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Mörderische Harzreise (German Edition)

Mörderische Harzreise (German Edition)

Titel: Mörderische Harzreise (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Exner
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»Ich denke auch, dass sie ihr gefallen hätte. Papageienfarbene Urnen hatten sie leider nicht. Aber weinrot tut es sicherlich auch.«
    Wie eine kleine Prozession gingen die drei nun in Richtung Wohnzimmer. Zuerst Beate, die jetzt die Urne vor sich her trug, dann Alfonso, und zum Schluss Hans-Ulrich. Beate platzierte die Urne schließlich auf Ferdinands Kamin.
     
    Am späten Nachmittag kam Lilly vorbei. Sie kondolierte Beate und war erstaunt über die Urne: »Aber es ist doch in Deutschland gar nicht erlaubt, die Asche von Verstorbenen zu Hause aufzubewahren. Und Verstreuen ist auch nicht zulässig.«
    Hans-Ulrich schaute sie eindringlich an und antwortete: »Natürlich ist das nicht erlaubt. Aber Elvira wollte es nun mal. Also habe ich den Bestatter bestochen, damit er den Menschen vom Krematorium besticht. Und nun steht sie erst mal auf dem Kamin, die Urne. Äh, ich meine Elvira. Und sobald Beate möchte, dass ihre Mutter der Natur, haha, Mutter Natur übergeben wird, werden wir auf den Achtermann steigen und sie verstreuen. Äh, die Asche. Ich meine Elvira, äh, die Asche von Elvira.«
    Lilly wusste, dass Hans-Ulrich log. Aber sie sagte nichts weiter.
     
    Lilly war heute vorbeigekommen, weil sie hier mit Amadeus verabredet war. Ferdinand wollte einen juristischen Rat von Amadeus einholen. Er wurde seit einiger Zeit gemobbt. Irgendwie war er an einen Verein geraten, der sich dann schließlich als sektenartige Organisation entpuppte. Er hatte mal etwas gespendet, um seine Ruhe zu haben und die Leute an seiner Haustür zum Weggehen zu bewegen. Aber die Spende hatte man als Mitgliedsbeitrag angesehen, den man dann regelmäßig und in steigender Höhe erheben wollte. Außerdem sollte er für irgendwelche Seminare zahlen. Und wenn er nicht daran teilnahm, sollte er sogar noch mehr zahlen. Letztendlich wollten die Leute nur an sein Geld. Als er dann sagte, dass er mit dieser Organisation nichts mehr zu tun haben wolle, begann der Terror. Es kamen immer wieder Leute zu ihm, die ihn bewegen wollten, sich die Sache noch einmal zu überlegen. Zunächst waren sie sehr freundlich, wurden dann aber zunehmend bedrohlich. Und mittlerweile war eine Art Terror entstanden. Als er nicht mehr die Tür öffnete, wurde Sturm geklingelt und geklopft. Man rief in unflätiger Weise, er solle gefälligst öffnen, oder man würde so einiges über ihn erzählen. Frau Kuhfuß hatte schon erwogen, eine Waffe zu kaufen. Ferdinand war dafür, die Polizei zu rufen. Dann fiel ihm ein, dass Lillys Großneffe Amadeus ja Jurist war.

Duderstadt: Michael

     
    Mit dem Tod des Großvaters war von Stefan eine Last abgefallen. Unmittelbar nachdem er ihn ins Jenseits befördert hatte, sofern man daran glaubte, fühlte er sich frei. Er hätte tanzen können vor Wonne. Das Problem der Körperbeseitigung erwies sich nicht als sonderlich schwierig. Er war Schlachter und hatte von frühester Kindheit an zugesehen, wie Tiere getötet und verarbeitet wurden. Wenn es so etwas wie Mitleid gab, dann vielleicht den geschlachteten Tieren gegenüber. Stefan fühlte sich so ausgeglichen wie nie zuvor in seinem Leben. Und so war es höchst unwahrscheinlich, dass er angesichts seiner Tat in einen ethischen Zwiespalt geriet. Trotz des momentanen Hochgefühls war Stefan sich bewusst, dass das plötzliche Verschwinden des verbitterten alten Mannes Fragen aufwerfen würde. Also erkundigte er sich – natürlich wider besseren Wissens – am nächsten Tag in der Nachbarschaft, ob jemand seinen Großvater gesehen habe und meldete ihn im Anschluss daran bei der Polizei als vermisst. Die zuständigen Beamten konzentrierten ihre Ermittlungen zunächst auf das nähere Umfeld des Vermissten, befragten Nachbarn und Angestellte. Auch Stefan wurde mehrfach aufs Revier gebeten, um über sein Verhältnis zu seinem Großvater Auskunft zu erteilen. Als er angab, dass er und der alte Mann seit jeher wie zwei Fremde unter einem Dach lebten und diese Aussage von der Haushälterin bestätigt wurde, wusste die Polizei nicht mehr weiter. Das »naheliegende« Motiv der Habgier als Tatbestandsmerkmal eines möglichen Mordes konnte bereits frühzeitig ausgeschlossen werden. Stefans Vater hatte seinem Adotivsohn sowohl das Wohnhaus als auch den Fleischereibetrieb vermacht. Großvater Amselmann blieb wie vom Erdboden verschluckt und die Ermittlungen wurden eingestellt.
    Die nächsten Jahre verliefen gut. Er machte seine Meisterprüfung. Das Geschäft entwickelte sich. Es kamen Kunden von weither,

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