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Moerderische Idylle

Moerderische Idylle

Titel: Moerderische Idylle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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nicht vorstellen«, fiel Bäckström, der nun in Rage geriet, ihm ins Wort. »Ich denke an das ganze Programm, vom kleinsten Papierfetzen auf der Straße vor dem Tatort über Mülltonnen, Container, Gullys, Winkel und Nischen, Treppenhäuser, Absteigen, normale Wohnungen bis zu Dachböden und Kellern, unübersichtliche Geländeabschnitte und alle ganz normalen Zwischenräume. Ich denke an seltsame Nachbarn, Schurken ganz allgemein, Voyeure, Exhibitionisten, Sexgeile und Psychos. Und dann denke ich an alle normalen Mitbürger, die einfach in ihrem Köpfchen einen Stromausfall erleiden könnten, weil es so verdammt unwahrscheinlich heiß ist und die Hitze einfach kein Ende nehmen will.«
    »Wenn das so ist, dann haben wir nichts gefunden«, erklärte Thoren.
    »Andererseits wird ja noch immer gesucht«, wandte Knutsson ein. »Ich meine, deine Botschaft bei der Besprechung war doch deutlich genug. Und da tun sicher alle ihr Bestes.«
    »Aber bisher wurde nichts gefunden.« Bäckström schaute die beiden fragend an.
    »Nein«, sagte Thoren.
    »Nein«, stimmte Knutsson zu und schüttelte zur Bestätigung seinen runden Kopf.
    »Aber es ist doch schon komisch, dass ein Dussel, der seine eigene Unterhose am Tatort zurücklässt und aus dem Fenster springt, weil die Zeitung durch den Briefschlitz fällt, ganz zu schweigen von all dem Sperma und den Blutflecken und den Fingern, die er offenbar hinterlassen hat, sich einfach in Luft auflöst, sowie er im Freien steht«, sagte Bäckström.
    »Irgendwie rätselhaft ist das schon«, stellte Thoren fest.
    »Ich hab da auch schon drüber nachgedacht«, stimmte Knutsson zu. »Es ist ja wohl kaum so einfach, dass er nur die Unterhose trug, als er sich über das Opfer hergemacht hat… Das sollte natürlich ein Witz sein«, fügte er rasch hinzu, als er Bäckströms Gesicht sah.
    »Sag das nicht«, sagte Bäckström. »Sag das nicht. Wenn wir daran denken, was er offenbar zwei Stunden lang mit dem Opfer gemacht hat und was dann folgte, nachdem er sie umgebracht hatte. Denn da scheint er doch unter die Dusche gegangen zu sein und sich philosophischen Gedanken hingegeben zu haben.«
    »Ja, er wirkt wirklich durch und durch verrückt. So sehe ich das auch«, sagte Thoren.
    »Aber offenbar nicht verrückt genug, um außerhalb des Tatorts Spuren zu hinterlassen«, sagte Bäckström.
    »Vielleicht ist er wieder zu Verstand gekommen, nachdem er Druck abgelassen hatte«, sagte Knutsson und kicherte.
    »Kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Bäckström. »Wenn ich etwas sehe, das aussieht wie ein Glühwürmchen, sich bewegt wie ein Glühwürmchen und ein geheimnisvolles Leuchten ausstrahlt, was sehe ich dann?«
    »Ein Glühwürmchen?« Thoren sah seinen Chef fragend an.
    »Gut, Junge«, sagte Bäckström. »Du hast nicht schon mal mit dem Gedanken gespielt, zur Polizei zu gehen?«
     
    Ehe sie abends zurück ins Hotel fuhren, schauten Bäckström und Rogersson am Tatort vorbei, um einen Blick auf die Wohnung zu werfen. Natürlich waren allerlei Vertreter der verschiedenen Medien hinter den Absperrungen versammelt, und nach der Länge ihrer Teleobjektive zu urteilen, waren sie auch für alle denkbaren polizeilichen Eventualitäten gerüstet. Bäckström blieb hinter dem Lenkrad sitzen, ohne eine Miene zu verziehen, obwohl ein Fotograf fast schon auf ihren Kühler geklettert war, ehe er sich zufriedengab. Dann konnten sie endlich die Sperre passieren, und Bäckström stellte den Dienstwagen vor dem Hauseingang ab, um nicht herumlaufen und sich ganz unnötig fotografieren lassen zu müssen.
    »Verdammte Idioten«, sagte Rogersson, sowie sie im Haus standen. »Komisch, dass sie nicht gleich eine Imbissbude mitgeschleift haben.«
    »Ist sicher zu heiß«, lachte Bäckström. Aber ein Eis wäre jetzt gar nicht schlecht, dachte er.
     
    Die beiden Techniker, die in der Wohnung arbeiteten, machten gerade Kaffeepause, als sie eintrafen, aber da Bäckström und Rogersson keinen Kaffee wollten, stellten sie rasch ihre Tassen weg und boten eine Wohnungsführung an.
    »Wollt ihr die große oder die kleine Tour«, fragte der jüngere Kollege.
    »Die kleine reicht«, sagte Bäckström, während er Plastikhandschuhe überstreifte und mit einer gewissen Mühe und mit Hilfe der Wand versuchte, nicht aus dem Gleichgewicht zu geraten, als er die Plastikhüllen über seine Schuhe zog.
     
    »Vier Zimmer und Küche, Badezimmer, Gäste-WC und die Diele, wo wir jetzt stehen. Insgesamt zweiundachtzig Quadratmeter

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