Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
sah mich um. Kein Hundebaby weit und breit. Vielleicht plante er ja, sich ein Hundebaby anzuschaffen? Wie böse konnte ein Kerl sein, der Grübchen hatte und beabsichtigte, ein Hundebaby zu sich zunehmen?
Ich schlug die Hände vors Gesicht. Ganz offensichtlich hatte ich den Verstand verloren, dachte ich, und spähte aus den Augenwinkeln auf den Flur hinaus, wo ich eine offene Tür erblickte, die aussah, als würde sie in ein Büro führen.
Einer meiner Professoren an der Uni hatte einmal gesagt, ich sei sehr wissbegierig. Meine Brüder waren der Meinung, ich sei einfach nur verdammt neugierig.
Ich hatte keine Ahnung, ob eine der beiden Einschätzungen stimmte. Jedenfalls schlüpfte ich aus meinen Sandalen und schlich ins Büro hinüber, sobald ich hörte, dass Ross unter der Dusche stand.
Wenn ich wenigstens gewusst hätte, wonach ich suchen sollte, wäre mir schon sehr geholfen gewesen. Aber meine Ahnungslosigkeit war eine der bedauernswerten Wahrheiten, denen ich ins Auge sehen musste. So stand ich also in seinem Büro und sah mich etwas ratlos um. Ich hatte mir die Handtasche fest unter die Schulter geklemmt. Sie war zwar kein Pistolenhalfter, aber das Pfefferspray befand sich darin. Kam also fast aufs Gleiche raus.
Bennet besaß einen schönen Sekretär aus Eichenholz. Der Rollschrank stand offen. Vorsichtig schob ich ihn hoch. Er knarrte. Ich hielt den Atem an. Das Wasser lief immer noch, und die Tür zum Badezimmer war weiterhin fest verschlossen. Ich schob den Rollschrank ganz hoch und durchsuchte flüchtig den Inhalt. Eine Menge Kram war dort in die zwölf kleinen Schublädchen in der Rückwand gestopft oder lag auf der Schreibfläche verteilt. Auf den ersten Blick konnte ich jedoch keine Zettel entdecken, auf denen geschrieben stand: »Ich habe Solberg umgebracht«, oder: »Dein Glück mit Männern hält wie gewohnt an, McMullen: Ich bin ein Mistkerl.« Kein einziger Beweis, der Bennet überführt hätte. Ich wühlte mich durch seine Papiere. Nichts.
Ich öffnete die oberste Schublade auf der rechten Seite. Die war zwar etwas geordneter, aber dennoch wenig hilfreich. Die zwei nächsten Schubladen darunter enthielten Kataloge für Modellflugzeuge und Videospiele.
Als ich die untere linke Schublade aufzog, blieb mir die Luft weg. Darin lag in einer blauen Plastikhülle ein Scheckbuch.
Mein Blick schoss zur Tür. Die Dusche lief noch. Ich schlug das Scheckbuch auf und warf einen Blick auf den Kontostand.
Auf diesem Konto befanden sich keine fünfhunderttausend Dollar. Im Gegenteil, nicht einmal mehr fünfhundert. Ich starrte die Summe an. Bennet war ein leitender Angestellter in einem überaus erfolgreichen Unternehmen. Er schien keinen besonders extravaganten Lebensstil zu haben, wenn man von dem Hunderter, mit dem er im Safari gezahlt hatte, einmal absah. Er machte auch nicht den Eindruck, heroinabhängig zu sein, also warum hatte er nicht mehr Kohle? Ich stopfte das Scheckbuch zurück in die Schublade und versuchte, die nächste zu öffnen, dann die nächste und schließlich die unterste. Sie war verschlossen.
Mir stockte der Atem.
Warum sollte ein Mann, der allein lebte, eine Schublade abschließen? Und, noch wichtiger, wo bewahrte er den Schlüssel auf? Ich suchte jede nur mögliche Oberfläche in diesem Raum ab. Nichts. Jede Menge Kram zwar, aber … nichts. Ich durchforstete die Fächer, jedes einzelne. Wobei ich oben begann und mich horizontal vorarbeitete, von einer Reihe zur nächsten. Ich fand den Schlüssel in einer Schachtel mit Blankoschecks, auf der Meereszenen abgebildet waren.
Mein Blick schoss zum Bad hinüber. Die Dusche lief. Ich packte den Schlüssel und steckte ihn ins Schloss der untersten Schublade. Er passte.
Das Wasser hörte auf zu rauschen. Mein Kopf fuhr hoch. Die Tür war immer noch verschlossen. Ich bewegte den Schlüssel hin und her, aber nichts passierte.
Ich hörte, wie Ross aus der Dusche stieg. Mir blieben nur noch ein paar Sekunden. Ein paar Sekunden, während er sich abtrocknete. Ich versucht erneut, den Schlüssel zu drehen, aber in diesem Moment trat Ross auf den Flur – nass und pudelnackt.
19
Vielleicht gibt es nur einen schmalen Grat
zwischen Liebe und Hass, aber es
macht einen verdammt großen Unterschied,
auf welcher Seite man steht.
Pete McMullen nach
seiner dritten Scheidung
I ch schreckte auf. Fast wären mir die Augen aus dem Kopf gefallen. Zwar hatte ich schon einmal nackte Männer gesehen, aber normalerweise waren sie nicht so …
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