Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
einen Kanal. Ich duckte mich.
Er versuchte, mich zu packen. Ich zog die Knie bis zur Brust und trat ihm mit beiden Füßen in die Rippen. Er kippte zur Seite, schlug fluchend auf dem Boden auf und blieb dort auf allen vieren liegen.
Ich rutschte hinters Lenkrad und legte den Rückwärtsgang ein. Jed hatte sich mittlerweile aufgerappelt, kniete neben dem Auto und griff nach dem Lenkrad.
Ich stieß einen Schrei aus und drückte panisch das Gaspedal durch. Die Tür pflügte ihn nieder.
»Du verdammtes Miststück!«, schrie Knoblauchfahne und drehte sich zu mir um.
Ich legte den Vorwärtsgang ein, trat auf das Gaspedal und kurbelte den Lenker nach links. Die Reifen drehten auf dem Schotter durch.
Wir schlingerten vorwärts. Knoblauchfahne schleuderte zur Seite und wurde vom Fahrtwind aus dem Auto gesogen wie eine Motte von der Windschutzscheibe.
Ein klirrendes Geräusch ertönte. Die Heckscheibe zerbarst. Ich schrie auf und ging in Deckung.
Der Cadillac raste in den Straßengraben, machte einen Satz wie ein Belugawal, und plötzlich befand ich mich auf dem Highway. Ich riss das Lenkrad nach rechts, raste quer über die Fahrbahn, fuhr auf den Kiesstreifen neben der Straße und korrigierte die Richtung.
Erst gute zehn Minuten später wurde mir langsam klar, wo ich mich befand und wohin ich gerade fuhr. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass ich noch am Leben war, da meine Nase lief und ich mir vor Angst in die Hose gemacht hatte.
12
Selbst gelegentliche Dummheit
gehört bestraft.
Lieutenant Jack Rivera
A ls ich am nächsten Morgen aufwachte, kam mir die Realität streckenweise seltsam verschwommen vor. Ich lag auf dem Rücken im Bett. Das Deckenlicht war an, genauso wie das im Flur. Das konnte ich sehen, ohne auch nur den Kopf drehen zu müssen.
Erinnerungen überströmten mich wie das Sonnenlicht, das erbarmungslos zum Schlafzimmerfenster hereinstrahlte. »Erbarmungslos« – ein gutes Wort. Offensichtlich arbeitete mein Hirn noch, wenngleich auch auf unterstem Level.
Ich weiß, dass manche Leute es vielleicht komisch finden mögen, dass ich nach den Ereignissen der vergangenen Nacht so gut schlafen konnte, aber ich bin eine Weltklasse-Döserin und möchte meine gottgegebenen Talente einfach nicht einrosten lassen. Verwenden oder verschwenden.
Ich schloss die Augen und wünschte mir nichts sehnlicher, als immer noch bewusstlos zu sein, aber die Erinnerungen meldeten sich immer lauter zu Wort.
Was genau war eigentlich passiert?
Solberg hatte mich angerufen. Vielleicht. Oder jemand anders. Dann hatten mich zwei Kerle überwältigt und in ihr Auto gezerrt. Ich hatte es irgendwie geschafft, wieder zum Restaurant zu kommen, meine Handtasche aus dem Caddy zu fischen und in meinen Saturn zu stolpern.
Mit zitternden Händen hatte ich mehrmals versucht, Solberg anzurufen, ihn jedoch nicht erreicht.
An die Fahrt nach Hause kann ich mich so gut wie gar nicht erinnern. Vielleicht habe ich geweint. Die Chancen standen ziemlich gut, meine Augen fühlten sich nämlich an wie Tennisbälle – angeschwollen und verklebt.
Neben meinem Bett explodierte ein Geräusch. Mit einem Schrei fuhr ich auf und zog die Bettdecke bis zum Kinn hoch.
Es dauerte einen Moment, bis ich merkte, dass das tödliche Geräusch nichts weiter als das Klingeln meines Telefons war.
Meine Hand zitterte, als ich nach dem Hörer griff, ganz zu schweigen von meiner Stimme, die sich seltsam fremd anhörte. »Hallo?«
»McMullen.«
Ich schnappte nach Luft. Es war Rivera.
»Liegst du immer noch im Bett?«
»Mmmm.« Meine Nerven zappelten wie Speck über dem Lagerfeuer. Ich versuchte, meine zitternden Hände in den Griff zu bekommen. »Nein, ich bin auf. Schon seit Stunden.« Keine Ahnung, warum ich log. Vielleicht aus Gewohnheit.
»Ach ja?« Seine Stimme klang geheimnisvoll und rauchig, als würde er hinter jeder Ecke eine Verschwörung vermuten. »Ich dachte, du hättest vielleicht gestern Abend ein Date gehabt.«
»Ein Date?« Meine Stimme quiekte ein wenig. Sag ihm die Wahrheit, dachte ich. Sag sie ihm einfach. Was wäre denn das Schlimmste, das passieren könnte?
Die Möglichkeiten umschwärmten mich wie Fledermäuse. Eine eingezogene Zulassung als Psychologin, meine Mutter, die einfliegt, um die »Dinge wieder geradezubiegen«, Rivera, der mich durch Gitterstäbe hindurch angrinst. Ich räusperte mich. »Nein. Wie kommst du zu der Annahme?«
»Kein bestimmter Grund. Ich werde in ungefähr einer halben Stunde bei dir sein. Ich muss
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