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Moerderische Dividende

Titel: Moerderische Dividende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne George
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auf dem er schnarchte, und wir gingen zu Bett. Irgendwann nachts wurde ich wach und ging zur Toilette. Bei Mitzi und Arthur drüben brannte Licht. Verschlafen fragte ich mich, was dort wohl los war, und hatte ein schlechtes Gewissen, weil ich nicht angerufen und mich nach ihnen erkundigt hatte. Ich würde es morgen nachholen, sagte ich mir.
    Aber am Morgen schob ich den Anruf immer wieder hinaus. Es hatte solch eine Aura der Intimität zwischen Arthur und der Frau geherrscht – ich war mir nicht sicher, was sich zwischen den beiden abspielte. Egal, was Fred sagte, Arthur hatte ihr nicht nur eine Versicherung verkauft.
    Ich kochte Kaffee, schob eine Portion Haferflocken in die Mikrowelle und drückte Fred eine Dose Hühner-Nudelsuppe für sein Mittagessen in die Hand, als er zur Tür hinausging. Nachdem ich meine Ehefrauenpflichten erfüllt hatte, setzte ich mich mit meiner zweiten Tasse Kaffee und den ›Birmingham News‹ nieder.
    Gewöhnlich werfe ich einen Blick auf die Titelseite, lese »Menschen erzählen« auf der zweiten und wende mich dann dem Lokalteil zu. Das tat ich auch an diesem Morgen. Ich las über einen örtlichen Richter, der behauptete, aufgrund seiner Narkolepsie für sein Wegdösen auf der Richterbank nichts zu können, als Mitzi an der Hintertür klopfte.
    »Hast du es schon gelesen?« fragte sie ohne Einleitung, als ich die Tür öffnete, und zeigte auf die Zeitung in meiner Hand.
    »Was gelesen?« Ich war so erschrocken über ihr Aussehen, daß ich einen Moment brauchte, um zu antworten. Mitzi sah aus wie durch den Wolf gedreht. Sie hatte einen pinkfarbenen Chenille-Bademantel an, der schon bessereTage gesehen hatte, und sie war barfuß. Ihre Haare hatte noch kein Kamm berührt. Es war völlig untypisch für Mitzi. Ich mochte mit einem derartigen Aussehen durch den Garten rennen, aber nicht Mitzi. Sie ist der gepflegteste Mensch auf der Welt.
    »Über den Todesfall.«
    »Welchen Todesfall?« Ich weiß nicht, warum ich fragte. Natürlich wußte ich, um welchen es ging. Ich trat zur Seite, und sie kam in die Küche.
    »Na, den Giftmord an Sophie Sawyer.«
    Mitzi ging zum Küchentisch und setzte sich, so als würden ihre Beine sie nicht länger tragen.
    »Sophie Sawyer wurde vergiftet?«
    »Arthur sagte, du wärst gestern dagewesen.«
    »Das stimmt.« Ich setzte mich Mitzi gegenüber; mein Herz klopfte schneller. »Sie wurde vergiftet?«
    »Zweite Seite. Polizeibericht.« Mitzi stützte die Ellbogen auf den Tisch, lehnte sich nach vorn und legte die Hände auf die Ohren, als wolle sie meine Reaktion gar nicht hören.
    Ich blätterte zur zweiten Seite. Der erste Polizeibericht, ein kurzer Absatz, hatte die Überschrift: Verdacht auf Tod durch Vergiftung . Sophie Vaughn Sawyer, 64, sei am Tag zuvor im Eiltempo von einem Restaurant in die Universitätsklinik gebracht und dort für tot erklärt worden. Der vorläufige Autopsiebericht habe zum Inhalt, daß sie einer Vergiftung zum Opfer gefallen sei. Die Polizei ermittle.
    Gänsehaut kroch mir die Arme und die Schultern hoch. Sophie Sawyer ermordet? Irgend jemand hatte die attraktive Frau, die ich am Vortag beim Mittagessen getroffen hatte, getötet? Ich las den Bericht noch einmal. So kurz wieer war, war die Nachricht ihres Todes wohl gerade noch vor Redaktionsschluß hereingekommen.
    »Mein Gott, Mitzi, ich kann das nicht glauben. Das ist ja schrecklich. Wer war sie? Eine von Arthurs Kundinnen?«
    Mitzi senkte den Kopf auf den Tisch und verschränkte die Hände hinter dem Nacken.
    »Seine erste Frau.«
    »Seine was?« Bestimmt hatte ich mich verhört. Ihre Worte wurden vom Tisch gedämpft.
    Aber sie blickte hoch und wiederholte: »Seine erste Frau.«
    Die Worte waren klar und verständlich, aber sie ergaben keinen Sinn. Arthurs erste Frau? Arthur und Mitzi waren seit vierzig Jahren verheiratet. Fred und ich hatten die meiste Zeit davon nebenan gewohnt, und niemand hatte jemals eine erste Ehefrau erwähnt.
    Ich sagte daher etwas unglaublich Blödes. Ich sagte: »Bist du sicher?«
    Mitzi lächelte, nur ganz leicht, aber ihre Mundwinkel hoben sich.
    »Ich bin sicher. Sie waren auf der Highschool ein Paar, und am Tag nach ihrer Abschlußprüfung hauten sie ab nach Bremen, Georgia, und heirateten dort.«
    »Aber warum habt ihr das nie erwähnt?«
    »Sie haben nie zusammengelebt, Patricia Anne. Ihre Eltern bekamen einen Anfall, als sie es herausfanden. Arthurs Familie war der Ansicht, er sei zu jung und würde womöglich nicht, wie von ihnen geplant, aufs

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