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Moerderische Kuesse

Moerderische Kuesse

Titel: Moerderische Kuesse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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zu zermartern, aber sie schreckte immer noch davor zurück, mit ihm zu schlafen, und sie war nicht so naiv, anzunehmen, dass sich das vermeiden ließ, wenn sie im selben Bett schliefen. Sie hatte wirklich andere Sorgen als die Frage, ob sie mit ihm schlafen würde, aber sie zögerte dennoch.
    Er fixierte sie mit einem klaren, ruhigen Blick, der ihr verriet, dass er ihre Gedanken lesen konnte, aber er machte keine Anstalten zu beteuern, dass er seine Hände bei sich behalten und nicht versuchen würde, Vorteil aus der Situation zu schlagen. Das verstand sich von selbst.
    »Na gut«, sagte sie.
    Er feixte nicht, er lächelte nicht mal. Er sagte einfach: »Gut.
    Und jetzt erzähl mir das mit dem Grippevirus noch einmal ganz genau. Ich kenne zufällig jemanden in Atlanta, der mir erklären kann, ob so was machbar wäre oder nicht, damit wir nicht losstürmen, um die Welt vor einem unausgegorenen Wahnsinnsplan zu retten, der sowieso nie hinhauen würde.«

    Während sie alles wiederholte, was ihr im Gedächtnis geblieben war, kreuzte er durch die gewundenen Straßen zurück zu ihrer Wohnung. Als er an den Randstein fuhr, meinte er: »Willst du kurz um den Block fahren, bis ich oben war, um zu kontrollieren, ob in deiner Wohnung jemand ist?«
    Lily tippte gegen ihren Stiefelschaft. »Danke, aber das kann ich schon selbst.«
    »Dann kreise ich, so gut ich kann, obwohl es hier weit und breit keinen anständigen Häuserblock zu geben scheint. Und währenddessen rufe ich mal kurz in Atlanta an.«
    »Hört sich gut an.« Sie stieg die Treppe hoch, die sie vor einer
    halben
    Stunde
    heruntergekommen
    war.
    Beim
    Hinausgehen hatte sie sich ein Haar ausgezupft, es angeleckt und einen Zentimeter über dem Boden über Tür und Türrahmen geklebt. Auf dem Holz war das blonde Haar praktisch unsichtbar. Sie bückte sich, sah nach und atmete erleichtert aus. Das Haar war noch da. Niemand war in ihrer Wohnung gewesen. Sie schloss auf, trat ein und sammelte hastig alles zusammen, was sie wahrscheinlich brauchen würde, vor allem Kleidung und Schminkutensilien. Der Himmel allein wusste, wann oder ob sie jemals zurückkehren würde, um die restlichen Sachen abzuholen.

    23
    Jeder hatte ein paar alte Freunde, deren Telefonnummer man nie vergaß. Micah Sumner gehörte allerdings nicht dazu, darum hatte Swain, während Lily in ihrer Wohnung war und ihre Sachen zusammensuchte, alle Hände voll zu tun, gleichzeitig durch die schmalen Straßen zu navigieren, rauf-und runterzuschalten und in sein Handy endlose Zahlenfolgen einzutippen, die ihm als roter Faden durch das elektronische Labyrinth des amerikanischen Auskunftssystems dienten.
    Dann fehlten ihm Zettel und Stift, um die Nummer aufzuschreiben, und ganz besonders eine vierte Hand, um während des Lenkens, Schaltens und Telefonierens schreiben zu können, weshalb er, als ihn die Computerstimme fragte, ob sie ihn verbinden solle, halblaut »Scheiße, meinetwegen«
    grummelte und dann die Ziffer für »Scheiße, meinetwegen«
    drückte.
    Beim fünften Klingeln kamen Swain leise Zweifel, ob überhaupt jemand ans Telefon gehen würde. Aber beim sechsten Tuten hörte er erst ein Rascheln und dann eine schlafvernebelte Stimme fragen: »Ja, hallo?«
    »Micah, hier ist Lucas Swain.«
    »Leck mich am Arsch.« Er hörte ein ausgiebiges Gähnen.
    »Von dir habe ich ewig nichts mehr gehört. Und ehrlich gesagt würde ich auch jetzt lieber nichts von dir hören. Weißt du eigentlich, wie spät es ist, verdammte Scheiße?«
    Swain sah kurz auf die Uhr. »Mal sehen; hier ist es neun Uhr vormittags, also ist es bei euch … drei Uhr früh, stimmtʹs?«

    »Nervensäge.« Das kam unter einem zweiten Gähnen. »Na schön, weshalb hast du mich aus meinem wohlverdienten Schlaf gerissen? Ich hoffe, du hast einen guten Grund.«
    »Das weiß ich noch nicht.« Swain klemmte das Handy zwischen Kinn und Schulter, um schalten zu können. »Was weißt du über aviäre Influenza?«
    »Aviäre Influenza? Du willst mich verscheißern, hab ich Recht?«
    »Nein, die Sache ist so ernst wie ein Herzinfarkt. Ist sie gefährlich?«
    »Für wild lebende Vögel nicht, aber für Zuchtgeflügel schon.
    Kannst du dich noch erinnern, dass vor einigen Jahren … 1997, wenn ich mich recht erinnere … über den Ausbruch der Vogelgrippe in Hongkong berichtet wurde? Damals mussten fast zwei Millionen Hühner geschlachtet werden, um die Seuche einzudämmen.«
    »Zu der Zeit war ich in einer Gegend mit sehr eingeschränktem Fernsehempfang.

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