Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
wenig? In meinem Kühlschrank lag eine tote Ratte, die eindeutig bewies, dass ihr Urteil noch recht großzügig ausfiel.
»Aber …« Sie hielt inne. »Ich liebe ihn trotzdem.«
War das nicht ein Hammer? Der Mann besaß den Verstand eines besessenen Zweijährigen, aber sie liebte ihn! Ich lehnte mich auf meinem Holzstuhl zurück und ließ die Worte auf mein benommenes Hirn wirken. »Habt ihr beide schon einmal darüber nachgedacht, euch beraten zu lassen?«
»Eine Beratung?«
»Ich spreche von einer Therapie.«
Es folgte eine lange Pause. »Ich denke nicht, dass er so etwas mitmachen würde.«
Das glaubte ich auch nicht, aber mir fiel noch eine andere Sache ein. »Wo ist er jetzt?«
»Ich denke, er ist in seinem alten Zimmer.«
»Bei Mom und Dad?« Bei dieser Vorstellung musste ich grinsen. Wenn ich mich richtig erinnerte, dann trank Pete ganz gerne ein paar Bier bis in die frühen Morgenstunden hinein und schlief dann ein. Mom dagegen hatte die Angewohnheit, alle um Punkt halb sieben zu wecken. Mit ordentlich Getöse.
»Und was, wenn du ihm vorschlägst, ihn nur dann wieder bei dir aufzunehmen, wenn er eine Paartherapie mit dir macht?«, fragte ich.
»Ich glaube nicht, dass er sich darauf einlässt.«
»Dann musst du ihn ja auch nicht wieder aufnehmen, richtig?« Die Worte waren meinem Mund entschlüpft, bevor ich sie aufhalten konnte. Ich schloss die Augen und schalt mich selbst dafür. Wenn Mutter je davon erfahren sollte, würde sie sich sofort in den nächsten Flieger nach Westen setzen.
»Aber ich … ich liebe ihn doch.«
»Dann musst du dich entscheiden, ob du es ertragen kannst, diesen infantilen …« Wohlweislich hielt ich inne. »Du musst dich entscheiden, was du willst, Holly. Es liegt ganz bei dir.«
Es folgte eine längere Pause. Ich wartete. »Ich ähm …« Sie räusperte sich. »Da ist noch etwas anderes.«
Sie klang irgendwie komisch. Ich spürte ein warnendes Prickeln in meinen Füßen. »Was?«
»Ich bin schwanger.«
Ich war sprachlos. Mir fehlten die Worte. Meine Brüder waren absolute Schwachköpfe. Verhielten sich wie Halbwüchsige. Aber eine Sache gab es, die sie bisher immer richtig gemacht hatten: Sie hatten sich nicht fortgepflanzt. Eigentlich ein Wunder. Bis jetzt jedenfalls …
»Verstehst du?« Ihre Stimme klang nun noch weicher als sonst. »Das ist der Grund, warum ich ihn einfach nur … so akzeptieren kann, wie er ist.«
In meinem Inneren beharrte irgendetwas – gesunder Menschenverstand vielleicht – darauf, dass ich den Mund halten sollte. Was ich aber nicht tat. »Ja, wahrscheinlich hast du Recht«, erwiderte ich. »Das ist genau das, was seine Exfrauen auch getan haben.«
Das Gespräch dauerte eine weitere halbe Stunde, und als ich endlich auflegte, hatte ich ein mulmiges Gefühl.
Den Rest des Tages verbrachte ich damit, auf den Anruf zu warten, der mich aus der Familie verbannte, zu rauchen und nach Hinweisen auf Jed und Lopez zu suchen.
Aber Mom rief nicht an. Ich rauchte eine halbe Packung Virginia Slims, ohne etwas über meine Entführer zu finden.
Aber ich musste Solberg finden. Wenn ich aus dem Gespräch mit Holly etwas gelernt hatte, dann, dass der kleine Computerfreak vielleicht doch nicht ganz so schlimm war. Zugegeben, er war nervig bis dorthinaus und die Luft nicht wert, die Elaine einatmete, aber zumindest hatte er sie nicht geschwängert und sich dann aus dem Staub gemacht. Er hatte ja nicht einmal versucht, mit ihr zu schlafen! Vielleicht liebte er sie wirklich. Vielleicht steckte er tatsächlich bis zum Hals in Schwierigkeiten. Und vielleicht – und das war sogar sehr wahrscheinlich – standen seine Probleme irgendwie in Zusammenhang mit NeoTech.
Das musste ich herausfinden, so viel war klar. Möglicherweise war es dagegen nicht ganz so klar, dass ich zu Hilary Pershings Haus fahren, wie ein hungriges Wiesel durch ihren Garten flitzen und versuchen sollte, einen Blick durch ihr Fenster zu werfen. Aber genau das wollte ich tun, denn irgendjemand hatte bei NeoTech Geld unterschlagen – wahrscheinlich genau die Person, die auch für Solbergs Verschwinden verantwortlich war. Wäre es da nicht einleuchtend, wenn es sich um jemanden handelte, der bedeutend weniger Geld verdiente als der liebe Kollege Solberg?
Um 23 Uhr 42 parkte ich den Saturn gegenüber von Hilary Pershings Haus. Meine Hände waren ganz verschwitzt, aber ich hatte eine Taschenlampe sowie einen Hocker und war fest entschlossen.
Um 23 Uhr 47 stieg ich aus dem Auto. Es war
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