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Moerderische Sehnsucht

Moerderische Sehnsucht

Titel: Moerderische Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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schüttelte den Kopf und zwang ihre Gedanken in die Gegenwart zurück. » Video aus.« Dann ging sie an den Apparat. » Dallas.«
    » Hier Zentrale, Lieutenant Dallas. Kommen Sie bitte an die Ecke Union Square Park, Park Avenue. Dort wurde eine nicht identifizierte Frauenleiche mit Folterspuren entdeckt.«
    Eve drehte den Kopf und begegnete Roarkes Blick. » Verstanden. Geben Sie auch Detective Delia Peabody und dem Pathologen Morris Bescheid, außerdem rufen Sie Dr. Mira und Commander Whitney an. Ich bin unterwegs.«
    » Ich komme mit. Ich weiß.« Roarke war bereits aufgestanden und trat neben das Bett. » Du gibst keinen guten Köder ab, wenn ich in der Nähe bin, aber die Frau, die dort liegt, muss Gia Rossi sein. Deshalb komme ich mit.«
    » Es tut mir leid.«
    » Ah, Eve.« Seine Stimme wurde rau. » Mir auch.«

18
    Während Eve ihr Heim in der schneebedeckten Landschaft wie ein Gemälde vorgekommen war, hatte Roarke am Fundort der Leiche das Gefühl, als verfolge er ein düsteres Theaterstück. Es herrschte ein fürchterlicher Lärm, alle waren in Bewegung, und im Mittelpunkt lag eine einzelne Gestalt.
    Auf der weißen Decke auf dem weißen Schnee lag der weiße Leichnam. Seine braunen Haare schimmerten im harschen Licht, und von dem bleichen Fleisch hoben sich die Wunden wie gellende Schreie ab.
    Daneben stand seine Frau in ihrem langen, schwarzen Mantel, natürlich wieder einmal handschuhlos. Dieses Mal hatte auch er nicht an ihre Handschuhe gedacht. Sie trug auch keine Kopfbedeckung und hatte einen kalten Blick. Die Inspizientin und zugleich eine der Hauptdarstellerinnen, dachte er. Die Regisseurin und Autorin dieses letzten Akts.
    Sie war voll des Mitleids, das wusste er, und voll des Zorns, der durch ein Gefühl der Schuld mit Ersterem verbunden war. Doch diese komplizierte emotionale Mischung hatte sie gut hinter dem kühlen, scharfen Verstand versteckt.
    Er verfolgte, wie sie mit den Leuten von der Kriminaltechnik, den uniformierten Beamten und anderen Personen, die die winterliche Bühne betraten und wieder verließen, sprach. Dann tauchte auch die treue Peabody in ihrem Mantel, der aussah wie der Panzer einer Schildkröte, und mit einem bunten Schal auf. Zusammen beugten sie und Eve sich über die leblose Gestalt, die im kalten Licht im Mittelpunkt der Bühne lag.
    » Nicht nah genug«, ertönte McNabs raue Stimme neben ihm.
    Roarke lenkte seine Aufmerksamkeit kurz von der grauenhaften Szene auf den anderen Mann. » Was?«
    » Wir sind nicht nah genug an ihn herangekommen.« McNabs Hände steckten in zwei der vielen Taschen s eines leuchtend grünen Mantels und die beiden Enden s eines kühn gestreiften Schals flatterten hinter ihm im kalten Wind. » Wir sind aus einem Dutzend verdammter Richtungen in ein Dutzend verdammter Straßen eingebogen. Kreisen ihn langsam, aber sicher ein, man kann deutlich spüren, dass wir dem Bastard ganz dicht auf den Fersen sind. Aber nicht dicht genug, um Gia Rossi noch zu helfen. Das ist hart. Das geht einem an die Nieren.«
    » Ja.«
    Hatte er in seinem früheren Leben tatsächlich geglaubt, hatte er wirklich angenommen, dass das Wesen eines Cops darin bestand, möglichst empfindungslos zu sein, wunderte sich Roarke . Er wusste, dass er sich geirrt hatte, seit er Eve begegnet war. Sie hatte ihn eines Besseren belehrt. Jetzt stand er schweigend da und lauschte den Texten der Darsteller in diesem grauenhaften Stück.
    » Todeszeitpunkt ein Uhr dreißig. Früher Montagmorgen«, sagte Peabody. » Sie ist seit etwas über sechsundzwanzig Stunden tot.«
    » Er hat sie noch einen Tag behalten.« Eve studierte die in den Torso eingeritzten Zahlen. Neununddreißig Stunden, acht Minuten, fünfundvierzig Sekunden. » Hat sie noch einen Tag behalten, nachdem er mit ihr fertig war. Sie hat nicht lange genug für ihn durchgehalten. Die Wunden sind weniger gravierend und weniger zahlreich als bei York. Irgendetwas ist diesmal schiefgelaufen. Er konnte seine Arbeit nicht so durchführen wie gewohnt.«
    Die Wunden waren weniger gravierend, das sah jetzt auch Peabody. Trotzdem wiesen all die Schnitte, die Verbrennungen und Schwellungen auf grauenhaftes Leiden hin. » Vielleicht wurde er diesmal ungeduldig. Vielleicht ging es ihm dieses Mal vor allem darum, sie zu töten.«
    » Das glaube ich nicht.« Mit ihren versiegelten Fingern griff Eve nach dem Arm der toten Frau, drehte ihn herum und studierte die von den Fesseln herrührenden Abschürfungen. Dann drehte sie ihn wieder um und

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