Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
zu finden. Aber spätestens, als ich nach dem Passwort gefragt wurde, war Ende im Gelände.
Ich starrte weiter vor mich hin. Die Uhr auf dem Bildschirm zeigte an, dass es genau 2 Uhr 44 am Morgen des vierzehnten November war. Ich konnte mich nicht mehr erinnern, wann ich meine letzte Zigarette geraucht hatte. Hieß das jetzt, dass ich auf der dunklen Seite meines Verstandes angelangt war?
Offensichtlich hatte ich dort länger gesessen als angenommen, denn plötzlich flimmerte der Bildschirmschoner auf, und Fotos zogen über das Display. Und wieder war Elaine auf jedem davon abgebildet.
Ich musste würgen. Sicherlich war es ganz nett, mit solch einer Intensität angehimmelt zu werden, vorausgesetzt, der Verehrer war ein menschliches Wesen …
Das war es! Sein Passwort musste etwas mit Elaine zu tun haben!
Ich drückte eine Taste. Der Bildschirm sprang wieder an. Ich tippte »Elaine« ein. Abgelehnt. Genauso »Butterfield«, Elaines Geburtsdatum und »Baby«. Ich versuchte es mit widerlich schmalzigen Worten wie »Liebe«, »Amore«, »Ewig«. Immer noch nichts.
Dann aber traf mich ein wahrer Geistesblitz. Ich tippte »Engelchen« ein, und plötzlich befand ich mich im Inneren des Allerheiligsten.
Er hatte siebenundvierzig Mails in seinem Posteingang. Fassungslos starrte ich auf die Zahl. Wenn ich meine Mails einige Wochen lang nicht abrufen würde, dann hätte ich garantiert an die neuntausend. Klar war da auch immer einer dabei, der ganz versessen darauf war, mir Angebote für Penisvergrößerungen zu schicken, aber da ich entgegen Freuds Aussage keinen Penis haben wollte, betrachtete ich diese Mails als lästigen Müll. Aber selbst wenn Solberg einen spitzenmäßigen Spam-Filter besaß, so müsste er doch mehr als siebenundvierzig Mails bekommen haben, oder? Immerhin war er der PC-Gott. Wahrscheinlich bestellte er sogar seine Big Macs online.
Ich hatte keinen blassen Schimmer, was das zu bedeuten hatte, aber es schien, als hätte er erst kürzlich noch seine Mails abgerufen. Ich warf einen Blick auf die rechte Spalte und sah, dass die älteste Mail vom dreißigsten Oktober stammte – dem Tag, an dem er eigentlich nach L.A. zurückkehren sollte. Ich las jede einzelne Nachricht durch. Zwei stammten von Elaine. Ich überflog kurz den Inhalt und fühlte mich schuldig, so in ihre Privatsphäre einzudringen, aber es gab nicht einmal ansatzweise etwas, was man als Hinweis hätte deuten können. Die anderen Mails waren mehr als langweilig. Trotzdem notierte ich mir die Namen und Adressen der Verfasser. Den Zettel stopfte ich in meine Handtasche, ließ den Blick durch den Raum gleiten und schlich schließlich auf den Flur.
Die meisten anderen Räume im Erdgeschoss machten nicht den Eindruck, als würden sich hier wichtige Erkenntnisse gewinnen lassen, aber dennoch warf ich einen flüchtigen Blick hinein.
Die Küche war noch am interessantesten, aber nur, weil ich im Schrank eine Packung Oreos-Schokokekse fand. Arme Elaine! Es gab keine einzige Flasche ihrer Aloe-Pampe. Tatsächlich gab es hier gar nichts, das irgendwie darauf hinwies, dass Elaine schon einmal hier gewesen war. Kein einziger Krümel ihres Körnerfutters, kein liegen gelassenes Filmskript.
Ich hielt inne und dachte scharf über die Sache nach. War es möglich, dass Elaine noch nie in Solbergs Haus gewesen war? Und falls ja, warum nicht?
Ich probierte einen weiteren Schokokeks und dachte nach.
Vielleicht traute sich Solberg selbst nicht über den Weg und hatte Elaine darum noch nicht mit zu sich nach Hause gebracht? Fürchtete er, ihm könnte einer von seinen saudummen Anmachsprüchen rausrutschen?
Ich suchte im Kühlschrank nach Milch, fand aber nur Cola und ein paar Dosen Red Bull. Da ich jedoch lieber Batteriesäure trinken würde als das Zeug, nahm ich noch einen Keks und setzte meine Suche fort.
Ein paar Minuten später ging ich die Treppe hinauf. Die Stufen knarrten unter meinem Gewicht, aber die Oreos hatten meinen Mut so kräftig angekurbelt, dass ich mich nicht mehr davor fürchtete, hinter jeder Ecke einem eingebildeten Monster zu begegnen. Die Raumaufteilung des Hauses war genau so, wie ich sie noch in Erinnerung hatte. Das Erdgeschoss war riesig, aber das Obergeschoss war kleiner und thronte am Ende der Treppe, um den Rest des Hauses aus der Vogelperspektive betrachten zu können.
Ich begann mit dem Zimmer neben mir. Es war so groß wie ein Gemüsegarten, und beim Betreten fielen einem sofort der Whirlpool, die große Dusche und der
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