Mörderisch verliebt: Roman (German Edition)
dreidimensional.
»Was zum Teufel machst du da?«, fragte er.
Ich sah zu ihm hoch. Unsere Blicke trafen sich quer durch den Flur hinweg. Seine Augen sahen gar nicht mehr so karibisch blau aus. Sie blitzten dunkel und gefährlich unter den tropfenden Strähnen, als er zu mir trat.
»Ich … ich …« Verzweifelt kramte ich auf der Suche nach dem Pfefferspray in meiner Handtasche herum.
Er kniff die Augen zusammen und beugte sich über den Schreibtisch. »Ich weiß, was du da suchst.« Er machte einen Schritt auf mich zu. Ich taumelte zurück. Er packte mich am Handgelenk. Meine Hand krallte sich um das Pfefferspray.
»Du schnüffelst in meinen Sachen herum«, sagte er und zerrte mich hinter sich her in den Flur.
Mein Herz schlug wie ein Presslufthammer.
»Dann kennst du jetzt also mein kleines Geheimnis.«
Ich schluckte und fragte mich, ob es schon zu spät war, um zu schreien. Oder zu früh, um in Ohnmacht zu fallen.
»Ich bin ziemlich schlampig«, gab er zu, schloss die Bürotür hinter mir und ließ meinen Arm los.
Er grinste. Ich blinzelte und bemerkte mit später Brillanz, dass er von irgendwoher ein Handtuch hervorgezaubert hatte, dass er jetzt vor … sein Ding hielt.
»Und ich bin nicht gerade anständig bekleidet.« Er räusperte sich. »Tut mir leid. Ich dachte, du seist immer noch im Wohnzimmer«, fügte er hinzu und zog sich in das Zimmer zurück, in dem ich sein Schlafzimmer vermutete.
Ich stand da wie vom Blitz getroffen. Ich hörte, wie er im Schlafzimmer umherging.
Ein wahrer Fragenhagel prasselte auf mich ein. War er wirklich so unschuldig, wie seine Grübchen es vermuten ließen? Lief er in seinem Haus immer nackt herum? Warum machte er sich überhaupt die Mühe, Klamotten zu tragen?
Und was zum Teufel befand sich in der untersten Schublade?
Der Schlüssel! Verdammt! Ich hatte den Schlüssel im Schloss stecken lassen!
Ich warf einen verzweifelten Blick in Richtung Schlafzimmer, dann öffnete ich die Bürotür und schlich auf Zehenspitzen hinein, um den Schlüssel aus dem Schloss zu ziehen. Aber irgendetwas überkam mich. Ich will’s mal Neugier nennen. Mit zitternden Fingern drehte ich den Schlüssel um. Das Schloss sprang auf. Ich warf einen Blick auf den Flur. Immer noch niemand zu sehen.
Die Schublade öffnete sich leise. Und darin lag, auf einem Stapel Papiere, ein weiteres Scheckbuch. Verdutzt und ungläubig starrte ich darauf.
Ich hörte, wie Bennet durch das Nebenzimmer tappte.
Ohne groß über die Konsequenzen nachzudenken, packte ich das Scheckbuch. Nebenan schepperte irgendetwas.
Das Scheckbuch fiel mir aus der Hand, auf die Armlehne des Lederstuhls und unter den Schreibtisch.
Verdammt! Hastig machte ich die Schublade wieder zu, zog den Schlüssel ab und schob ihn unter einen Stapel Notizen.
Eine Holzdiele im Schlafzimmer knarzte.
Ich schoss aus dem Büro heraus wie eine gezündete Rakete.
Einen halben Atemzug später kam Ross aus dem Schlafzimmer, während ich eifrig ein Bild an der Wand anstarrte.
Als ich es wagte, Bennet anzusehen, knöpfte er gerade ein limonengrünes Hemd über einer khakifarbenen Hose zu. Ein schmaler Streifen weichen, karamellfarbenen Haars zog sich über seinen Bauch und verschwand in der tief sitzenden Hose. Seine Füße waren nackt. Ich musste schlucken.
»Hi«, sagte er, beugte sich zu mir und gab mir einen Kuss auf die Wange, als wären wir uns gerade an einem sonnigen Tag im Griffith Park begegnet – und nicht, als hätte er vor, mich gleich zu enthaupten und dann meine Leiche im … Griffith Park zu verbuddeln. »Schön, dich wiederzusehen.«
Das schlechte Gewissen überkam mich mit der Wucht einer Abrissbirne. Er war ein netter Kerl, und ich behandelte ihn wie einen Schwerverbrecher. Wie einen attraktiven, schlanken Schwerverbrecher mit einem strahlenden Lächeln und einem Riesen … Na ja, es genügt wohl zu sagen, dass sich ein wenig Wollust unter die Schuldgefühle mischte.
»Hi!«, stieß ich hervor.
Er lächelte mich an. »Du siehst übrigens toll aus!«
»Du …« Ich zwang mich, ihm ins Gesicht zu sehen. »Du hast, ähm … dein Hemd falsch zugeknöpft.«
»Oh, danke«, sagte er und begann von neuem. Ein paar Sekunden lang sah ich einen schmalen Streifen seines nackten Oberkörpers.
Ich schaffte es irgendwie, senkrecht stehen zu bleiben. Vielleicht wegen des schlechten Gewissens. Dieses Gefühl kannte ich nur allzu gut, es war mir quasi schon im Mutterleib eingeflößt worden.
»Schön zu sehen, dass du noch am Leben
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