wollen. Stattdessen hatte ich eine unangenehm lange Zeit damit verbracht, mich an alles zu erinnern, was ich über Solberg wusste – an jede von seinem kreischenden Lachen begleitete Unterhaltung, an jede dumme Anmache. Und kurz bevor es mir hochkam, fiel mir eine nachlässig dahingesagte Einladung wieder ein.
    Er war hackedicht gewesen und hatte ziemlich wackelig auf einem Barhocker im Warthog gesessen, wo ich vor Lebzeiten mal gearbeitet hatte.
    »Wann immer du mal die Liebe des PC-Gottes spüren willst, Baby, steht meine Tür dir offen.«
    »Hast du denn keine Angst, Solberg, dass dich eine Cocktailkellnerin mal im Schlaf ermorden könnte?«, hatte ich ihn daraufhin gefragt.
    Er hatte mit seinem kreischenden Esel-Lachen geantwortet, bis ich kurz davor stand, ihn in seinem Whiskey zu ertränken. »Ich bin ein Computergenie, Chrissybaby. Meine Alarmanlage könnte glatt die Welt regieren! Ganz egal, wie viele Schlüssel ich in einem falschen Stein verstecke, an meinem Sicherheitssystem kommt keiner vorbei!«
    Okay. Jetzt stand ich dort und schwitzte wie ein Bär. Zugegeben, das Gespräch hatte vor einer Ewigkeit und einen halben Kontinent entfernt stattgefunden, aber wie heißt es so schön: Die Katze lässt das Mausen nicht. Jede Wette, dass das auch für Computerdeppen mit Untergröße galt.
    Nachdem ich mich ein letztes Mal umgeschaut hatte, war ich mir sicher, dass ich allein war. Ich ging in die Hocke, wobei ich die Schatten im Auge behielt.
    Trotz der Außenbeleuchtung war es im Gebüsch ziemlich dunkel. Und dornig. Ich zerrte einen dornengespickten Berberitzenzweig aus

Weitere Kostenlose Bücher