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Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat

Titel: Mörderische Ärzte: der hippokratische Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Pfeiffer
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rief, ihr Bruder sei ein Mörder. Er habe schon einmal einen Anschlag versucht, und diesmal sei es ihm gelungen.
    Etwa zur gleichen Zeit suchte Dr. Graß den Oberarzt auf und teilte ihm seinen Verdacht auf eine Quecksilbervergiftung mit. Dr. Frick ordnete eine Obduktion des Toten durch einen erfahrenen Gerichtsmediziner an. Dann rief er Dr. Bröcher zu sich und sagte ihm auf den Kopf zu, er habe Oberreuter mit Quecksilber vergiftet.
    Der Oberarzt hatte wütenden Einspruch erwartet. Aber völlig ruhig erwiderte Bröcher: »Ich habe dem Patienten vor einer Woche tatsächlich 15 Ampullen Novasurol gespritzt.«
    »Das ist Mord!« sagte Dr. Frick entsetzt. »Mord! Im Marienhospital!«
    »Halten Sie mich nicht für einen Verbrecher. Ich habe es Frau Oberreuter zuliebe getan. Ihr Mann hat sie misshandelt. Das habe ich nicht länger ertragen können. Ich musste die Frau von ihrem Peiniger befreien.«
    »Begreifen Sie denn nicht, Bröcher, dass das keine Befreiungstat war? Es war Mord!«
    »Ich sehe es nicht als Mord.« Bröcher schüttelte starrsinnig den Kopf. »Nein, nein, kein Mord. Bitte erstatten Sie keine Anzeige, es war doch kein Mord. Es war ein Liebesbeweis.«
    »Die Anzeige erfolgt noch heute.«
    In das Schweigen hinein sagte Bröcher schließlich: »Dann muss ich mich erschießen.«
    Oberarzt Dr. Frick sah sich der makabren Situation ziemlich hilflos ausgeliefert. Zum Patientenmord nun noch der Selbstmord eines Arztes! Eines Kollegen, der in der Klinik ein und aus gegangen war und dem man fahrlässig alle Möglichkeiten gegeben hatte, seinen Mordplan zu verwirklichen!
    »Keinen Selbstmord!« sagte er beschwörend, »ich lasse Ihnen einige Stunden Zeit. Nutzen Sie sie zur Flucht.«
    »Wohin denn soll ich fliehen«, murmelte Bröcher düster.
    »Das weiß ich doch nicht!« rief Dr. Frick entnervt. »Soll ich für Sie vielleicht noch im Kursbuch blättern?«
    Dann ließ sich Frick tatsächlich das Kursbuch bringen, suchte darin und sagte schließlich: »Heute Abend noch kämen Sie bei Kleve über die Grenze.« Und gab sich dann sofort wieder amtlich: »Und jetzt schicken Sie Frau Oberreuter zu mir!«
    Oberarzt Dr. Frick war alles andere als ein Kriminalist. Als er Frau Oberreuter Bröchers Geständnis mitteilte und sie fragte, was sie darüber wisse, zeigte sie sich völlig überrascht. Sie wisse gar nichts. Und wenn Dr. Bröcher tatsächlich ihren Mann vergiftet habe, so habe er es aus Liebe getan.
    Kurz darauf erschienen Bröcher und Emilie erneut in der Klinik und wünschten dringend den Oberarzt zu sprechen. Frick, zwischen Amtspflicht und kollegialer Rücksicht hin und her gerissen, hatte noch immer keine Anzeige erstattet. Er war zu einem Gespräch mit den beiden bereit.
    Bröcher bat ihn nochmals, den Fall auf sich beruhen zu lassen und die Vergiftung auf dem Totenschein nicht zu vermerken. Frick lehnte dieses Ansinnen ab. Fr habe schon eine Obduktion in die Wege geleitet.
    Gegen Abend suchte Emilie allein Dr. Frick auf, und zwar in dessen Wohnung. Sie schlug ihm vor, er möge allein die Obduktion vornehmen und danach einen natürlichen Tod testieren. Frick lehnte ab.
    Emilie verließ ihn, um wenige Minuten später mit Bröcher zurückzukommen. Erfolglos beschworen sie den Oberarzt, die Angelegenheit stillschweigend zu bereinigen. So erklärte Bröcher schließlich: »Dann verabschiede ich mich von Ihnen. In wenigen Stunden bin ich nicht mehr am Leben.«
    Doch Bröcher blieb am Leben. Am nächsten Morgen floh er mit Emilie nach Amsterdam. Hier quartierten sich beide unter falschem Namen in einer Privatpension ein.
    Inzwischen wurde Oberreuters Leiche seziert. Der Gerichtsmediziner Medizinalrat Dr. Plempel stellte als Todesursache Quecksilbervergiftung durch Novasurol fest.
    Oberarzt Dr. Frick erstattete Anzeige. Die Kriminalpolizei leitete eine Fahndung nach Dr. Bröcher und Emilie ein, ohne jedoch auf eine Spur der Flüchtigen zu stoßen.
    Dem Liebespaar in Amsterdam kamen bald Bedenken, ob die Flucht überhaupt sinnvoll gewesen war. Sie hatten nur wenig Geld bei sich und konnten sich auf Dauer nicht verborgen halten. Aber es fehlte ihnen auch der Mut zur Rückkehr.
    Ein Zufall nahm ihnen die Entscheidung aus der Hand.
    Als Bröcher mit Emilie in einem Amsterdamer Restaurant speiste, erblickte er an einem Nebentisch den Kölner Kaplan Clemen, den er recht gut kannte. Bröcher trat zu Clemen und bat ihn um eine seelsorgerische Aussprache. Der Kaplan wusste bereits, dass die Polizei Bröcher wegen Mordes

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