Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
Gelegenheit heilig gesprochen werden sollten. »Was möchten Sie trinken?«, fragte sie.
Ich verschwendete keine Zeit mit irgendwelchem Vorgeplänkel. Stattdessen legte ich einen Zwanzigdollarschein auf den Tisch und sah sie fragend an. »Können Sie sich noch an mich erinnern? Ich war am Freitagabend hier.«
Sie kniff die Augen zusammen, als würde sie sich gerade fragen, warum ausgerechnet sie immer die verrückten Gäste abbekam. »Sie sind ziemlich schnell wieder gegangen«, erwiderte sie. »Ich glaube, Sie waren mit einem Herrn hier.«
»Der Mistkerl!«, fauchte ich giftig.
Sie zog ihre perfekt gezupften Augenbrauen hoch.
»Er war der erste Mann seit drei Jahren, den ich meinem Sohn vorgestellt habe«, erklärte ich, obwohl ich von Natur aus eigentlich keine Lügnerin bin. »Der kleine Tony hat ihn wie einen Vater geliebt!«
Sie starrte mich immer noch wortlos an.
Ich warf ihr einen Blick zu, als sei sie schwer von Begriff. »Der Mistkerl ist fremdgegangen!«
»Ooooh.« Sie nickte, trat vom einen aufs andere Bein und ließ den Notizblock sinken.
»Während ich hier war, bekam ich einen Anruf von einer Freundin. Sie war schon seit Beginn des Semesters krank, und an diesem Tag ging es ihr besonders schlecht. Keuchhusten. Sie musste dringend ins Krankenhaus, und da konnte ich sie doch unmöglich allein hingehen lassen! «
Sie nickte wieder. Ich fühlte den Anflug einer Mischung aus Schuld, Stolz und schwesterlicher Kameradschaft.
»Deswegen bin ich schnell ins Auto gesprungen und hab’ sie ins Huntington gefahren. Und in der Zwischenzeit hat sich Tonys Idol dann mit seiner Ex vergnügt.«
Ich schüttelte den Kopf und sah zum Fenster hinaus. Ich wünschte, ich hätte ein paar dicke Tränen vergießen können, aber keine Chance. Stattdessen biss ich mir auf die Lippe und verzog das Gesicht. »Ich hoffe, dass ich Unrecht habe. Allein schon für Tony.« Ich konzentrierte mich wieder auf Grace. »Aber ich bin es mir schuldig, die Wahrheit herauszufinden.« Ich atmete tief ein und straffte mutig die Schultern. »Darum bin ich hier. Weil ich es einfach wissen muss. Hat er sich hier mit jemandem getroffen, nachdem ich gegangen war?«
Sie überlegte einen Augenblick, dann schüttelte sie langsam den Kopf. »Nein. Er eilte gleich raus, nachdem Sie weg waren.«
»Er eilte raus?«
»Nur Sekunden nach Ihnen. Als ich mit Ihren Bestellungen zum Tisch kam, entschuldigte er sich, legte einen Hunderter auf den Tisch und verschwand.«
»Er hat nichts gegessen …?« Ich hielt inne. »Einen Hunderter? «
Sie zuckte die Achseln. »Er mag ja ein Mistkerl sein, aber geizig ist er nicht. So ist es manchmal.« Sie starrte mich an. »Aber wie dem auch sei – er hat mich jedenfalls nicht um das Rückgeld gebeten, sondern ist einfach rausgelaufen. Ich wundere mich, dass Sie ihn nicht noch auf dem Parkplatz gesehen haben.«
Warum war er so in Eile gewesen? Ich war verwirrt, erinnerte mich aber an meinen oscarverdächtigen Auftritt und fuhr fort. »Ich wette, er ist zu ihr. Konnte es wahrscheinlich kaum noch abwarten. Wissen Sie vielleicht noch, in welche Richtung er gefahren ist?«
Sie lachte kurz. »Machen Sie Witze? Die halbe Zeit kann ich mich nicht einmal mehr an meinen eigenen Namen erinnern!«
Ich holte mir einen Burger bei In-N-Out, da ich gerade in der Nähe war. Wendy’s ist zwar besser, aber die Kette findet man ja überall.
Als ich zu Hause ankam, hörte ich den Anrufbeantworter ab.
Mom’s Stimme ertönte und forderte mich auf, sie zurückzurufen. Was ich nicht tat. Die nächste Nachricht stammte von meinem Augenoptiker, und der letzte Anrufer hatte einfach aufgelegt. Ich sah in der Anrufliste nach – irgendjemand von EU, was auch immer das zu bedeuten hatte.
Mich traf fast der Schlag. Jemand von Electronic Universe hatte angerufen. Mit steifen Fingern wählte ich die Nummer.
Nach dem zweiten Klingeln meldete sich ein Mann.
»Ja«, sagte ich etwas atemlos und angespannt. »Hier ist Christina McMullen. Jemand hat mich von Ihrem Apparat aus angerufen.«
Es folgte eine kurze Stille. »Was war der Grund dafür, Ma’am?«
»Ich bin mir nicht sicher.«
»Wissen Sie denn, wer es war?«
»Nein.«
»Dann tut es mir leid.«
»Rex«, sagte ich schnell, bevor er auflegte. »Ich glaube, es war Rex. Ist er da?«
Wieder folgte eine kurze Pause, bis er mir mitteilte, dass er nachsehen würde. Nach einer Minute war er wieder am Hörer. »Es tut mir leid, aber Rex scheint schon nach Hause gegangen zu
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