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Moerderische Fracht

Titel: Moerderische Fracht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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Al-Qaida bekannte sich dazu und nannte als Grund ausdrücklich die Mohammed-Karikaturen. Und ich habe übrigens nicht nur aus einem Satz auf Dänemark geschlossen, sondern aus dem Gesamtzusammenhang.«
    »Was ist mit dieser komischen Zahlenkombination? ›Neun – elf – vierundfünfzig – zwölf. Alle großen militärischen Operationen haben ihren Namen, und dieser Zahlencode ist unser Name‹, hat der Typ gesagt, den Chasimikow belauscht hat. Könnt ihr das auch erklären?«
    »Können wir«, bestätigte Wenger, »es hat etwas gedauert, aber ich glaube, ich habe eine Idee dazu, obwohl ich sie natürlich nicht beweisen kann. Fragen wir doch unseren Nautiker und künftigen Lotsen: Was sind die Koordinaten der Kadetrinne?«
    Vohrmann grinste und schien auf diese Frage gewartet zu haben.
    »54° 27’ 10“ nördliche Breite, 12 0 11’ 41“ östliche Länge«, sagte er, »jeweils die Gradzahlen in der Koordinatenangabe entsprechen den letzten beiden Zahlen in unserem kaukasischen Zahlenrätsel. Ich glaube, so richtig talentierte Geheimniskrämer sind die Jungs in Grosny nicht.«
    »Sie konnten schließlich nicht wissen, dass sie belauscht würden«, sagte Meiners, »was ist mit den ersten beiden Zahlen?«
    Vohrmann machte eine galante Geste in Richtung Jette Paulsen, um ihr das Wort zu erteilen, und langsam fing unser Expertentrio an, mir auf die Nerven zu gehen. Wenger und Vohrmann erinnerten mich irgendwie an zwei strahlend gut aussehende Beach-Volleyball-Spieler, die sich vor Publikum die Bälle zubaggerten. Paulsen drückte ihre vierte Zigarette aus und hustete ausgiebig.
    »Gut«, sagte sie, »dann will ich auch noch einmal spekulieren. Ich war zunächst verwirrt von der Reihenfolge der Zahlen, bis mir eingefallen ist, dass die Amerikaner erst den Monat und danach den Tag nennen und dass dies hier genauso zutreffen könnte. Jedes Kind in den USA weiß, was nine eleven bedeutet: Es ist der 11. September. The day of the Twin Towers. Ich weiß, dass es auf den ersten Blick extrem unwahrscheinlich klingt, dass sich dieses Datum wiederholt, doch es ist ja nicht nur für die Amerikaner ein Symbol. Für weite Teile der islamischen Welt ist es der Jahrestag des Triumphes schlechthin. Warum sollten Tschetschenen nicht auf die Idee kommen, dass die Russen ebenfalls einen 11. September verdient haben? Es war für uns nicht schwer zu enträtseln, denn wir hatten noch die anderen Informationen aus dem belauschten Gespräch zur Verfügung. Nur allein mit der Zahlenreihe wäre es ziemlich aussichtslos gewesen. Ich glaube, sie haben Ort und Zeit der Party mit vier Zahlen ausgedrückt. Ist doch ziemlich clever, oder?«
    »Ziemlich«, sagte Elena, »die Party ist in knapp drei Tagen.«
    Da Elena die ganze Zeit über still gewesen war, hatte sie jetzt die ungeteilte Aufmerksamkeit. Paulsen, Wenger und Vohrmann starrten sie mit unverhohlener Neugier und einer Spur Misstrauen an.
    »Nur, wenn sich wirklich alles so abgespielt hat«, sagte Paulsen schließlich. »Nichts für ungut, aber alles, was wir haben, sind Informationen aus zweiter Hand. Hörensagen. Wir haben keine Beweise, dass dieses konspirative Gespräch in Grosny wirklich stattgefunden hat, und selbst wenn das der Fall ist, wissen wir nicht, ob dieser Chasimikow alles richtig verstanden hat. Vielleicht hat er was nicht richtig mitbekommen, oder er hat etwas dazugedichtet, um sich interessant zu machen oder mehr Geld herauszuschlagen, was weiß ich. Wir haben nur das, was Chasimikow dir erzählt hat, und dafür gibt es nur dein Wort.«
    Paulsen suchte während sie sprach ihre Handtasche nach Zigaretten ab, forderte jedoch nur ein leeres Päckchen zutage, mit dem sie frustriert herumspielte.
    »Willst du damit andeuten, ich hätte mir das alles nur ausgedacht?«, fragte Elena, und in ihrer Stimme war ein Unterton, der mir an Paulsens Stelle zu denken gegeben hätte.
    »Diesen Punkt hätte ich auch gerne geklärt, bevor wir weiterreden«, sagte ich.
    Jette Paulsen schüttelte den Kopf und knüllte ihre leere Zigarettenpackung verbittert auf Walnussgröße zusammen.
    »Nein, das will ich nicht andeuten. Ich habe mir nur gerade vorgestellt, wie ich diese Geschichte Hannes Monk vom Havariekommando in Cuxhaven erzähle. Mein Bauch sagt mir, dass ihr recht habt. Es kann nur sein, dass das nicht reichen wird.«
    »Vor zwei Jahren hat uns Ole Petersen etwas über die Kadetrinne erzählt«, sagte Anna, »allerdings habe ich das meiste davon vergessen. Wieso ist es dort so

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